Köln/Berlin. Wird der größte muslimische Verband in Deutschland aus der Türkei gelenkt? Die Ditib weist den Verdacht aus der Politik weit von sich.

Der größte islamische Dachverband in Deutschland, Ditib, hat Vorwürfe wegen zu enger politischer Verbindungen zur türkischen Staatsführung zurückgewiesen. Sprecher Zekeriya Altug wehrte sich gegen den Verdacht, die Ditib sei ein verlängerter Arm von Präsident Recep Tayyip Erdogan oder Ankaras Sprachrohr in die Klassenzimmer hinein. „Diese Unterstellung entbehrt eindeutig jeglicher Grundlage“, sagte der Leiter der Außenbeziehungen beim Ditib-Bundesverband der Deutschen Presseagentur.

Politiker aus unterschiedlichen Lagern hatten zuletzt von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) eine klare Abgrenzung zu Erdogan verlangt. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) plädierte dafür, nicht zuzulassen, dass sie den islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen mitgestaltet. Grünen-Chef Cem Özdemir hatte gesagt: „Religionsunterricht durch die Ditib bedeutet momentan, dass wir Erdogan seine Ideologie direkt in unseren Schulen verbreiten lassen.“

Ditib: Keine Fremdsteuerung aus der Türkei

Altug betonte, der innertürkische Konflikt solle nicht in die deutschen Moscheegemeinden getragen werden. In einer Erklärung aller 15 Ditib-Landesverbände aus Köln hieß es am Montagabend: „Sämtliche Unterstellungen der Fremdsteuerung, der politischen Einflussnahme aus der Türkei, der politischen Agitation und der Gefährlichkeit unserer Religionsgemeinschaft weisen wir aufs Schärfste zurück.“

Der Ditib-Sprecher fügte mit Blick auf die Debatte über den Islam-Unterricht und eine Anerkennung als Religionsgemeinschaft hinzu: „Seit 2010 sind mehrere Länder-Gutachten zu dem positiven Ergebnis gekommen, dass wir die Kriterien für diesen Status erfüllen und auch die Kriterien, um Religionsunterricht an öffentlichen Schulen durchzuführen.“ Er rechne damit, dass eine derzeit noch laufende Prüfung auch in Nordrhein-Westfalen positiv ausgehe.

Anerkennung als Religionsgemeinschaft in NRW fraglich

Der Chef der NRW-Staatskanzlei, Minister Franz-Josef Lersch-Mense, sagte dagegen der dpa: „Die Ereignisse in der Türkei werfen auch auf den Anerkennungsprozess der islamischen Verbände in NRW ein neues Licht und verstärken die Zweifel, ob die Ditib den Kriterien zur Anerkennung als Religionsgemeinschaft entspricht.“ Man werde „alle damit in Zusammenhang stehenden Fragen sorgfältig, ergebnisoffen und ohne Zeitdruck prüfen“. (dpa)