Berlin. Die AfD legt nach den jüngsten Anschlägen in der Wählergunst zu. Dabei profitiert die Partei offenbar von der Angst in Deutschland.

Deutschland erlebt einen Sommer der Gewalt – und davon profitiert die AfD. Die Partei legt nach den Terroranschlägen in der Wählergunst zu. Laut einer Emnid-Umfrage für „Bild am Sonntag“ steigt die AfD um zwei Prozentpunkte auf zwölf Prozent. Zuvor waren die Werte leicht rückläufig.

Und: Nach eigenen Angaben gewinnt die AfD in diesen Tagen auch neue Mitglieder dazu. Seit dem Tag vor rund zwei Wochen, an dem das Axt-Attentat von Würzburg geschah, treten laut einer Statistik der AfD, über die „Bild“-Zeitung berichtet, jeden Tag durchschnittlich 50 Menschen in die Partei ein. Die AfD behauptet, sie habe nun fast 24.000 Mitglieder, so viele wie noch nie.

Die Partei profitiert ganz offenbar von der Angst, die die Menschen in Deutschland haben. Alexander Häusler, Rechtsextremismus-Forscher an der Fachhochschule Düsseldorf, glaubt, dass die AfD-Politiker im Internet eine Empörungsspirale bedienen. „Sie nutzen die Angst der Menschen nach den Anschlägen aus, um sich als Ordnungsmacht in Szene zu setzen“, sagte der Sozialwissenschaftler dem WDR.

AfD-Politiker werben nach Anschlägen für sich

So schrieb etwa AfD-Chefin Frauke Petry auf Facebook: „Würzburg, Reutlingen, Ansbach ... Ist Ihnen Deutschland nun bunt genug, Frau Merkel?“ Hier wird suggeriert: Jeder Flüchtling oder Muslim ist ein potenzieller Killer. Nach den Schüssen von München twitterten mehrere AfD-Politiker: „#afdwählen“.

André Poggenburg, Landesvorsitzender der AfD Sachsen-Anhalt.
André Poggenburg, Landesvorsitzender der AfD Sachsen-Anhalt. © dpa | Sebastian Willnow

Es ist ein Spiel mit den Ängsten der Deutschen. „Sie übersetzen die Angst in Feindbilder, hier konkret das der Muslime“, sagt Häusler. Das passt zur strategischen Ausrichtung der rechtspopulistischen und in Teilen rechtsextremen Partei. Im vergangenen Jahr setzte die AfD noch voll auf das Thema Flüchtlinge. Jetzt liegt der Fokus auf der Anti-Islam-Orientierung. Anfang Mai hatte die AfD auf ihrem Bundesparteitag ein Kapitel ihres Grundsatzprogramms, in dem es unter anderem heißt „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“, mit großer Mehrheit beschlossen.

Auch Erdogan-Demonstration in Köln wird thematisiert

Der AfD-Ton im Internet ist oft rechthaberisch und provokant. Nach dem Motto: Wir haben es vorausgesagt. Es geht der AfD nicht um differenzierte Kritik. Auch nicht darum, Ideen zu entwickeln, Dinge zu verbessern, Fehler zu beheben. Es geht um Stimmungsmache. Auch gegen Türken in Deutschland. So schreibt André Poggenburg, AfD-Chef in Sachsen-Anhalt: „Türken schwenken in Deutschland stolz ihre Fahnen, Deutsche sollen das mit eigener Fahne nicht. Wer merkt was?“

Und zur Erdogan-Demonstration in Köln äußert sich Georg Pazderski, Mitglied es AfD-Bundesvorstandes, in einer Pressemitteilung so: „Wenn diese Menschen so begeistert von dessen diktatorischen und demokratiefeindlichen Maßnahmen sind, dann mögen sie doch zurück in die Türkei kehren, um dort ihre grundgesetzfeindlichen Fantasien in der Praxis leben zu können.“ AfD-Sprecher Christian Lüth empfiehlt diese Pressemitteilung auf Twitter – und fasst sie so zusammen: „Lebt eure grundgesetzfeindlichen Fantasien in Ankara aus!“