Berlin. Wenn es um Migranten geht, dann ist CDU-Politiker Spahn nicht zimperlich: Er fürchtet eine Islamisierung. Im Internet gibt es Kritik.

Jens Spahn hat ganz offensichtlich ein ausgeprägtes Gespür für starke Sätze und Populismus. Dass der CDU-Politiker in seinem Kampf um Aufmerksamkeit keine Probleme damit hat, Vorurteile und Ressentiments gegen Migranten zu schüren, zeigt er in seinem Interview mit der „Welt“: In weiten Strecken liest es sich wie ein Einmaleins rechter Parolen. So wird Migranten unterstellt, aus „gewaltaffinen Kulturen“ zu kommen und schnell „mal zuzuschlagen“. Für Spahn ist klar, dass vor allem arabische Personen „mangelnde Bereitschaft zur Integration“ zeigten.

Ohne seine Behauptungen mit belastbaren Studien zu untermauern, behauptet das CDU-Präsidiumsmitglied auch, dass Geflüchtete ihre Töchter nicht zur Schule schickten. Für dieses angebliche Problem hat Spahn eine einfache Lösung: „Der Vorschlag, Eltern Hartz-IV-Leistungen zu kürzen, wenn ihre Kinder ständig in der Schule fehlen, gehört wieder auf den Tisch.“ Womit Spahn ganz nebenher Migranten pauschal unterstellt, von Sozialleistungen zu leben.

Spahn will keine Burkas in Deutschland

Auch eine angebliche drohende Islamisierung Deutschlands bereitet Spahn Sorgen. „Stellen Sie sich vor, wie dieses Gespräch wäre, wenn wir uns hier vollverschleiert gegenübersäßen“, fragt er die ihn interviewenden Journalisten. „Ich will in diesem Land keiner Burka begegnen müssen. In diesem Sinne bin ich burkaphob.“ Selbst in seinem Fitnessstudio, pikiert sich Spahn, gebe es inzwischen Hinweisschilder, die das Duschen in Badehose erlaubten. „Zu viele arabische Muskelmachos standen da vorher mit ihrer Unterhose drunter, weil sie sich nackt genierten.“ Die Frage, „Haben Sie das Gefühl, es gibt bereits eine schleichende Anpassung an die neuen Mitbürger?“, beantwortet Spahn denn auch mit: „Zu oft ja.“

Dabei ist Spahns rechter Populismus keine Eintagsfliege. Bereits in einem Gastbeitrag für den „Tagesspiegel“ am vergangenen Donnerstag forderte er, über die doppelte Staatsbürgerschaft nachzudenken. Nicht aus generellen Erwägungen, sondern weil „die aktuellen Regelungen vor allem den in Deutschland lebenden Türken entgegen“ kommen würden. Und den Deutschtürken misstraue Spahn generell, so könnten sie sich angeblich „nicht so recht entscheiden“, „welchem der beiden Staaten eigentlich ihre Loyalität gilt“. Wer hier in Deutschland für den türkischen Präsidenten Recep Erdogan auf die Straße gehen will, so wie viele Deutschtürken an diesem Sonntag in Köln, dem empfiehlt Spahn, Deutschland zu verlassen und in die Türkei zu gehen.

Zustimmung und Widerspruch im Internet

Mit seiner stark pauschalisierenden Stimmungsmache gegen Deutschtürken, Migranten und Muslime kann sich Jens Spahn in jedem Fall der Unterstützung von rechts sicher sein. Beatrix von Storch, Bundesvorsitzende der AfD, zitiert auf ihrer Facebook-Seite einschlägige Passagen zur Burka und dem Vorschlag zur Kürzung von Hartz-IV-Leistungen zustimmend. Unter die Zitate schreibt sie dann auch gleich „#AfDwirkt!“. Und auch Julian Reichelt, Chefredakteur Digital bei der Bild-Zeitung hält das Interview der „Welt“ für „eines der besten Interviews zur Flüchtlingskrise seit langem“.

In den sozialen Medien finden sich aber auch zahlreiche Stimmen, die den Aussagen von Spahn eine Absage erteilen, auch aus dem Verlagshaus Axel Springer. So schreibt der regelmäßige „Welt“-Autor Alan Posener in Anspielung auf Spahns Homosexualität: „Warum ist es besser, wenn ein Schwuler burkaphob ist, als wenn ein Hetero homophob ist?“ Über Spahns Unterhosen-Verbotsforderung für die Duschen seines Fitnessclubs macht sich unter anderem der Zeit-Online-Journalist Mohamed Amjahid lustig: „@jensspahn möchte unbedingt arabische Pimmelmänner sehen, er ist sozusagen gegen die Unterhosierung des Abendlands“.

• Auf Twitter wurde das Interview von Jens Spahn kontrovers diskutiert. Einige Meinungen haben wir hier zusammengestellt: