Berlin. Facebook löscht ein Video, in dem das Jüdische Forum die rechte Demo „Merkel muss weg“ in Berlin dokumentiert. Offenbar ein Versehen.

Einmal mehr Unverständnis und Empörung in sozialen Netzwerken über die Löschstrategie von Facebook: Dort wurde ein Video des „Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus“ (JFDA) gelöscht. Der knapp sieben Minuten lange Film war ein mit Text kommentierter Zusammenschnitt von Szenen der Demonstration „Merkel muss weg“ am 30. Juli in Berlin. Angemeldet hatte die Kundgebung mit 1300 Teilnehmern eine Initiative „Wir für Berlin & Wir für Deutschland“. Das Video dokumentierte fremdenfeindliche und hasserfüllte Sprüche auf Flaggen und T-Shirts.

Die JFDA-Vorsitzende Lala Süsskind erklärte in einer Stellungnahme, sie sei „sprachlos. Unsere Mitarbeiter werden permanent bei der Ausübung ihrer Tätigkeit auf Demonstrationen angegriffen und unsere Beiträge im Internet gelöscht. Wir fordern Facebook auf, unsere Inhalte umgehend wiederherzustellen“. In dem Beitrag ist das auf Youtube nicht gelöschte Video verlinkt.

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Mutmaßlich ist das Video von Mitarbeitern von im Auftrag von Facebook tätigen Unternehmen irrtümlich gelöscht worden, weil es vielfach als Verstoß gegen die Gemeinschaftsstandards gemeldet worden sein könnte. In rechten wie in linken und bürgerlichen Kreisen wird regelmäßig aufgerufen, Inhalte zu melden. Süsskind nimmt den Vorfall auch zum Anlass für eine Forderung: „Wir müssen gemeinsam mit staatlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen Strategien entwickeln, um den perfiden Einschüchterungsversuchen der extrem Rechten entgegenzuwirken.“

Die JFDA hatte die Folgen von massenhaften Meldungen bereits vor einigen Wochen zu spüren bekommen, als Youtube erst nach Einspruch und längerer Prüfung die Sperre eines Videos aufhob. Diesmal hat Facebooks Löschteam offenbar falsch reagiert.

Facebook beschreibt sein Vorgehen nach dem Melden von Beiträgen selbst ausführlich. Nachdem Facebook einen Beitrag von WDR-Moderator Jürgen Domian unwiederbringlich gelöscht hatte, hatte sich Facebook-Sprecherin Tina Kulow mit einem Posting gemeldet: Die Melde-Systeme seien dafür entwickelt, Menschen vor Missbrauch, Hass-Rede und Mobbing zu schützen. „Es ist bedauernswert, dass gelegentlich Fehler gemacht werden, wenn solche Reports bearbeitet werden.“

Gleichlautend nimmt Facebook auch in diesem Fall Stellung. Nach Informationen unserer Redaktion will Facebooks Lobby-Abteilung aber Kontakt aufnehmen zum JFDA und sich dort auch entschuldigen. Ob das Video auf Facebook wiederhergestellt werden kann, war am Freitag Nachmittag zunächst unklar.