Philadelphia. Hillary Clinton geht als erste Frau für eine der großen Parteien ins Rennen ums Präsidentenamt der USA. Bill Clinton macht Wahlkampf.

„Im Frühjahr 1971 habe ich ein Mädchen getroffen. Sie hatte dickes blondes Haar, eine große Brille, trug kein Make-up und strahlte diese Stärke und Selbstbeherrschung aus, die mich magnetisch anzog.“

Es gibt wenige Redner auf der politischen Bühne, die es in einem Schlüsselmoment wagen würden, einem skeptischen Publikum mit einem Satz wie aus einem romantischen Groschenroman zu kommen.

Dass Bill Clinton, 42. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, an diesem geschichtsträchtigen Abend genau diesen Einstieg wählt, um der zerrissenen Parteifamilie der Demokraten in einer sehr persönlichen Lebensgeschichte seine hoch umstrittene Ehefrau als Präsidentschaftskandidatin näher zu bringen, sollte sich in der Wells Fargo Arena von Philadelphia als Glücksgriff erweisen. „Das war so ziemlich die beste kalkulierte Liebeserklärung, die ich je gehört habe“, sagt Emily Edams, eine junge Delegierte aus Ithaka nördlich von New York. Ihr T-Shirt und die ideologisch gefestigten Buttons weisen sie als eine der vielen energischen Gegnerinnen Hillary Clintons aus, die bis Dienstag 18.35 Uhr fast alles dafür getan hätten, dass Bernie Sanders „für uns gegen den Halunken Donald Trump ins Rennen geht“.

In Amerika beginnt eine neue Zeitrechnung

Schon eine Minute später beginnt in Amerika die neue Zeitrechnung. South Dakota ist beim „Roll Call“ an der Reihe, den man sich wie die Prozedur des Punkteverteilens beim Eurovisions-Contest vorstellen muss. Nach und nach geben die über 50 Delegationen der Bundesstaaten und Außen-Territorien bekannt, welchen Kandidaten sie im Weißen Haus sehen wollen.

Es sind die Gesandten aus dem gasgefrackten Norden, die Hillary Rodham Clinton über die entscheidende Hürde von 2382 Delegierten hieven. Am Ende beträgt ihr Vorsprung zur Linken-Ikone Sanders über 1000 Stimmen. Zum ersten Mal in der 240-jährigen Geschichte Amerikas hat eine der beiden großen Parteien eine Frau für das höchste Staatsamt nominiert. Im Publikum fließen Tränen der Rührung. „Hillary! Hillary!-Sprechchöre vom Boden bis zum Dach. Gänsehaut-Sekunden. Es bleiben nicht die einzigen.

