Berlin. Die Münchner Polizei warnt davor, mit Falschmeldungen Einsätze zu provozieren. Zur Abschreckung zeigt sie, was ihre Dienste kosten.

Der Amoklauf von München am vergangenen Freitag hat der Münchner Polizei einiges abverlangt. Tausende Beamte wurden mobilisiert, das Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) gesichert, Opfer betreut, der Täter gesucht. Überflüssigerweise war es damit aber nicht getan: Zusätzlich bekamen es die Beamten mit zahlreichen (Falsch-)Meldungen von weiteren Attentätern und weiteren Tatorten zu tun. Unter anderem hatten einige Nutzer via Twitter kurz nach dem Angriff am OEZ von Schüssen am Stachus in der Münchner City berichtet. Nun scheint die Polizei München endgültig die Nase voll zu haben von Menschen, die mit Falschmeldungen Polizeieinsätze provozieren. Auf ihrer Facebookseite wendet sie sich mit einer rot untermalten Grafik an die Öffentlichkeit. Die nicht zu übersehende Überschrift: „Warnung an alle Trittbrettfahrer“.

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„Es gibt zur Zeit Menschen, die meinen es sei ein ‘Spaß’ mit der Angst seiner Mitmenschen zu ‘spielen’. Dieses widerliche Verhalten kann nicht nur strafrechtliche Folgen haben“, erläutert die Polizei weiter in ihrem Post . Man prüfe jede einzelne (Falsch-)Meldung, egal ob sie in sozialen Medien, Messenger-Diensten oder mündlich mitgeteilt werde. Und schließlich greift die Polizei zu einer besonderen Methode der Abschreckung: die Androhung finanzieller Konsequenzen.

„Wer absichtlich und grundlos einen Polizeieinsatz auslöst muss die Kosten dafür übernehmen. Es gibt dabei keine finanzielle Obergrenze.“ Konkret heiße das für Trittbrettfahrer: „Pro eingesetztem Beamten und Stunde stellen wir jeweils 54 € in Rechnung. Kommt ein Hubschrauber zum Einsatz werden 3460 € pro Stunde in Rechnung gestellt.“

Kosten für ein ganzes Leben

Weiter betont die Polizei, dass sich ihre Warnung ausdrücklich nur an Menschen richte, „die wissentlich bzw. absichtlich eine Falschmeldung in die Welt setzen. [...] Wer nach besten Wissen und Gewissen den Polizeinotruf verständigt, muss sich keine Sorgen machen.“

Das klare, abschreckende Fazit des Posts: „Werden mehrere Hundertschaften samt Hubschrauber eingesetzt, kommt sehr schnell ein Betrag zusammen, den derjenige dann ein ganzes Leben lang abbezahlen muss.“

