Cleveland. Donald Trump hat die Nominierung der US-Republikaner zum Präsidentschaftskandidaten angenommen. Seine Rede im Überblick.

Die blau-rot-weißen Luftballons, die kurz vor Mitternacht von der Decke der „Quicken Loans Arena“ schwebten, hatten noch nicht den Boden berührt, da ging in Cleveland nach Donald Trumps überlanger Antrittsrede (75 Minuten) bereits das Bilanzieren los.

„Amerikanismus wird unser Credo sein, nicht Globalismus.“ Was bedeutet die Kehrtwende nach innen, die der republikanische Präsidentschaftskandidat den USA verordnen will, für die Welt? Stimmt sein düsteres Bild von einem Amerika, in dem die Gewalt grassiert, kriminelle illegale Einwanderer zu Hunderttausenden frei herumlaufen und überall Terrorgefahren lauern? Kann der unversöhnliche Ton des Bau-Milliardärs am 8. November moderate und unabhängige Wählerschichten beeindrucken? Weil Trump es wie immer konstant vermied zu erklären, wie er seine auf „Gesetz und Ordnung und Wohlstand“ abzielenden Pläne umsetzen und finanzieren will, fällt die Beantwortung nicht leicht. Ein Versuch:

Faktencheck

Trump versprach vor seiner Zustandsbeschreibung „nichts als die Wahrheit“. „Sorgfältig konstruierte Lügen“ seien Sache der Demokraten. Die Fakten-Überprüfer vieler US-Medien kamen zu einem anderen Urteil. Was Trump über steigende Kriminalitäts- und Mordraten, sinkende Lebensstandards, Staatsschulden, Rassenspannungen, zerfallende Infrastruktur und die Ursachen außenpolitischer Konflikte sagte, stimme mit der Wirklichkeit nicht oder nur selten überein. „Zahlen sind aus dem Kontext gerissen, Daten wurden manipuliert und manchmal waren die Fakten falsch“, schrieb die „Washington Post“. Das Hauptstadtblatt warf dem Unternehmer vor, „öffentlich Angst zu schüren, um sie dann auszubeuten“.

Internationale Beziehungen

In der Nato will Trump Amerikas Führungsrolle nur aufrechterhalten, wenn die übrigen 27 Mitgliedsstaaten mehr zahlen. Die Beistandsverpflichtungen stellt er unter diesen Vorbehalt. Den Atom-Deal mit dem Iran will Trump aufkündigen. Als einzigen „Partner“ erwähnte er Israel. Von Europa war nicht einmal die Rede. Von Russlands Putin auch nicht. China kam nur als Währungsbetrüger vor.

Einwanderung

Der Grenzwall zu Mexiko würde unter einem Präsidenten Trump kommen. Er soll „Armutsflüchtlinge, Terroristen und Drogenbanden“ abhalten. Ins Land einreisen dürfen nur noch Menschen, die Amerikas „Werte und Menschen lieben“. Wer aus Ländern mit Terror-Hintergrund kommt, für den bleiben die USA Sperrgebiet. Die Einreisekontrollen für Flüchtlinge gefährdeten das Leben von Amerikanern.

Sicherheit

Trump will „Recht und Gesetz wiederherstellen“; dabei sinken die Kriminalitätsraten seit Jahren. Nach innen, indem illegal in den USA lebende Gewalttäter abgeschoben oder ins Gefängnis gesteckt werden und Gewalt gegen Polizisten rigoros bestraft wird. Nach außen, indem das „ausgelaugte“ Militär gestärkt und der „barbarische“ Islamische Staat vernichtet wird. Dazu werden die Geheimdienste zur „weltbesten Operation“ ausgebaut. Einmischung in wacklige Staaten, sprich die Strategie von „Regimewechseln“ und anschließendem „Nationen-Aufbau“, wird es unter Trump nicht mehr geben.

Lösungsvorschläge zur Eindämmung der Waffengewalt in den USA machte Trump nicht. Bestrebungen, dem weltweit beispiellosen Problem (33.000 Schusswaffen-Tote pro Jahr) über eine Einschränkung des in der Verfassung geschützten Rechts auf Waffenbesitz beizukommen, erteilte er eine Absage.

