Die brisante Rolle von Twitter und Facebook beim Amoklauf
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Lesezeit: 3 Minuten
Von Walter Bau
Berlin. Bei dem Amoklauf in München herrschte Hochbetrieb in den sozialen Netzwerken. Manches war hilfreich, anderes hatte fatale Folgen.
„Kommt heute um 16 Uhr Meggi am OEZ. Ich spendiere euch was wenn ihr wollt aber nicht zu teuer.“ Diese Meldung wurde am Freitag per Facebook-Posting im Netz verbreitet. Die Ermittler gehen inzwischen davon aus: Mit der Nachricht, verschickt offenbar über einen gehackten Facebook-Account, wollte der 18-jährige Todesschütze von München neugierige Menschen zu der McDonalds’s-Filiale („Meggi“) am Münchner Olympia-Einkaufszentrum („OEZ“) locken – offensichtlich um dort so viele potenzielle Opfer wie möglich vorzufinden.
Inzwischen wurde das Posting durch Facebook gelöscht. Gleichwohl wirft dieser Vorgang ein Schlaglicht auf die schillernde Rolle, die die sozialen Medien während des dramatischen Freitagabends von München spielten.
Polizei und Verkehrsunternehmen ständig online
Der Amoklauf des 18-jährigen Schülers ist der erste Fall dieser Art in Deutschland, bei dem Facebook und Twitter so gezielt von unterschiedlichsten Akteuren für ihre jeweiligen Zwecke genutzt wurden. Unsicherheit, Angst, eine nicht greifbare Bedrohung – solche Lagen verlangen nach möglichst sachlicher Aufklärung und nach spontaner Hilfsbereitschaft. Sie bilden aber auch das ideale Umfeld für die gezielte Verbreitung von Panik durch Falschmeldungen. Beides lieferten die sozialen Medien während der Nacht von München.
So ausgiebig wie kaum einmal zuvor nutzten die Behörden vor allem den Kurznachrichtendienst Twitter. Die Polizei twitterte mit einer ganzen Serie von Meldungen nicht nur Infos über den Stand der Ermittlungen, sondern brachte auch Warnungen und Verhaltensmaßregeln („Meiden Sie öffentliche Plätze!“) für die Bürger unters Volk. Gleichzeitig forderte die Polizei Augenzeugen auf, ihnen Handy-Fotos und -Videos vom Tatort zuzuschicken.
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Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte zur Gefahr von zu viel Berichterstattung in sozialen Medien: „Wenn Polizisten in Uniform und mit Waffen oder zivile Angehörige der Polizei mit Langwaffen durch die Straßen laufen – und daraus werden in sozialen Netzwerken dann Täter gemacht – dann muss das die Polizei und uns veranlassen darüber nachzudenken, was das für unsere Öffentlichkeitsarbeit heißt.“ Früher habe es Informationssperren der Polizei gegeben, doch könne die Polizei dies in Zeiten sozialer Netzwerke nicht mehr durchsetzen.
Die Münchner Verkehrsgesellschaft versorgte per Facebook ihre Kunden mit Informationen über die Verkehrslage, als stundenlang der gesamte öffentliche Nahverkehr in der Stadt stillstand.
Zudem twitterten etliche Münchner den Hashtag #OffeneTür, um Menschen Unterkunft für die Nacht zu gewähren. Facebook selbst aktivierte seinen „Safety Check“. Über diesen Service können Menschen vor Ort Angehörigen und Freunden signalisieren: „Ich bin in Sicherheit.“
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Gefälschte Fotos vom „Tatort“
Die sozialen Netzwerke als wichtige Werkzeuge in einer extremen Notlage. Aber es geht auch ganz anders.
Kaum war die Meldung vom Amoklauf in den Medien, tauchten vor allem bei Twitter gefälschte Fotos auf – Blutspuren am angeblichen Tatort ebenso wie Bilder vom vermeintlich „identifizierten Täter“. Ob die Absender gezielt Fehlinformationen streuen wollten, ober ob es dabei um platte Wichtigtuerei ging, wissen wohl nur die Autoren. Für zusätzliche Verwirrung in der Münchner Chaos-Nacht sorgte die Verbreitung nicht gesicherter Informationen, etwa über einen weiteren Tatort in der Innenstadt. Das sei „alles nicht gerade hilfreich“ gewesen, hieß es bei der Polizei.
Der Amoklauf in München im Juli 2016
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Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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