Berlin. Nach dem Putschversuch ist die Lage in der Türkei gespannt. An eine Fluchtwelle nach Deutschland glaubt die Türkische Gemeinde nicht.

Trotz der politischen Unruhen und der Verfolgung von Regierungsgegnern erwartet die Türkische Gemeinde in Deutschland keine große Fluchtbewegung aus der Türkei nach Deutschland. „Die Lage ist kritisch, Menschen versuchen auszureisen, aber vor allem auch in Staaten etwa in Asien, weil dort der Lebensstandard bezahlbar ist und auch die Einreisebestimmungen nicht so scharf sind“, sagte der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoğlu, unserer Redaktion. „Der Putsch hat an dieser Situation aber nicht unbedingt etwas geändert. Ich erwarte keine große Fluchtwelle.“ Die Menschen würden eher abwarten, wie sich die Situation entwickele, hob Sofuoğlu hervor.

Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), Gökay Sofuoğlu.
Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), Gökay Sofuoğlu. © dpa | Gregor Fischer

Zudem kritisierte Sofuoğlu die zugespitzte Debatte in Deutschland über den EU-Beitritt der Türkei und die Rolle der Türken in Deutschland. „Wer jetzt die doppelte Staatsbürgerschaft kritisiert oder die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei angreift, der spielt genau das Spiel von Erdogan mit“, sagte Sofuoğlu. „Wir dürfen uns nicht in dessen Rhetorik verlieren, die ja genau eine Polarisierung der Türken in Deutschland gegen die EU und Deutschland erreichen will.“

Er merke in der Türkischen Gemeinde, dass „die türkischen Mitbürger in Deutschland immer weiter polarisiert sind zwischen Erdogan-Gegner und Erdogan-Befürworter“. Sofuoğlu hob hervor: „Das muss aufhören. Wir brauchen eine sachliche Debatte.“ (gau)