Wirtschaft

Trump will Industrien, die im Zuge der Globalisierung in Billiglohnländer abgewandert sind, zurückholen. Obwohl er und seine Familie gerade dort ausgiebig Konsumgüter unter dem Label Trump produzieren lassen. Stahl und Bergbau sollen revitalisiert werden. Das Weltmarktpreise und Klimaschutzverträge dem entgegenstehen, blieb unerwähnt. Generell verspricht Trump höhere Löhne, niedrigere Steuern und den radikalen Abbau der Staatsschulden. Wie? Offen.

Donald Trump will ins Weiße Haus

Er will Amerika wieder groß machen. Und reich. Und das Militär „mächtig, unglaublich“: Der milliardenschwere Baumagnat Donald Trump will US-Präsident werden und hat es bis zur Nominierung der Republikaner zum Präsidentschaftskandidaten geschafft.
Er will Amerika wieder groß machen. Und reich. Und das Militär „mächtig, unglaublich“: Der milliardenschwere Baumagnat Donald Trump will US-Präsident werden und hat es bis zur Nominierung der Republikaner zum Präsidentschaftskandidaten geschafft. © REUTERS | JIM YOUNG
Auf dem großen Parteikonvent in Cleveland ist er im Juli offiziell zum Kandidaten gekürt worden.
Auf dem großen Parteikonvent in Cleveland ist er im Juli offiziell zum Kandidaten gekürt worden. © REUTERS | JOE SKIPPER
Groß ist gut, und Wohlstand ist Erfolg: Dieses Denken ist Donald Trump gewohnt. Schließlich hat er sich selbst ein riesiges Firmenimperium geschaffen.
Groß ist gut, und Wohlstand ist Erfolg: Dieses Denken ist Donald Trump gewohnt. Schließlich hat er sich selbst ein riesiges Firmenimperium geschaffen. © REUTERS | PHILIP SEARS
„Es wird so gut werden“, hat er einem Moderator des Fernsehsenders NBC versprochen. „In vier Jahren werden Sie mich interviewen und Sie werden sagen: Sie haben einen tollen Job gemacht, Mister President.“ Das ist Originalton des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Trump, wenn er einen seiner maßvolleren Momente hat.
„Es wird so gut werden“, hat er einem Moderator des Fernsehsenders NBC versprochen. „In vier Jahren werden Sie mich interviewen und Sie werden sagen: Sie haben einen tollen Job gemacht, Mister President.“ Das ist Originalton des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Trump, wenn er einen seiner maßvolleren Momente hat. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Sonst klingt das so: „Ich werde der beste Präsident in Sachen Arbeitsplätze sein, den Gott erschaffen hat.“
Sonst klingt das so: „Ich werde der beste Präsident in Sachen Arbeitsplätze sein, den Gott erschaffen hat.“ © REUTERS | JIM YOUNG
„The Donald“ – der Spitzname für das Alphatier – war noch nie für Bescheidenheit bekannt. Nicht umsonst hat es der Mann mit der berühmten blonden Föhnfrisur als Immobilienmogul und TV-Reality-Star zum Multimilliardär gebracht. Gern und oft rühmt er sich selbst als jemand, bei dem man weiß, woran man ist.
„The Donald“ – der Spitzname für das Alphatier – war noch nie für Bescheidenheit bekannt. Nicht umsonst hat es der Mann mit der berühmten blonden Föhnfrisur als Immobilienmogul und TV-Reality-Star zum Multimilliardär gebracht. Gern und oft rühmt er sich selbst als jemand, bei dem man weiß, woran man ist. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Dazu gehört dieser Satz: „Ich bin gut.“
Dazu gehört dieser Satz: „Ich bin gut.“ © imago/UPI Photo | imago stock&people
Dass Großspurigkeit zu seinem Markenzeichen geworden ist, stört Trump nicht. Sie sichert ihm die Aufmerksamkeit, die er will. Auch im Rennen ums Weiße Haus, bei dem ihn seine Tochter Ivanka (l.) und seine Frau Melania (r.) selbstredend unterstützen.
Dass Großspurigkeit zu seinem Markenzeichen geworden ist, stört Trump nicht. Sie sichert ihm die Aufmerksamkeit, die er will. Auch im Rennen ums Weiße Haus, bei dem ihn seine Tochter Ivanka (l.) und seine Frau Melania (r.) selbstredend unterstützen. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Und so tönt und holzt der Ex-Demokrat, Ex-Unabhängige und Ex-Präsidentschaftsbewerber der Reform-Party jetzt als rechtskonservativer Populist um sich.
Und so tönt und holzt der Ex-Demokrat, Ex-Unabhängige und Ex-Präsidentschaftsbewerber der Reform-Party jetzt als rechtskonservativer Populist um sich. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Die Medien sind fassungslos – und fasziniert zugleich. Trump sei größenwahnsinnig, heißt es in Kommentaren. Ein Napoleon. Der Putin Amerikas. Ein Clown. Vulgär. Grell. Aber kein Sender will und kann an ihm vorbei.
