Istanbul. Die türkischen Gefängnisse sind völlig überfüllt durch die Verhaftungswelle nach dem Putsch. Der Justizminister fand dafür eine Lösung.

Der Putsch in der Türkei wird zum Glücksfall für viele Kriminelle in der Türkei: 38.000 Sträflinge sollen vorzeitig entlassen werden, kündigte Justizminister Bekir Bozdağ am Mittwoch auf Twitter an. Wer nur noch weniger als zwei Jahre abzusetzen hat, die Hälfte seiner Strafe abgesessen und sich gut geführt hat, kann mit Freilassung rechnen. Ausgenommen seien Mörder, Terroristen und Menschen, die wegen sexuellen Missbrauchs oder Verbrechen gegen den Staat inhaftiert seien.

Das Dekret sei keine Amnesty, schrieb der Justizminister, die Menschen kämen auch nur auf Bewährung frei. Es geht darum, Platz in den Haftanstalten des Landes zu schaffen. In der vergangenen Woche waren aus Justizkreisen Zahlen zu den Festnahmen und Verhaftungen nach dem gescheiterten Versuch am 15. Juli durchgesickert. Demnach waren zu diesem Zeitpunkt in der Türkei seit dem Putschversuch mehr als 35.000 Menschen zumindest vorübergehend festgenommen worden.

Gegen 17.740 von ihnen, also mehr als die Hälfte, sei Haftbefehl ergangen und sie blieben im Gefängnis. Knapp 11.600 Menschen seien wieder freigelassen worden. 5685 Menschen blieben in Gewahrsam. Am vorigen Donnerstag wurde die Festnahme von knapp 650 Richtern und Staatsanwälten angeordnet. (law)