Hillary Clinton will Präsidentin werden

Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton will die erste Präsidentin der USA werden. Die Demokraten kürten sie beim Parteitag zu ihrer Kandidatin für die Wahl am 8. November.
Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton will die erste Präsidentin der USA werden. Die Demokraten kürten sie beim Parteitag zu ihrer Kandidatin für die Wahl am 8. November. © dpa | Craig Lassig
Während die 68-Jährige zunächst lange als praktisch gesetzt galt für die Nominierung der Demokraten, setzte ihr dann monatelang Konkurrent Bernie Sanders in Umfragen und Vorwahlen zu.
Während die 68-Jährige zunächst lange als praktisch gesetzt galt für die Nominierung der Demokraten, setzte ihr dann monatelang Konkurrent Bernie Sanders in Umfragen und Vorwahlen zu. © dpa | Michael Reynolds
Als Kandidaten für die Vizepräsidentschaft präsentierte Clinton Ende Juli den Senator Tim Kaine.
Als Kandidaten für die Vizepräsidentschaft präsentierte Clinton Ende Juli den Senator Tim Kaine. © dpa | Rhona Wise
Es ist das zweite Mal, dass Hillary Clinton versucht, US-Präsidentin zu werden. 2008 hatte sich die ehemalige First Lady (hier mit Ehemann und Ex-Präsident Bill Clinton und der gemeinsamen Tochter Chelsea) bereits um die Nominierung der Demokratischen Partei zur Präsidentschaftskandidatin beworben – und gegen Barack Obama verloren.
Es ist das zweite Mal, dass Hillary Clinton versucht, US-Präsidentin zu werden. 2008 hatte sich die ehemalige First Lady (hier mit Ehemann und Ex-Präsident Bill Clinton und der gemeinsamen Tochter Chelsea) bereits um die Nominierung der Demokratischen Partei zur Präsidentschaftskandidatin beworben – und gegen Barack Obama verloren. © REUTERS | ADREES LATIF
Politik macht Hillary Clinton, die am 26. Oktober 1947 in Chicago als Hillary Diane Rodham geboren wurde, seit mehr als 40 Jahren. Während ihres Jura-Studiums an der Elite-Uni Yale – dort lernte sie Bill Clinton kennen – unterstützte sie 1972 den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, George McGovern.
Politik macht Hillary Clinton, die am 26. Oktober 1947 in Chicago als Hillary Diane Rodham geboren wurde, seit mehr als 40 Jahren. Während ihres Jura-Studiums an der Elite-Uni Yale – dort lernte sie Bill Clinton kennen – unterstützte sie 1972 den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, George McGovern. © REUTERS | SCOTT MORGAN
1974 arbeitete Hillary Rodham im Parlamentskomitee zur Absetzung des Republikanischen US-Präsidenten Richard Nixon und lehrte an der Universität von Arkansas.
1974 arbeitete Hillary Rodham im Parlamentskomitee zur Absetzung des Republikanischen US-Präsidenten Richard Nixon und lehrte an der Universität von Arkansas. © REUTERS | JIM BOURG
Bill und Hillary Clinton heirateten 1975, Hillary arbeitete als Anwältin. Von 1979 bis 1981 und von 1983 bis 1993 war Bill Clinton Gouverneur des US-Bundesstaates Arkansas: In dieser Zeit setzte sich Hillary Clinton, die 1980 Tochter Chelsea zur Welt brachte, für Kinder- und Familienrechte ein.
Bill und Hillary Clinton heirateten 1975, Hillary arbeitete als Anwältin. Von 1979 bis 1981 und von 1983 bis 1993 war Bill Clinton Gouverneur des US-Bundesstaates Arkansas: In dieser Zeit setzte sich Hillary Clinton, die 1980 Tochter Chelsea zur Welt brachte, für Kinder- und Familienrechte ein. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Durch ihre acht Jahre als First Lady (1993-2001) kennt Clinton das Weiße Haus aus nächster Nähe. Einige Beobachter sind überzeugt, dass ihr Mann Bill es ohne sie nie ins ranghöchste Amt der USA geschafft hätte. Die eigenwillige Karriere-Anwältin beeindruckte mit ihrem selbstbewussten Stil, der politisch aber nicht immer geschickt daherkam. Sie entwickelte eine eigene Stimme und arbeitete während Bill Clintons erster Amtszeit an einer Gesundheitsreform. Einen Tiefpunkt markierte seine Sex-Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky – doch Hillary hielt zu ihm.
