Washington. Hillary Clinton hat ihre Wirtschaftspläne präsentiert. Sie kritisierte Donald Trump scharf – er wolle nur die Reichen reicher machen.

Eine Firma mit Zukunft im Namen. Industrie-Arbeiter im ökonomisch wackeligen „Rost-Gürtel“ Amerikas, die wieder das Blaue am Himmel sehen: Man kann verstehen, warum sich Hillary Clinton diesen Ort ausgesucht hatte, um 600 Gästen und Millionen an den Fernsehgeräten zu erklären, wie im Falle ihres Wahlsieges die Wirtschaft angekurbelt werden soll.

In der blitzblank gewienerten Halle in Warren montiert sehr erfolgreich das Unternehmen „Futuramic Tool & Enginering Co.“. Der Zulieferer aus dem Herzen Michigans versorgte früher nur die Autoindustrie im benachbarten Detroit. Dann kam 2008 die Krise. Aber „Futuramic“ gab sich nicht auf. Spezial-Kunden in der Flugzeug-, Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie wurden gewonnen. Heute expandiert die Firma im Jahrestakt und zahlt vergleichsweise stolze Einstiegsjahresgehälter von 60.000 Dollar. Anpassen. Besser werden. Neu durchstarten. So will Clinton, die sich als „Enkelin eines Fabrikarbeiters und Tochter eines kleinen Geschäftsmanns“ vorstellte, es mit dem ganzen Land halten.

Hillary Clinton ließ sich die Arbeit von
Hillary Clinton ließ sich die Arbeit von © REUTERS | CHRIS KEANE

Nur beiläufig sprach die 68-Jährige über den Dreh-und Angelpunkt ihres Wirtschaftsplans, ein 275 Milliarden Dollar schweres staatliches Konjunkturprogramm für die überfällige Modernisierung von Straßen, Bahnlinien, Flughäfen, Tunneln, Stromnetzen und Entwässerungskanälen noch in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit. Clinton nutzte den Augenblick, um sich demonstrativ – aber ohne Beleidigungen – gegen die Untergangsszenarien ihres Konkurrenten Donald Trump zu stellen. Der hatte zu Wochenbeginn nur wenige Kilometer entfernt seinen Wunschzettel vorgetragen. Tenor: Amerika ist völlig am Ende – nur er könne das Land retten.

Clinton zerreißt Trumps Steuerplan in der Luft

„Donald Trump hat es nicht verstanden. Wir sind viel besser.“ Clinton sprach dem Milliardär die Vertrauenswürdigkeit ab, Amerika wirtschaftlich ertüchtigen zu können. „Er hat früher seine Zulieferer nicht bezahlt, manche gingen bankrott. Er hätte sie bezahlen können, er wollte nicht.“ Clinton stellte heraus, dass Trump, der gegen die Globalisierung wettert wie kein anderer, seine Produkte in Billiglohnländern herstellen lässt. „Warum macht er’s nicht hier?“.

In der Luft zerriss die im Ruf von zu viel Nähe zur Hochfinanz stehende ehemalige Außenministerin den Steuerplan ihres Rivalen. „Trump macht die Reichen reicher.“ Nach Clintons Berechnung würde allein Trumps Familien-Clan durch die Vorschläge des 70-Jährigen „vier Milliarden Dollar Steuern sparen“. Unter Buhrufen aus dem Publikum sagte Clinton: „Unsere Wirtschaft muss für alle da sein. Donald Trump will, dass Amerika für ihn und seine Freunde arbeitet.“

Alle US-Haushalte sollen Internet bekommen

Clintons-Unterstützer wollten Selfies mit der Demokratin machen.
Clintons-Unterstützer wollten Selfies mit der Demokratin machen. © REUTERS | CHRIS KEANE

In ihrer Tour durch den Themenwald, die insgesamt ganzheitlicher geriet als die von Trump, wandte sich Hillary Clinton gezielt an jene Wählergruppe, die bisher Trumps stärkster Rückhalt ist: enttäuschte Industriearbeiter. Ihnen versprach sie neben höheren Löhnen und besserer sozialer Absicherung eine „Renaissance“ der produzierenden Industrie. Dazu gelte es die Wertigkeit von handwerklichen Fähigkeiten zu betonen. „Nicht jeder muss vier Jahre aufs College. Es gibt gute Jobs für Leute ohne Uni-Abschluss.“

