Istanbul. Tausende sitzen nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei weiter in Haft. Die Zahl der Todesopfer ist dagegen nicht völlig klar.

Im Zusammenhang mit dem Putschversuch in der Türkei haben die Behörden inzwischen mehr als 17.000 Verdächtige in Untersuchungshaft genommen. Insgesamt seien 35.022 Menschen festgenommen worden, hieß es am Donnerstag aus Regierungskreisen in Ankara. Davon seien 11.597 wieder freigelassen worden. 5685 seien in Polizeigewahrsam und warteten auf einen Beschluss des Haftrichters. Gegen 17.740 sei bereits ein Haftbefehl verhängt worden.

Der Regierungsvertreter sagte weiter, den Putschisten seien 240 Menschen zum Opfer gefallen: 172 Zivilisten, 63 Polizisten und fünf Soldaten. 2195 Menschen seien verletzt worden. Zur Zahl der getöteten Putschisten macht die Regierung seit längerem keine Angaben mehr. Zuletzt war von 24 die Rede gewesen. „Wie bei Selbstmordanschlägen und Terrorangriffen veröffentlichen wir keine Zählung getöteter Terroristen“, sagte der Regierungsvertreter am Donnerstag.

Nach einem Dekret von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan können Festgenommene während des geltenden Ausnahmezustands bis zu 30 Tage in Polizeigewahrsam gehalten werden, bis sie einem Haftrichter vorgeführt werden müssen. Zuvor waren es vier Tage. Den Verdächtigen wird vorgeworfen, Anhänger des Predigers Fethullah Gülen zu sein, den Erdogan für den Putschversuch vom 15. Juli verantwortlich macht.

Türkische Diplomaten nach Italien geflohen

Nach dem Putschversuch in der Türkei sind zwei in Griechenland stationierte Diplomaten nach Angaben des türkischen Außenministers nach Italien geflohen. Es handele sich dabei um einen Militärattaché der Marine und um einen Attaché der Streitkräfte, sagte Mevlüt Cavusoglu am Donnerstag dem türkischen Sender NTV.

Die beiden hätten Griechenland gemeinsam mit ihren Familien am vergangenen Samstag mit einer Fähre verlassen. Es bestehe der Verdacht, dass die Verdächtigen von Italien aus weiter zu Verwandten in die Niederlande reisten. „Wir werden diese zwei Verräter in die Türkei zurückholen“, sagte Cavusoglu. (dpa)