Berlin. Die Lage der Menschen im syrischen Aleppo ist verzweifelt. Ein Video zeigt jetzt auf bedrückende Weise, wie vor allem Kinder leiden.
Es ist das Gesicht, der Blick des kleinen Jungen, der mehr sagt als tausend Zahlen und Fakten. Das Kind sitzt in einem Krankenwagen und starrt apathisch ins Leere. Sein T-Shirt, die Shorts, die Haare, Arme und Beine – alles ist voller Ruß und Staub. Rund um das linke Auge des Kleinen ist Blut zu sehen. Keine Schmerzensschreie, kein Weinen. Nur Apathie. Einmal nur fasst sich der Junge kurz an den Kopf. Im nächsten Moment tragen Rettungskräfte schon das nächste verletzte Kind in den Krankenwagen.
Die Kinder von Aleppo sterben „einen stillen Tod“, hat das UN-Kinderhilfswerk Unicef gerade erst gewarnt. In der nordsyrischen Stadt, die von Rebellen gehalten und seit Monaten von Regierungstruppen belagert wird, ist das Leiden der Menschen trauriger Alltag. Besonders leiden die Kleinsten. Es ist das von Aktivisten der Gruppe Aleppo Media Center (AMC) im Internet veröffentlichte Video des verletzten Jungen aus Aleppo, das die ganze Grausamkeit des Syrienkriegs zu uns bringt.
Der Korrespondent der britischen Tageszeitung „Telegraph“, Raf Sanchez, berichtete auf Twitter, bei dem Kind handle es sich um den fünf Jahre alten Omran Daqneesh. Er sei bei Gefechten in Qaterji, einem Stadtteil von Aleppo, verletzt worden, gemeinsam mit vier anderen Kindern und drei Erwachsenen, schreibt Sanchez. Er beruft sich dabei auf Angaben von Ärzten. Sanchez: „Das ist jeder Tag, jede Stunde in Aleppo.“
Der australische Fernsehsender ABC berichtete zudem, die Bilder seien am Mittwochabend (Ortszeit) in einem von Rebellen besetzten Gebiet Aleppos entstanden, kurz nach einem Luftangriff. Der Junge habe das Krankenhaus noch in der Nacht wieder verlassen können.
Schon mehr als 400.000 Tote im syrischen Krieg
In dem seit rund fünf Jahren andauernden Bürgerkrieg in Syrien sind inzwischen mehr als 400.000 Menschen ums Leben gekommen. In dem Konflikt bekämpfen sich gleich mehrere Kriegsparteien: Assads Regierungstruppen werden in ihrem Kampf gegen die Rebellen massiv von Russland militärisch unterstützt. Eine westliche Koalition unter Führung der USA wiederum fliegt Luftangriffe gegen Stellungen der IS-Milizen, die ihre Machtposition verteidigen in Syrien. Zudem gibt es Berichte, wonach auch die palästinensische Hamas in den Auseinandersetzungen mitmischt.
Seit Monaten steht Aleppo besonders im Fokus der Kämpfe. Zehntausende Menschen sind in der weitgehend zerstörten einstigen Wirtschaftsmetropole eingeschlossen und von der Wasserversorgung abgeschnitten.