Neu klang im Konzert ihrer Vorstöße die Ankündigung, dass alle US-Haushalte bis zum Jahr 2020 Internet-Zugang bekommen sollen. Um die Rolle des Staates als Zahlmeister einzugrenzen, wird zudem eine mit 25 Milliarden Dollar ausgestattete Infrastruktur-Bank „private Investitionen von 250 Milliarden auslösen“. Unternehmen, die aus Ersparnisgründen ihre Zentrale ins Ausland verlagern, will Clinton zur Zahlung einer Exit-Steuer heranziehen. Alles in allem könne ihr Konzept zehn Millionen zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, erklärte Clinton. Die Belegschaft von „Futuramic“ sagte später: Unmöglich ist nichts.

Diese Promis helfen im US-Wahlkampf

Popstar Katy Perry singt für Hillary Clinton: Das hat der 68-Jährigen zwar bisher nicht mehr Attraktivität bei jungen Wählern gebracht, aber vermutlich ein paar Dollar für den Wahlkampf. Perry trat ...
Popstar Katy Perry singt für Hillary Clinton: Das hat der 68-Jährigen zwar bisher nicht mehr Attraktivität bei jungen Wählern gebracht, aber vermutlich ein paar Dollar für den Wahlkampf. Perry trat ... © REUTERS | MIKE SEGAR
... bei einem Benefiz-Konzert auf, bei dem Spenden für den Wahlkampf der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin gesammelt wurden. In den USA unterstützen viele Show-Stars Politiker, die sich ums höchste Amt des Landes bewerben.
... bei einem Benefiz-Konzert auf, bei dem Spenden für den Wahlkampf der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin gesammelt wurden. In den USA unterstützen viele Show-Stars Politiker, die sich ums höchste Amt des Landes bewerben. © REUTERS | MIKE SEGAR
Bei dem Konzert in der Radio City Music Hall in New York trat auch Schauspieler und Sänger Jamie Foxx auf. Zu ...
Bei dem Konzert in der Radio City Music Hall in New York trat auch Schauspieler und Sänger Jamie Foxx auf. Zu ... © Getty Images | Andrew Renneisen
... Clintons Unterstützern zählt außerdem die britische Pop-Legende Elton John. Den Musiker kennt die Politikerin schon ...
... Clintons Unterstützern zählt außerdem die britische Pop-Legende Elton John. Den Musiker kennt die Politikerin schon ... © REUTERS | REUTERS / EDUARDO MUNOZ
... lange. Das Bild zeigt ein Treffen im Jahr 2002, als Clinton Senatorin war. Auch ...
... lange. Das Bild zeigt ein Treffen im Jahr 2002, als Clinton Senatorin war. Auch ... © REUTERS /
... Basketball-Legende Earvin „Magic“ Johnson unterstützt Clinton in ihrer Bewerbung für die Nominierung als demokratische Präsidentschaftskandidatin. Ebenfalls keine neue Freundschaft, das Bild zeigt Johnson und Clinton im Jahr 2008.
... Basketball-Legende Earvin „Magic“ Johnson unterstützt Clinton in ihrer Bewerbung für die Nominierung als demokratische Präsidentschaftskandidatin. Ebenfalls keine neue Freundschaft, das Bild zeigt Johnson und Clinton im Jahr 2008. © REUTERS | REUTERS / BRIAN SNYDER
Alte Bekannte: Als Hillary Clinton noch First Lady war, saß Robert De Niro schon am Tisch der Präsidenten-Familie: Der Schauspieler (r.) unterstützt die 68-Jährige ebenso im Wahlkampf wie ...
Alte Bekannte: Als Hillary Clinton noch First Lady war, saß Robert De Niro schon am Tisch der Präsidenten-Familie: Der Schauspieler (r.) unterstützt die 68-Jährige ebenso im Wahlkampf wie ... © REUTERS | REUTERS / Mike Segar
... Comedy-Star Amy Schumer (l.), die zusammen mit Sängerin Pink (r.) mit der Politikerin in der Talk-Show von Comedienne Ellen DeGeneres (2.v.r.) auftrat.
... Comedy-Star Amy Schumer (l.), die zusammen mit Sängerin Pink (r.) mit der Politikerin in der Talk-Show von Comedienne Ellen DeGeneres (2.v.r.) auftrat. © REUTERS | REUTERS / LUCAS JACKSON