Die Medien sind fassungslos – und fasziniert zugleich. Trump sei größenwahnsinnig, heißt es in Kommentaren. Ein Napoleon. Der Putin Amerikas. Ein Clown. Vulgär. Grell. Aber kein Sender will und kann an ihm vorbei. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Dieser Mann kenne keine Grenzen, schreibt da nicht nur das konservative „National Journal“. Aber trotz aller harschen Urteile würde niemand Trump absprechen, dass er einen scharfen Verstand und unternehmerische Gewitztheit besitzt. Seine Karriere spricht für sich.
Dieser Mann kenne keine Grenzen, schreibt da nicht nur das konservative „National Journal“. Aber trotz aller harschen Urteile würde niemand Trump absprechen, dass er einen scharfen Verstand und unternehmerische Gewitztheit besitzt. Seine Karriere spricht für sich. © imago stock&people | UPI Photo
Geboren wurde Trump am 14. Juni 1946 in New York als viertes von fünf Kindern der Eheleute Frederick und Mary Trump. Donald war schon als Junge selbstbewusst und nicht leicht zu zähmen. So schickten ihn die Eltern mit 13 auf eine Militärakademie. Dort glänzte er, studierte dann an der Fordham University und University of Pennsylvania und machte seinen Wirtschaftsabschluss.
Geboren wurde Trump am 14. Juni 1946 in New York als viertes von fünf Kindern der Eheleute Frederick und Mary Trump. Donald war schon als Junge selbstbewusst und nicht leicht zu zähmen. So schickten ihn die Eltern mit 13 auf eine Militärakademie. Dort glänzte er, studierte dann an der Fordham University und University of Pennsylvania und machte seinen Wirtschaftsabschluss. © REUTERS | JONATHAN ALCORN
Vater Fred Trump, Sohn des 1885 aus dem pfälzischen Kallstadt in die USA eingewanderten Friedrich Trump, verdiente selber in der Baubranche Millionen, und Donald stieg nach dem Studium in das Geschäft ein, das Großvater Friedrich und dessen Frau Elizabeth gegründet hatten.
Vater Fred Trump, Sohn des 1885 aus dem pfälzischen Kallstadt in die USA eingewanderten Friedrich Trump, verdiente selber in der Baubranche Millionen, und Donald stieg nach dem Studium in das Geschäft ein, das Großvater Friedrich und dessen Frau Elizabeth gegründet hatten. © GettyImages | Thomas Lohnes
1974 wurde Donald Trump Präsident des Unternehmens, das er in Trump Organization umbenannte. Es folgten Investitionen in diverse Hotels, Casinos und Luxus-Apartment-Gebäude.
1974 wurde Donald Trump Präsident des Unternehmens, das er in Trump Organization umbenannte. Es folgten Investitionen in diverse Hotels, Casinos und Luxus-Apartment-Gebäude. © imago stock&people | imago stock&people
Zusätzlich reich machten ihn Rechte an Miss-Wahlen (Trump zeigt sich hier 2013 mit diversen Missen im Trump Tower in New York City), seine Rolle in der TV-Reality-Show „The Apprentice“, aus der später die Serie „The Celebrity Apprentice“ erwächst. Dazu kommen...
Zusätzlich reich machten ihn Rechte an Miss-Wahlen (Trump zeigt sich hier 2013 mit diversen Missen im Trump Tower in New York City), seine Rolle in der TV-Reality-Show „The Apprentice“, aus der später die Serie „The Celebrity Apprentice“ erwächst. Dazu kommen... © imago stock&people | imago stock&people
... mehrere Biografien und eigene Möbel- und Modemarken. Aber es lief...
... mehrere Biografien und eigene Möbel- und Modemarken. Aber es lief... © imago/ZUMA Press | imago stock&people
...nicht alles glatt: In vier Fällen musste er Insolvenz anmelden, konnte jedoch jedes Mal erfolgreich umstrukturieren.
...nicht alles glatt: In vier Fällen musste er Insolvenz anmelden, konnte jedoch jedes Mal erfolgreich umstrukturieren. © imago/UPI Photo | imago stock&people
Das Magazin „Forbes“ siedelt sein Vermögen bei vier Milliarden Dollar an, er selbst sagt, er besitze mehr als zehn Milliarden Dollar.
Das Magazin „Forbes“ siedelt sein Vermögen bei vier Milliarden Dollar an, er selbst sagt, er besitze mehr als zehn Milliarden Dollar. © REUTERS | MIKE STONE
Auch Trumps drei Ehen mit glamourösen Frauen und die bisher zwei Scheidungen sorgten für Schlagzeilen. 1977 heiratete er das tschechische Model Ivana Zelnickova – die Ehe hielt nicht, aber sie schafften es zusammen ins New Yorker Wachsfigurenkabinett.
Auch Trumps drei Ehen mit glamourösen Frauen und die bisher zwei Scheidungen sorgten für Schlagzeilen. 1977 heiratete er das tschechische Model Ivana Zelnickova – die Ehe hielt nicht, aber sie schafften es zusammen ins New Yorker Wachsfigurenkabinett. © imago | Imago/ZUMA Press