Durch ihre acht Jahre als First Lady (1993-2001) kennt Clinton das Weiße Haus aus nächster Nähe. Einige Beobachter sind überzeugt, dass ihr Mann Bill es ohne sie nie ins ranghöchste Amt der USA geschafft hätte. Die eigenwillige Karriere-Anwältin beeindruckte mit ihrem selbstbewussten Stil, der politisch aber nicht immer geschickt daherkam. Sie entwickelte eine eigene Stimme und arbeitete während Bill Clintons erster Amtszeit an einer Gesundheitsreform. Einen Tiefpunkt markierte seine Sex-Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky – doch Hillary hielt zu ihm. © REUTERS | RICK WILKING
Im Buch „It Takes a Village“ beschrieb Hillary Clinton 1996 ihre Vision einer kinderfreundlichen Gesellschaft. In der 2003 erschienenen Autobiografie „Living History“ spielt auch Bill Clintons Affäre eine Rolle.
Im Buch „It Takes a Village“ beschrieb Hillary Clinton 1996 ihre Vision einer kinderfreundlichen Gesellschaft. In der 2003 erschienenen Autobiografie „Living History“ spielt auch Bill Clintons Affäre eine Rolle. © dpa | Larry W. Smith
2000 wurde Hillary Clinton zum ersten Mal in ein Amt gewählt: Für den Bundesstaat New York saß sie im US-Senat. 2006 schaffte die Senatorin Clinton die Wiederwahl.
2000 wurde Hillary Clinton zum ersten Mal in ein Amt gewählt: Für den Bundesstaat New York saß sie im US-Senat. 2006 schaffte die Senatorin Clinton die Wiederwahl. © REUTERS | RICK WILKING
Eisenharter Ehrgeiz, ein bisweilen verbissener Arbeitseifer und ein wenig Arroganz: Hillary Rodham Clinton gilt als eine der „härtesten“ Frauen in der amerikanischen Spitzenpolitik.
Eisenharter Ehrgeiz, ein bisweilen verbissener Arbeitseifer und ein wenig Arroganz: Hillary Rodham Clinton gilt als eine der „härtesten“ Frauen in der amerikanischen Spitzenpolitik. © REUTERS | JASON MICZEK
Clintons Kampfgeist zeigte sich auch daran, dass sie nach dem Auszug aus dem Weißen Haus und der bitteren Niederlage im Vorwahlkampf 2008 gegen den späteren Präsidenten Barack Obama nicht aufgab. Verlieren gehört nicht zu den Stärken Clintons. Als Obamas Außenministerin (2009-2013) bereiste sie dann 112 Länder und soll als Chefdiplomatin über eine Million Kilometer zurückgelegt haben.
Clintons Kampfgeist zeigte sich auch daran, dass sie nach dem Auszug aus dem Weißen Haus und der bitteren Niederlage im Vorwahlkampf 2008 gegen den späteren Präsidenten Barack Obama nicht aufgab. Verlieren gehört nicht zu den Stärken Clintons. Als Obamas Außenministerin (2009-2013) bereiste sie dann 112 Länder und soll als Chefdiplomatin über eine Million Kilometer zurückgelegt haben. © dpa | John Taggart
Die Sicherheitsmängel beim Konsulat im libyschen Bengasi, wo vier US-Diplomaten bei einer Terrorattacke getötet wurden, nagten an ihrer Amtszeit. Doch auch diese bis heute aufflackernden Vorwürfe haben sie nicht davon abgehalten, noch einen Anlauf an die Spitze zu wagen.
Die Sicherheitsmängel beim Konsulat im libyschen Bengasi, wo vier US-Diplomaten bei einer Terrorattacke getötet wurden, nagten an ihrer Amtszeit. Doch auch diese bis heute aufflackernden Vorwürfe haben sie nicht davon abgehalten, noch einen Anlauf an die Spitze zu wagen. © REUTERS | JIM BOURG
Die Ex-Außenministerin präsentiert sich gerne als die Bewerberin, die das fortführen will, was Barack Obama begonnen hat – etwa bei der umstrittenen Gesundheitsversorgung. Sie will das System, das als „Obamacare“ bekannt ist und geschaffen wurde, um Millionen Amerikaner ohne Krankenversicherung die Möglichkeit einer Absicherung zu bieten, beibehalten.
