Santiago de Chile. Hunderttausende Menschen sind in Chile auf die Straße gegangen. Unmut und Sorgen sind groß wegen des privaten Rentensystems.

In Chile haben Hunderttausende Menschen erneut für ein Ende des privaten Rentensystems protestiert. Landesweit gingen am Sonntag (Ortszeit) nach Angaben der Organisatoren mehr als eine Million Menschen auf die Straße, wie die Zeitung «La Tercera» in ihrer Online-Ausgabe berichtete.

Allein in Santiago de Chile demonstrierten nach Polizeiangaben am Sonntag knapp 100.000 Menschen gegen das von der Militärdiktatur Augusto Pinochets 1981 eingeführte System, das die Pensionen an die Rentabilität der Pensionsfonds bindet. Die Organisatoren sprachen von 300.000 Demonstranten in Santiago. Die Kundgebungen fanden auch in rund 50 weiteren Städten statt.

Das Rentensystem, gegen das die Chilenen protestieren, wurde 1981 vom ehemaligen chilenischen Diktator Augusto Pinochet eingeführt. EPA/ESTEBAN GARAY +++(c) dpa - Bildfunk+++
Das Rentensystem, gegen das die Chilenen protestieren, wurde 1981 vom ehemaligen chilenischen Diktator Augusto Pinochet eingeführt. EPA/ESTEBAN GARAY +++(c) dpa - Bildfunk+++ © dpa | Esteban Garay

Die Demonstranten kritisieren, dass das aktuelle Rentensystem viele Menschen in die Altersarmut gedrängt hat. Eine von Gewerkschaften und Sozialverbänden gegründete Bewegung hatte bereits zum zweiten Mal zu diesem Protest aufgerufen. Eine erste Demonstration hatte Ende Juli stattgefunden. Nach Angaben der staatlichen Aufsichtsbehörde der Pensionskassen beziehen die chilenischen Pensionäre durchschnittlich 197.726 Pesos (265 Euro).

Präsidentin Michelle Bachelet hatte schon im Wahlkampf eine Umwandlung in eine staatlich finanzierte Rente versprochen. Jüngst legte sie Reformvorschläge vor, welche die Demonstranten allerdings nicht überzeugen.

Rentner bekommen weniger als sie eingezahlt haben

Chile ist eines der wenigen Länder weltweit, das sein Sozialversicherungssystem privatisiert hat. Mehrere Studien haben die großen Defizite des Rentensystems mit hohen, willkürlich festgesetzten Verwaltungskosten belegt. Zudem bekommen Rentner weit weniger als die eingezahlten Beiträge heraus. Unter Bachelet wurde ein System von staatlichen solidarischen Pensionen mit Mindestrenten für bedürftige Menschen geschaffen. (dpa/epd)