Mit Ivana hat Trump drei Kinder: Ivanka, heute Ex-Model und Geschäftsfrau, und die Söhne Donald junior und Eric. Nach einer von spektakulären Kontroversen begleiteten Trennung und Scheidung von Ivana...
Mit Ivana hat Trump drei Kinder: Ivanka, heute Ex-Model und Geschäftsfrau, und die Söhne Donald junior und Eric. Nach einer von spektakulären Kontroversen begleiteten Trennung und Scheidung von Ivana... © imago/ZUMA Press | imago stock&people
...ehelichte Trump 1993 die Schauspielerin Marla Maples.
...ehelichte Trump 1993 die Schauspielerin Marla Maples. © GettyImages | Hulton Archive
Mit Marla Maples hat Trump die Tochter Tiffany.
Mit Marla Maples hat Trump die Tochter Tiffany. © imago | UPI Photo
1997 ging auch diese Verbindung in die Brüche. Ehefrau Nummer drei...
1997 ging auch diese Verbindung in die Brüche. Ehefrau Nummer drei... © imago/Levine-Roberts | imago stock&people
...wurde 2005 das slowenische Model Melania Knauss.
...wurde 2005 das slowenische Model Melania Knauss. © imago stock&people | imago stock&people
Mit dem gemeinsamen Sohn Barron begleitete Melania ihren Donald zur Enthüllung seines Sterns auf Hollywood Walk of Fame in Los Angeles.
Mit dem gemeinsamen Sohn Barron begleitete Melania ihren Donald zur Enthüllung seines Sterns auf Hollywood Walk of Fame in Los Angeles. © imago/UPI Photo | imago stock&people
Als Donald Trump Melania vor den Traualtar führte, gehörte Hillary Clinton zu den Gästen, heute demokratische Präsidentschaftsbewerberin. Einst von Trump hochgelobt, auch noch als Außenministerin, hat er heute nur Schlechtes über sie zu sagen.
Als Donald Trump Melania vor den Traualtar führte, gehörte Hillary Clinton zu den Gästen, heute demokratische Präsidentschaftsbewerberin. Einst von Trump hochgelobt, auch noch als Außenministerin, hat er heute nur Schlechtes über sie zu sagen. © REUTERS | JIM YOUNG
Auch das ist augenfällig an Trump: Er hat seine Meinungen oft und krass geändert. Abtreibung, Steuern, Gesundheitsreform oder Waffengesetze – manchmal klang Trump eher wie ein Liberaler als wie der Erzkonservative, der er heute sein will.
Auch das ist augenfällig an Trump: Er hat seine Meinungen oft und krass geändert. Abtreibung, Steuern, Gesundheitsreform oder Waffengesetze – manchmal klang Trump eher wie ein Liberaler als wie der Erzkonservative, der er heute sein will. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Dass der Golfspieler und...
Dass der Golfspieler und... © Getty Images | Ian MacNicol
...Ehrendoktor der Robert Gordon Universität im schottischen Aberdeen bisher seinen Wahlkampf hauptsächlich mit markigen Sprüchen bestreitet, reich an Slogans und arm an Details, macht es nicht leichter, ihn einzuordnen.
...Ehrendoktor der Robert Gordon Universität im schottischen Aberdeen bisher seinen Wahlkampf hauptsächlich mit markigen Sprüchen bestreitet, reich an Slogans und arm an Details, macht es nicht leichter, ihn einzuordnen. © Getty Images | Jeff J Mitchell
Trump ist einfach Trump. Auf Nachfragen geht er oberflächlich ein – dann ist er rasch wieder bei seinem Lieblingsthema: ihm selbst.
Trump ist einfach Trump. Auf Nachfragen geht er oberflächlich ein – dann ist er rasch wieder bei seinem Lieblingsthema: ihm selbst. © REUTERS | MIKE STONE
So will er eine wirklich „schöne Mauer“ an der Grenze zu Mexiko bauen lassen, um die illegalen Einwanderer fernzuhalten. „Wenn man sie Trump-Mauer nennt, muss sie schön sein“, sagt er.
So will er eine wirklich „schöne Mauer“ an der Grenze zu Mexiko bauen lassen, um die illegalen Einwanderer fernzuhalten. „Wenn man sie Trump-Mauer nennt, muss sie schön sein“, sagt er. © Getty Images | Diane Freed
So extrem sind seine Äußerungen manchmal, dass man glauben möchte, er ulkt nur. Aber so ist es wohl nur selten bei diesem Mann, der mit seinem eigenen Trump-Flugzeug zu Wahlkampfstopps fliegt. Und der...
So extrem sind seine Äußerungen manchmal, dass man glauben möchte, er ulkt nur. Aber so ist es wohl nur selten bei diesem Mann, der mit seinem eigenen Trump-Flugzeug zu Wahlkampfstopps fliegt. Und der... © REUTERS | KAREN PULFER FOCHT
sagt: „Alle lieben mich.“
sagt: „Alle lieben mich.“ © imago stock&people | UPI Photo
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Handel