Die Ex-Außenministerin präsentiert sich gerne als die Bewerberin, die das fortführen will, was Barack Obama begonnen hat – etwa bei der umstrittenen Gesundheitsversorgung. Sie will das System, das als „Obamacare“ bekannt ist und geschaffen wurde, um Millionen Amerikaner ohne Krankenversicherung die Möglichkeit einer Absicherung zu bieten, beibehalten. © REUTERS | JIM BOURG
Nach Clintons Ansicht sollten die größten Finanzinstitute künftig eine Risikogebühr zahlen. Den Hochfrequenzhandel, also den automatisierten Kauf und Verkauf von Wertpapieren in Sekundenbruchteilen, will sie besteuern.
Nach Clintons Ansicht sollten die größten Finanzinstitute künftig eine Risikogebühr zahlen. Den Hochfrequenzhandel, also den automatisierten Kauf und Verkauf von Wertpapieren in Sekundenbruchteilen, will sie besteuern. © dpa | Larry W. Smith
Den US-Bundesstaaten will Clinton Zuschüsse in Milliardenhöhe gewähren, damit diese in höhere Bildung investieren. Die Zinssätze auf Studiendarlehen müssten gesenkt werden, erklärte sie.
Den US-Bundesstaaten will Clinton Zuschüsse in Milliardenhöhe gewähren, damit diese in höhere Bildung investieren. Die Zinssätze auf Studiendarlehen müssten gesenkt werden, erklärte sie. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Thema Abtreibung: Die Entscheidung darüber sollen die Frauen haben. Der Organisation Planned Parenthood, die in rund 700 Kliniken Schwangere betreut und auch Abtreibungen durchführt, dürften die öffentlichen Mittel nicht gestrichen werden, erklärte Clinton.
Thema Abtreibung: Die Entscheidung darüber sollen die Frauen haben. Der Organisation Planned Parenthood, die in rund 700 Kliniken Schwangere betreut und auch Abtreibungen durchführt, dürften die öffentlichen Mittel nicht gestrichen werden, erklärte Clinton. © REUTERS | ADREES LATIF
Thema Einwanderung: Die rund elf Millionen illegalen Einwanderer in den USA sollten die Möglichkeit bekommen, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erhalten („Path to Citizenship“).
Thema Einwanderung: Die rund elf Millionen illegalen Einwanderer in den USA sollten die Möglichkeit bekommen, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erhalten („Path to Citizenship“). © REUTERS | RICK WILKING
Thema Militär: Die USA müssten weiterhin das stärkste und am besten ausgerüstete Militär in der Welt haben, fordert Clinton. Sie ist für eine Flugverbotszone in Syrien und hat deutlich gemacht, dass sie „russischen Aggressionen“ in Europa entgegen treten will. Präsident Wladimir Putin müsse die Stirn geboten werden.
Thema Militär: Die USA müssten weiterhin das stärkste und am besten ausgerüstete Militär in der Welt haben, fordert Clinton. Sie ist für eine Flugverbotszone in Syrien und hat deutlich gemacht, dass sie „russischen Aggressionen“ in Europa entgegen treten will. Präsident Wladimir Putin müsse die Stirn geboten werden. © dpa | Cj Gunther
Kampf gegen den Terror: Die frühere Außenministerin ist dafür, dass die USA in der Anti-IS-Koalition weiter eine führende Rolle innehaben.
Kampf gegen den Terror: Die frühere Außenministerin ist dafür, dass die USA in der Anti-IS-Koalition weiter eine führende Rolle innehaben. © REUTERS | JIM YOUNG
Thema Waffen: Clinton ist dafür, dass die behördliche Durchleuchtung der Käufer und Verkäufer von Waffen ausgeweitet wird. Der Kauf einer Waffe solle ohne einen vollständigen „Background Check“ nicht mehr möglich sein.
Thema Waffen: Clinton ist dafür, dass die behördliche Durchleuchtung der Käufer und Verkäufer von Waffen ausgeweitet wird. Der Kauf einer Waffe solle ohne einen vollständigen „Background Check“ nicht mehr möglich sein. © dpa | Larry W. Smith
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Alicia Keys singt „Superwoman“

