Ludwigsburg/München. Der in Ludwigsburg festgenommene 15-Jährige plante wohl einen Amoklauf an seiner Schule. Er hatte Kontakt zum Amokläufer von München.
Die Polizei untersucht einen Internet-Kontakt zwischen dem Amokläufer von München und einem 15-Jährigen, der einen Angriff auf eine Schule in Baden-Württemberg geplant haben soll. Es gebe einen Chat des 18-Jährigen Täters von München mit dem in der Nacht zum Dienstag festgenommen Jugendlichen aus dem Kreis Ludwigsburg, sagte ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA). Durch den Chat war die Polizei dem Schüler auf die Spur gekommen.
Das Motiv des Amokläufers von München, der am vergangenen Freitag neun Menschen und sich selbst erschossen hatte, ist weiter unklar. Hinweise auf Verbindungen zu rechtsextremen Netzwerken gebe es nicht, sagte am Donnerstag Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
Der in Baden-Württemberg festgenommene Schüler hat nach Erkenntnissen von Ermittlern bereits konkrete Überlegungen für einen Amoklauf an seiner Schule angestellt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Demnach beschaffte sich der 15-Jährige Fluchtpläne der Schule, eine Schutzweste und Utensilien zur Maskierung. Der Staatsanwaltschaft Stuttgart zufolge distanzierte er sich aber später von seinen Plänen.
15-Jähriger hatte Internet-Kontakt mit Münchner Amoktäter
Bei der Durchsuchung der Wohnung seiner Eltern fanden Beamte auch eine größere Zahl Kleinkaliberpatronen, mehrere Messer und Dolche sowie Zeichnungen mit Amokbezügen. Woher der Jugendliche die Materialien hatte, ist unklar. Die Anklagebehörde ermittelt wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz.
Ermittler werten derzeit Computer, elektronische Speichermedien und das Handy des 15-Jährigen aus. Von besonderem Interesse ist dabei der Internet-Kontakt des Jungen mit dem Amoktäter von München. Nähere Angaben machte die Polizei dazu vorerst nicht. „Inhalte der Chats geben wir nicht bekannt“, sagte der Sprecher des LKA in Bayern. „Wir werten das jetzt alles aus – und bewerten es.“ Der Kontakt des Jugendlichen zum Münchner Amokläufer war von einem Hinweisgeber in einem Forum für Spieler sogenannter Ego-Shooter entdeckt worden. Er hatte daraufhin die Polizei informiert.
Amokläufer sympathisierte mit Anders Breivik
Wie Bayerns Innenminister Herrmann in Gmund am Tegernsee erklärte, war der Amokläufer von München wohl nicht in rechtsextreme Netzwerke verstrickt. Klar sei, dass der 18-Jährige wohl Sympathien für den rechtsextremen norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik hatte. Auch habe er seinen Geburtstag am 20. April, derselbe wie bei Adolf Hitler, als „besonders positives Schicksal“ angesehen, sagte Herrmann. Die Ermittlungen insbesondere zum Motiv seien aber noch nicht abgeschlossen, betonten Polizei und Staatsanwaltschaft.
Die Sonderkommission der Polizei bearbeitet den Angaben zufolge rund 1750 Hinweise. Zudem seien mehr als 1000 Dateien wie Fotos eingegangen. Mittlerweile hätten auch die Eltern befragt werden können. In einem von dem 18-Jährigen verfassten mehrseitigen Schriftstück äußere sich dieser hauptsächlich über seine schulische Situation, sein örtliches Umfeld und seine psychiatrischen Erkrankungen. „Vor dem Hintergrund der psychiatrischen Erkrankung des Amoktäters ist derzeit eine abschließende Bewertung, was reales Geschehen und was Fantasie des Täters ist, nicht möglich.“ (dpa)