Der Amoklauf in München im Juli 2016

In München (Bayern) war die Polizei am 22. Juli 2016 mit einem Großaufgebot im Einsatz. Der 18-Jähriger David S. tötete neun Menschen und richtete später sich selbst.
In München (Bayern) war die Polizei am 22. Juli 2016 mit einem Großaufgebot im Einsatz. Der 18-Jähriger David S. tötete neun Menschen und richtete später sich selbst. © dpa | Matthias Balk
Die ersten Schüsse fielen am frühen Abend in einem Schnellrestaurant.
Die ersten Schüsse fielen am frühen Abend in einem Schnellrestaurant. © REUTERS | © Michael Dalder / Reuters
Anschließend schoss der Täter in dem Olympia-Einkaufszentrum aus seiner Pistole und ergriff die Flucht.
Anschließend schoss der Täter in dem Olympia-Einkaufszentrum aus seiner Pistole und ergriff die Flucht. © Getty Images | Joerg Koch
Seine Leiche wurde später etwa einen Kilometer vom Einkaufszentrum entfernt in einer Nebenstraße gefunden. Dort wurde auch eine Pistole sichergestellt. Der Täter David S. war Deutsch-Iraner und wurde in der bayerischen Landeshauptstadt geboren.
Seine Leiche wurde später etwa einen Kilometer vom Einkaufszentrum entfernt in einer Nebenstraße gefunden. Dort wurde auch eine Pistole sichergestellt. Der Täter David S. war Deutsch-Iraner und wurde in der bayerischen Landeshauptstadt geboren. © dpa | Felix Hörhager
Zwischenzeitlich hieß es, die Polizei fahnde nach drei Personen mit Schusswaffen.
Zwischenzeitlich hieß es, die Polizei fahnde nach drei Personen mit Schusswaffen. © dpa | Felix Hörhager
Die Polizei evakuierte das Einkaufszentrum.
Die Polizei evakuierte das Einkaufszentrum. © Getty Images | Joerg Koch
Sie hatte es mit einer unübersichtlichen Lage zu tun.
Sie hatte es mit einer unübersichtlichen Lage zu tun. © dpa | Felix Hörhager
Aus der ganzen Stadt wurden Einsatzkräfte herbeigerufen.
Aus der ganzen Stadt wurden Einsatzkräfte herbeigerufen. © DrMorbid/Twitter | DrMorbid/Twitter
Der Öffentliche Nahverkehr wurde am Abend komplett eingestellt.
Der Öffentliche Nahverkehr wurde am Abend komplett eingestellt. © dpa | Lukas Schulze
Im Umfeld des Einkaufszentrums reihten sich Polizei- und Feuerwehrwagen aneinander.
Im Umfeld des Einkaufszentrums reihten sich Polizei- und Feuerwehrwagen aneinander. © dpa | Matthias Balk
Auf dem Smartphone-Warnsystem Katwarn war München lila markiert. Die Landeshauptstadt hatte den „Sonderfall“ wegen einer „Amoklage“ ausgerufen.
Auf dem Smartphone-Warnsystem Katwarn war München lila markiert. Die Landeshauptstadt hatte den „Sonderfall“ wegen einer „Amoklage“ ausgerufen. © dpa | Stephan Jansen
Die Bürger wurden aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. „Zu Ihrer Sicherheit Plätze & Straßen meiden; Täter flüchtig; Bahn & Busverkehr eingestellt; Radio und Fernseher einschalten“, hieß es in der Mitteilung des behördlichen Warnsystems.
Die Bürger wurden aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. „Zu Ihrer Sicherheit Plätze & Straßen meiden; Täter flüchtig; Bahn & Busverkehr eingestellt; Radio und Fernseher einschalten“, hieß es in der Mitteilung des behördlichen Warnsystems. © dpa | Stephan Jansen
Über Twitter verbreiteten Zeugen Bilder. Hier eines vom Beginn des Einsatzes.
Über Twitter verbreiteten Zeugen Bilder. Hier eines vom Beginn des Einsatzes. © Timm Kraeft | Timm Kraeft
Auch der Münchener Hauptbahnhof wurde von der Polizei bewacht.
Auch der Münchener Hauptbahnhof wurde von der Polizei bewacht. © dpa | Andreas Gebert
Züge fuhren den Bahnhof am Abend nicht mehr an.
Züge fuhren den Bahnhof am Abend nicht mehr an. © dpa | Andreas Gebert
In der Nacht durchsuchten Ermittler die Wohnung des Amokläufers in der Münchner Maxvorstadt. Er wohnte noch bei seinen Eltern.
In der Nacht durchsuchten Ermittler die Wohnung des Amokläufers in der Münchner Maxvorstadt. Er wohnte noch bei seinen Eltern. © REUTERS | MICHAEL DALDER
Das mehrstöckige Wohnhaus wurde weiträumig abgesperrt, Ermittler trugen Kartons aus dem Haus.
Das mehrstöckige Wohnhaus wurde weiträumig abgesperrt, Ermittler trugen Kartons aus dem Haus. © REUTERS | MICHAEL DALDER
Die Menschen trauerten um die neun Todesopfer und hatten Blumen nahe des Einkaufszentrums niedergelegt.
Die Menschen trauerten um die neun Todesopfer und hatten Blumen nahe des Einkaufszentrums niedergelegt. © REUTERS | © Michael Dalder / Reuters
Der Verkäufer der Waffe für den Amoklauf hat am 28. August 2017 gestanden und sich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt. Er habe alle Waffenkäufe über das Darknet angebahnt, aber alle Käufer auch persönlich getroffen, um sich einen Eindruck von ihnen zu verschaffen. Hätte er einen Hinweis gehabt, dass David S. „eine so grauenvolle Tat begehen würde“, hätte er ihm die Waffe niemals verkauft.
Der Verkäufer der Waffe für den Amoklauf hat am 28. August 2017 gestanden und sich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt. Er habe alle Waffenkäufe über das Darknet angebahnt, aber alle Käufer auch persönlich getroffen, um sich einen Eindruck von ihnen zu verschaffen. Hätte er einen Hinweis gehabt, dass David S. „eine so grauenvolle Tat begehen würde“, hätte er ihm die Waffe niemals verkauft. © dpa | Sven Hoppe
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