Alicia Keys sang „Superwoman“.
Alicia Keys sang „Superwoman“. © REUTERS | MIKE SEGAR

Dafür sorgt eine Parteitags-Regie, die nach turbulentem ersten Tag, als es kurz nach Machtergreifung durch die vergrätzten Sanders-Sympathisanten riecht, eine ganz auf Frauen-Power setzende Tagesordnung aufzieht. Am Ende schmettert die schwarze Soul-Diva Alicia Keys in Anspielung an den Star des Abends live ihren Hit „Superwoman“ ins Hallenrund.

Vorher legen prominente Hillary-Fans wie die ehemalige Außenministerin Madeleine Albright, die Schauspielerin Elizabeth Banks, das komödiantische Universal-Talent Lena Dunham und Hollywoods Überschauspielerin Meryl Streep Zeugnis darüber ab, warum die Zeit reif sei für die erste Commanderin-in-Chief. „Sie hat 40 Jahre lang Gegenfeuer ertragen für ihren Kampf zugunsten von Kindern und Frauen“, ereifert sich die dreifache Oscar-Preisträgerin mit geballten Fäusten, „ich frage mich, woher sie die Charakterstärke und die Anmut dafür nimmt.“

Für das auf Stars allergisch reagierende Publikum an den Bildschirmen zuhause hat das Team um Wahlkampf-Manager John Podesta den Aufritt der „Mütter der Bewegung“ inszeniert. Sieben Frauen, alle schwarz, alle Hinterbliebene von landesweit bekannten Polizei-Opfern wie Eric Garner oder Sandra Bland, alle Befürworterinnen schärferer Waffengesetze, berichten in bewegenden Worten, wie Hillary Clinton ihnen in schwerer Zeit Mut zuspricht. Bis heute. „Sie hat uns immer zugehört. Gerade dann, wenn die Kamerascheinwerfer aus waren.“ Und das soll die Frau sein, die als unterkühlte Machtstrategin gilt, der fast 70 Prozent der Amerikaner in Umfragen bescheinigen, sie sei „nicht vertrauenswürdig“?

