Berlin. Die Strapazen der Flucht nachzuempfinden, ist fast unmöglich. Ein BBC-Video verwandelt das eigene Smartphone in ein Flüchtlingshandy.

Nahezu alle Flüchtlinge besitzen ein Smartphone. Doch für sie ist es kein Luxusartikel, kein Spielzeug. Für die vielen Menschen auf der Flucht ist das Handy so wichtig wie Essen, Wasser oder ein Dach über den Kopf. Es sichert ihnen den Kontakt zu ihrer Familie, es gibt ihnen Auskunft darüber, wo sie gerade sind. Mit einem Video, das im Idealfall auf dem Handy angeschaut werden sollte, will die Hilfsorganisation BBC Media Action zeigen, warum das Smartphone für Menschen auf der Flucht unverzichtbar ist – vielleicht überlebenswichtig.

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Eine Nachricht ploppt auf deinem Display auf. „Wo bist du?“, fragt dein Vater. „Auf dem Boot“, tippst du. „Ich weiß nicht, wo.“ Deine SIM-Karte funktioniert nicht, du kannst das Internet nicht nutzen, lässt dich dein Handy wissen. Dein Akku neigt sich dem Ende. „Hast du GPS?“, fragt dein Vater besorgt. Mit ein paar Klicks kannst du ihm die Koordinaten senden: „38°52’18’’ N 26°29’57’’ E.“ – „Du steuerst auf Griechenland zu – du erreichst Europa!“, schreibt dir dein Vater aufgeregt zurück.

Situation der Flüchtlinge greifbar machen

Das Video verwandelt das eigene Handy in das Smartphone eines Flüchtlings. Drei Minuten lang begibt sich der Zuschauer quasi selbst auf die gefährliche Reise von Izmir in der Türkei über das Mittelmeer nach Griechenland. Es wird zum Begleiter in einem Flüchtlingscamp. Für die Nutzer wird das, was Tausende von Menschen aus Ländern wie Syrien, Afghanistan oder dem Irak weitab von der Heimat erleben, ein wenig greifbarer. Es geht darum, sie möglichst realitätsnah in die Situation der Flüchtlinge hineinzuversetzen.

Du drehst ein kurzes Video: Verwackelte Bilder vom Meer. Das Festland liegt nur wenige Hundert Meter weit entfernt vor dir im schummerigen Licht. Voll besetzte Schlauchboote. Ein Mann, angespannter Blick, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Menschen, die in die Wellen springen. Kinder. Wieder kein Internet.

Aktuelle Flüchtlingskrise ist erste ihrer Art im digitalen Zeitalter

Die aktuelle Flüchtlingskrise ist anders als jede andere große Fluchtbewegung zuvor. Es sei die erste Flüchtlingskrise im digitalen Zeitalter, heißt es in dem BBC-Video. Der Clip zeigt nicht nur, wie die Flüchtlinge moderne Kommunikation nutzen, um die nächsten Schritte zu planen. Wie die Menschen in Echtzeit wichtige Informationen von Familienmitgliedern bekommen, die sie in der Heimat zurückgelassen haben. Die Technik im Modernen Zeitalter ermöglicht es auch anderen, nicht betroffenen Menschen, am Schicksal der Flüchtlinge teilzuhaben. Unmittelbar, mit unverstelltem Blick, aus der Sicht der Flüchtenden selbst.

Die Grenzen sind dicht, informiert dich deine Familie. „Kehr um“, rät sie dir. Doch du hast kaum Zeit, zu antworten. In deinem Camp kommt es zum Streit zwischen den Bewohnern. Die Situation eskaliert. Dein Handy fällt zu Boden, die Scheibe deines Display springt. Du kannst kaum lesen, was auf dem Display steht. Der Akku ist fast leer. Was jetzt? Eine Fehlermeldung öffnet sich auf deinem Smartphone. Sie lässt sich nicht schließen, egal wie oft du darauf klickst.

„Die Flüchtlingskrise verschwindet nicht“, ist die Botschaft der BBC Media Action. Die Krise lässt sich nicht einfach wegklicken. Sie ist da. Sie ist real. Man kann die Augen vor ihr nicht verschließen. Die BBC Media Action ist eine Entwicklungshilfe-Organisation des britischen Senders BBC. Ihr Ziel ist es, durch Medieneinsatz und Kommunikation weltweit Armut zu reduzieren, die Gesundheitsversorgung zu verbessern und Menschen darin zu unterstützen, ihre Rechte zu kennen und einzufordern. Mit ihrem Video lenkt sie die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Schicksale der Flüchtlinge – einmal mehr. Vielleicht kann es nicht oft genug sein.