Schon 2008 setzte sich Schauspielerin Eva Longoria für Hillary Clinton ein – bevor die sich im Kampf um die Nominierung der Demokraten Barack Obama geschlagen geben musste. 2016 unterstützt Longoria wieder die Frau, die die erste Präsidentin der USA werden will.
Schon 2008 setzte sich Schauspielerin Eva Longoria für Hillary Clinton ein – bevor die sich im Kampf um die Nominierung der Demokraten Barack Obama geschlagen geben musste. 2016 unterstützt Longoria wieder die Frau, die die erste Präsidentin der USA werden will. © Reuters | REUTERS / JESSICA RINALDI
Immobilien-Tycoon Donald Trump (l.) hat in seinem Milliardärs-Jetset-Leben zwar viele Stars getroffen – etwa den Schauspieler Sean Connery (r.). Doch von denen, die auf eine Präsidentschaftskandidatur des 69-Jährigen hoffen, ist noch keiner öffentlich für Trump in Erscheinung getreten.
Immobilien-Tycoon Donald Trump (l.) hat in seinem Milliardärs-Jetset-Leben zwar viele Stars getroffen – etwa den Schauspieler Sean Connery (r.). Doch von denen, die auf eine Präsidentschaftskandidatur des 69-Jährigen hoffen, ist noch keiner öffentlich für Trump in Erscheinung getreten. © REUTERS | REUTERS / SETH WENIG
Schauspieler Orlando Bloom schüttelte Trump zwar die Hand, ...
Schauspieler Orlando Bloom schüttelte Trump zwar die Hand, ... © REUTERS | REUTERS / MARIO ANZUONI
... Hollywood-Star Sandra Bullock umarmte den Milliardär sogar bei einem Treffen und ...
... Hollywood-Star Sandra Bullock umarmte den Milliardär sogar bei einem Treffen und ... © REUTERS | REUTERS / LUCAS JACKSON
... Schauspielerin Demi Moore war Trumps Gast bei einer Hotel-Eröffnung in Dubai: Doch alle diese Begegnungen passierten vor Trumps Bewerbung um die Nominierung der Republikaner als Präsidentschaftskandidat, da ging es nicht um politische Unterstützung. Sänger Kid Rock dagegen würde Trump gern als Präsidenten sehen, genauso wie ...
... Schauspielerin Demi Moore war Trumps Gast bei einer Hotel-Eröffnung in Dubai: Doch alle diese Begegnungen passierten vor Trumps Bewerbung um die Nominierung der Republikaner als Präsidentschaftskandidat, da ging es nicht um politische Unterstützung. Sänger Kid Rock dagegen würde Trump gern als Präsidenten sehen, genauso wie ... © REUTERS | REUTERS / LUCAS JACKSON
... Ex-Wrestler Hulk Hogan, ...
... Ex-Wrestler Hulk Hogan, ... © REUTERS | DANNY MOLOSHOK
... der frühere Boxer Mike Tyson oder ...
... der frühere Boxer Mike Tyson oder ... © dpa | Justin Lane
... „Kiss“-Bassist Gene Simmons. Doch von denen hat sich bisher niemand neben Trump auf eine Bühne oder vor eine Kamera gestellt.
... „Kiss“-Bassist Gene Simmons. Doch von denen hat sich bisher niemand neben Trump auf eine Bühne oder vor eine Kamera gestellt. © REUTERS | DANNY MOLOSHOK
Die Schauspielerin Susan Sarandon (r.) hat 2008 noch Hillary Clinton im Wahlkampf unterstützt. 2016 wirbt sie für Clintons demokratischen Widersacher Bernie Sanders. Sie ist nicht die einzige, auch Satirikerin Sarah Silverman ist übergelaufen. Begründet hat sie das so: „Ich war früher für Hillary. Aber Bernie ist nicht käuflich.“
Die Schauspielerin Susan Sarandon (r.) hat 2008 noch Hillary Clinton im Wahlkampf unterstützt. 2016 wirbt sie für Clintons demokratischen Widersacher Bernie Sanders. Sie ist nicht die einzige, auch Satirikerin Sarah Silverman ist übergelaufen. Begründet hat sie das so: „Ich war früher für Hillary. Aber Bernie ist nicht käuflich.“ © REUTERS | REUTERS / MARK KAUZLARICH
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