Bill und Hillary Clinton im Wandel

Ein starkes Team: Hillary und Bill Clinton. Der ehemalige US-Präsident unterstützt nun seine Frau im Wahlkampf zur ersten US-Präsidentin.
Ein starkes Team: Hillary und Bill Clinton. Der ehemalige US-Präsident unterstützt nun seine Frau im Wahlkampf zur ersten US-Präsidentin. © imago | Xinhua
„Hillary ist in einzigartiger Weise befähigt, Chancen zu ergreifen und Risiken zu reduzieren“, lobte er seine Frau, die schon von 1993 bis 2001 als First Lady im Hintergrund die Fäden zog.
„Hillary ist in einzigartiger Weise befähigt, Chancen zu ergreifen und Risiken zu reduzieren“, lobte er seine Frau, die schon von 1993 bis 2001 als First Lady im Hintergrund die Fäden zog. © REUTERS | REUTERS / LUCAS JACKSON
Beide lernten sich im Frühjahr 1971 an der Eliteuniversität Yale kennen. Sie wurden ein Paar und heirateten am 11. Oktober 1975. Fünf Jahre später ...
Beide lernten sich im Frühjahr 1971 an der Eliteuniversität Yale kennen. Sie wurden ein Paar und heirateten am 11. Oktober 1975. Fünf Jahre später ... © imago | ZUMA Press
... erblickte am 27. Februar 1980 ihre Tochter Chelsea Victoria das Licht der Welt.
... erblickte am 27. Februar 1980 ihre Tochter Chelsea Victoria das Licht der Welt. © imago | ZUMA Press
Hillary Clinton stand ihrem Mann im Wahlkampf immer zur Seite.
Hillary Clinton stand ihrem Mann im Wahlkampf immer zur Seite. © imago | ZUMA Press
Mit der vollen Unterstützung seiner Frau und Tochter wurde Bill am 20. Januar 1993 zum 42. US-Präsidenten vereidigt. Die zweite Amtszeit (1997 bis 2001) wurde von der Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky überschattet.
Mit der vollen Unterstützung seiner Frau und Tochter wurde Bill am 20. Januar 1993 zum 42. US-Präsidenten vereidigt. Die zweite Amtszeit (1997 bis 2001) wurde von der Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky überschattet. © imago | ZUMA Press
Doch die damalige First Lady und Juristin ...
Doch die damalige First Lady und Juristin ... © imago | ZUMA Press
... blieb an der Seite ihres Mannes Bill.
... blieb an der Seite ihres Mannes Bill. © Getty Images | Chris Hondros
Schon bevor Bill Clinton 1993 US-Präsident wurde, schnupperte Hillary Politik-Luft. Als ihr Mann Bill Gouverneur in Arkansas wurde, machte sie das erstmals zur First Lady.
Schon bevor Bill Clinton 1993 US-Präsident wurde, schnupperte Hillary Politik-Luft. Als ihr Mann Bill Gouverneur in Arkansas wurde, machte sie das erstmals zur First Lady. © imago | ZUMA Press
Trotz aller Probleme blieben die beiden ein Paar und zeigten diese Einheit auch am Times Square während der Neujahrsfeier 2009.
Trotz aller Probleme blieben die beiden ein Paar und zeigten diese Einheit auch am Times Square während der Neujahrsfeier 2009. © REUTERS | REUTERS / LUCAS JACKSON
Die Clintons sind auch stolze Eltern. Das demonstrieren sie auch bei den Feierlichkeiten zum High-School-Abschluss von Tochter Chelsea im April 1997 ...
Die Clintons sind auch stolze Eltern. Das demonstrieren sie auch bei den Feierlichkeiten zum High-School-Abschluss von Tochter Chelsea im April 1997 ... © imago | ZUMA Press
... und auch als Chelsea und ihr Mann Marc Mezvinsky im Juni 2016 ihr zweites Kind, einen Sohn, der Welt präsentierten, standen ihnen Bill und Hillary zur Seite.
... und auch als Chelsea und ihr Mann Marc Mezvinsky im Juni 2016 ihr zweites Kind, einen Sohn, der Welt präsentierten, standen ihnen Bill und Hillary zur Seite. © REUTERS | REUTERS / BRENDAN MCDERMID
Nun haben die beiden die Rollen getauscht: Im Wahlkampf steht Bill nun seiner Frau zur Seite.
Nun haben die beiden die Rollen getauscht: Im Wahlkampf steht Bill nun seiner Frau zur Seite. © imago | ZUMA Press
Gemeinsam waren sie auch zur Vereidigung des neuen New Yorker Bürgermeisters Bill de Blasio gekommen.
Gemeinsam waren sie auch zur Vereidigung des neuen New Yorker Bürgermeisters Bill de Blasio gekommen. © imago | APress
Nach außen gibt Clinton die perfekte Ehefrau und Mutter.
Nach außen gibt Clinton die perfekte Ehefrau und Mutter. © imago | ZUMA Press
Einige Beobachter sind überzeugt, dass Bill Clinton ohne seine Frau nie das ranghöchste Amt der USA erreicht hätte. Nun will es Hillary selbst schaffen.
Einige Beobachter sind überzeugt, dass Bill Clinton ohne seine Frau nie das ranghöchste Amt der USA erreicht hätte. Nun will es Hillary selbst schaffen. © imago | ZUMA Press
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Bill Clinton erzählt von seiner „Lovestory“ mit Hillary

Gegen die Eiger-Nordwand des Misstrauens tritt kurz nach 22 Uhr ein sorgfältig frisierter, weißhaariger Mann auf die Bühne, der mit der Kraft des Wortes schon oft den Kurs der Dinge verändert und Gegner in Anhänger verwandelt hat: William Jefferson Clinton, Amerikas Präsident von 1993 bis 2001.

Eine knappe Fußball-Halbzeit lang redet der vielleicht begnadetste Politiker seiner Generation ausnahmsweise nicht über sich. Sondern ausschließlich über die Frau an seiner Seite, die ihm, wenn der Wähler es will, ab 20. Januar 2017 den dritten Frühling im Weißen Haus beschert. Dann, mit 70, als „First Husband“ oder, so genau wissen das die Funktionsetiketten-Erfinder in Washington noch nicht, als „First Gentleman“.

