Philadelphia. Glaubhaft und emotional für die eigene Frau werben? Bill Clinton ist das mit der Rede bei der Nominierung von Hillary Clinton gelungen.
Eine Liebeserklärung für eine Frau, die in der Öffentlichkeit respektiert, aber kaum geliebt wird: Bill Clinton, Ex-Präsident und Ehemann der Kandidatin, hat Hillary den Menschen beim Nominierungsparteitag der Demokraten buchstäblich ans Herz gelegt. Eine Rede, die den richtigen Ton getroffen haben dürfte.
Der 69-Jährige sagte, er habe seinen besten Freund geheiratet. Er beginnt seine Rede damit, wie er 1971 fasziniert ist von einem Mädchen, das die Amerikaner nun wählen sollen. „Sie hat das Leben der Menschen schon immer besser gemacht. Sie ist die beste Maklerin des Wandels, die ich jemals getroffen habe.“ Diese Frau sei noch nie zufrieden gewesen mit dem Status Quo in irgendetwas. „Hillary wird uns gemeinsam stärker machen“, sagt Bill Clinton, der seine eigene Präsidentschaft nur in zwei Sätzen streift und dafür Meilensteine ihres politischen Wirkens hervorhebt. Er spricht aber auch von der Frau, die sich schon in der Universität für benachteiligte Kinder und gleiche Bildungschancen eingesetzt habe und zielt damit auf all die, die in ihr eine Vertreterin der Wirtschaftsinteressen sehen.
Clinton berichtet, wie er zunächst mit zwei Anträgen bei ihr gescheitert sei, aber ihr auch selbst abgeraten habe: „Ich will Dich wirklich heiraten, aber Du solltest es nicht tun.“ Er habe ihr gesagt, sie solle in der Politik Karriere machen, weil er so überzeugt gewesen sei von ihren Fähigkeiten.
„Wer soll mich denn wählen?“, habe sie gefragt. Bill Clinton legt genau das den Menschen an diesem Ort in diesem Moment sehr ans Herz. „Hillary ist in einzigartiger Weise dazu geeignet, die Möglichkeiten, die sich uns bieten, zu ergreifen, und den Risiken, denen wir gegenüberstehen, zu begegnen“, sagte der Ex-Präsident. Er richtet sich explizit auch an die von Trump ausgegrenzten Muslime: „Wenn ihr Amerika und die Freiheit liebt und den Terror hasst, bleibt hier und helft uns, zu siegen.“ An die Adresse enttäuschter junger Schwarzer sagt er: „Baut mit uns an einer Zukunft, in der niemand Angst haben muss, aus dem Haus zu gehen.“
Clinton lässt die peinlichen Momente der Ehe aus, was die Rede vielleicht noch stärker gemacht hätte, erzählt dafür lieber vom peinlichen Beginn des Kennenlernens. Völlig fasziniert von ihr habe er sich mit ihr zur Registrierung an der Uni angestellt – und sei dann am Boden versunken, als er an der Reihe war und zu hören bekam: „Was machst Du hier, Du hast Dich doch heute morgen schon registriert?“ Hillary habe gelacht, und er habe gedacht, dann jetzt auch in die Vollen gehen zu können. Es sollte ein roter Faden im Leben von beiden werden.
• Die komplette, knapp 42 Minuten lange Rede gibt es bei Politico zu lesen oder hier im Video: