Köln. Präsident Erdogan wirft der EU in einem Interview eine „unehrliche Haltung“ vor. Zudem kritisiert er eine Aussage von Sigmar Gabriel.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Kritik aus Deutschland und der EU an der Diskussion über eine Wiedereinführung der Todesstrafe zurückgewiesen. Die Türkei habe die Todesstrafe im Zusammenhang mit den Beitrittsgesprächen mit der Europäischen Union aufgehoben, sagte Erdogan dem Sender RTL. „Hat sich daraus etwas entwickelt? Wir sind ja nicht einmal Mitglied der Europäischen Union. Wir sind Beitrittskandidat.“

Bei dem vereitelten Putschversuch seien 240 Menschen getötet worden, sagte der türkische Staatspräsident. An einer großen Kundgebung in Istanbul hätten fünf Millionen Menschen teilgenommen und die Wiedereinführung der Todesstrafe gefordert. Erdogan betonte, das Parlament müsse darüber entscheiden. „Und wenn das Parlament solch einen Entschluss fassen sollte, dann werde ich das ratifizieren, weil es mir auch wehtut, weil ich 240 meiner Bürger verloren habe.“

Bedauern über Haltung der EU

Mit Blick auf die EU-Beitrittsverhandlungen warf Erdogan der EU Hinhaltetaktik vor. „Dreiundfünfzig Jahre lang hält uns Europa hin“, kritisierte er. Momentan seien 14 Kapitel der Beitrittsverhandlungen eröffnet, aber noch nicht geschlossen. „Diese unehrliche Haltung der Europäischen Union bedauern wir“, sagte Erdogan. „Doch noch zeigen wir Geduld und werden diesen Weg weiterhin gehen.“

Erdogan kritisierte auch die Aussage von SPD-Chef Sigmar Gabriel, es würde noch mindestens 20 Jahre dauern, bis die Türkei EU-Mitglied werde. „Das macht uns traurig“, sagte der türkische Präsident. Gabriel hatte in einem ARD-Interview gesagt, er glaube nicht, „dass die Türkei in absehbarer Zeit – und jetzt rede ich von zehn, 20 Jahren – die Chance hat, der EU beizutreten“. (epd)