Kusshand vom Ex-Präsidenten: Bill Clinton begeisterte die Demokraten in der Arena.
Kusshand vom Ex-Präsidenten: Bill Clinton begeisterte die Demokraten in der Arena. © REUTERS | JIM YOUNG

Beiläufig und doch intim nimmt er das Publikum mit auf eine Zeitreise, die vor 45 Jahren mit einem Spaziergang beginnt. „Und seitdem gehen, reden und lachen wir zusammen.“ In Miniaturen rekapituliert der Menschenfänger, der seit seiner Herzoperation auf veganes Essen umgestiegen und darüber asketisch schlank geworden ist, die Jahre an Hillary Seite. Das Kennenlernen. Die gemeinsamen Träume. Drei Heiratsanträge. Das erste Haus. Die Geburt von Tochter Chelsea. Die Anfänge ihrer politischen Arbeit. Mit jeder Minute wird die „Lovestory“, wie es die Delegierte Gloria Goodwin sagt, „dichter und anrührender“. Dass Bill Clinton seine außerehelichen Kapriolen (Lewinsky!) ausspart, nur von „guten wie schlechte Zeiten, von Freude und Kummer“ erzählt, wird ihm verziehen. Die Lobeshymne in Breitband-Panorama überragt alles.

Ob als Anwältin im ländlichen Arkansas, bei ihrem Engagement für Kinder und Familien als First Lady im Weißen Haus oder später als Senatorin für den Bundesstaat New York: Seiner Frau sei immer daran gelegen gewesen, „das Leben möglichst vieler Menschen zu verbessern“. Nie finde sie sich mit dem Status quo ab. „Sie ist verdammt noch mal die beste Wegbereiterin des Wandels, der ich jemals begegnet bin“, ruft er mit bebender Stimme in den Saal. Ganze Delegierten-Reihen stehen auf. Frenetischer Beifall.

Lautstärke erreich Rockkonzert-Dezibel

Bill Clinton nimmt die andere Seite, Donald Trump und die Republikaner, treffsicher über Umwege ins Visier: „Wenn ihr dieses Land liebt, hart arbeitet, Steuern bezahlt und Staatsbürger werden wollt, setzt auf eine vernünftige Einwanderungsreform anstatt auf einen, der euch zurückschicken will. Wenn ihr Muslime seid, Amerika und die Freiheit liebt und den Terror hasst, bleibt hier und helft uns zu siegen. Wenn ihr enttäuschte junge Schwarze seid, baut mit uns an einer Zukunft, in der niemand Angst haben muss, aus dem Haus zu gehen.“ Spätestens jetzt hat er den Saal gewonnen. Ein Fahnenmeer gerät in Wallung, die Lautstärke erreicht Rockkonzert-Dezibel. Zweifler, die grübeln, wer Hillary Clinton wirklich ist, ob die böse Charakterisierung der Republikaner („betrügerische Hillary“) doch stimmt, werden mit einem Bill-Einzeiler abgefertigt: „Die eine Frau ist echt, die andere ist erfunden.“ Seine Wahlempfehlung ist klar. „Wählt sie, weil es im großartigsten Land der Erde immer um das Morgen geht. Eure Kinder und Enkel werden euch auf ewig dankbar sein.“

Schluss. Der Jubel übertönt die Live-Reporter am Bühnenrand. Bill Clinton, ganz rot vor Euphorie im Gesicht, tritt ab. Auf der Multimedialeinwand beginnt eine Dia-Show mit den Porträts aller Präsidenten seit George Washington. 45 Männer-Köpfe. Bis auf Obama alle weiß. Dann das sanft entspannte Gesicht von Hillary Clinton. Zugeschaltet per Satellit aus ihrem Haus in Chappaqua nördlich von New York City. „Wenn irgendwo da draußen kleine Mädchen sein sollten, die noch spät wach waren, um dieses zu sehen“, sagt die zweifache Großmutter, „dann lasst euch sagen: Ich werde möglicherweise als erste Frau Präsidentin, aber eine von euch wird es sicher.“ Emily Adams, die überzeugte Bernie Sanders-Anhängerin, hört mit offen stehendem Mund zu. „Wow“, sagt sie, „Wow.“