Abkommen wie das nordamerikanische Nafta oder das geplante TPP mit Südostasien wird es mit Trump nicht geben. Er macht sie für Arbeitsplatzabbau und sozialen Niedergang in den USA verantwortlich. Trump will nur noch Einzel-Verträge abschließen, die ein Kriterium erfüllen: „Amerika kommt zuerst.“ TTIP, das umstrittene US-EU-Projekt, ist demnach mausetot.

Bürokratie

Durch das Streichen bundesstaatlicher Vorschriften, die dem Land im Jahr angeblich drei Billionen Dollar entziehen, soll neue Wirtschaftskraft entfesselt werden. Das Geld, das dadurch hereinkomme, werde der maroden Infrastruktur zugutekommen: Straßen, Tunnel, Brücken und Flughäfen. Wie gehabt: Keine Kostenschätzungen.

Politischer Gegner

Trump weist der Demokratin Hillary Clinton die Verantwortung für sämtliche außenpolitischen Brandherde von Syrien über den Irak bis Libyen zu. Ihr Vermächtnis sei „Tod, Zerstörung, Terrorismus und Schwäche“. Die E-Mail-Affäre der früheren Außenministerin sei der Beweis dafür, wie korrupt und unfähig die 68-Jährige sei. Den lautstarken Forderungen der Delegierten – „Sperrt sie ein!“ – schloss sich Trump anders als zuvor nicht nach. „Lasst sie uns im November besiegen“, rief er ins Mikrofon.

Die Republikaner

Nach Cleveland zeigt sich eine tief zerrissene Partei, die sich unter Qualen hinter Trump versammelt hat. Die Brüche zwischen Konservativen alten Schlages und den Kompromisslosigkeit propagierenden Anhängern Trumps konnten nicht geschient werden. „Wogegen wir sind, weiß ich jetzt“, sagte stellvertretend für viele ein Delegierter aus Virginia dieser Zeitung, „wofür und wie wir das mit den Demokraten im Kongress hinkriegen sollen, weiß ich allerdings nicht.“

Fazit

Trumps Krönungsmesse war nach überwiegender Meinung der US-Medien ein Fiasko, in dem allein ein Teil seiner Familie (Sohn Donald Jr. und Tochter Ivanka) durch beeindruckende Beiträge positiv auffielen. Ansonsten galt das Urteil: schlecht organisiert, ermüdend langatmig, geprägt von Pannen wie der Plagiatsrede seiner Gattin (geklaut bei Michelle Obama) oder der Mini-Revolte seines Rivalen Ted Cruz. Dutzende Partei-Promis (der gesamte Bush-Clan, frühere Präsidentschaftskandidaten wie Mitt Romney) blieben der Veranstaltung fern. Das Gros der 60 Redner hatte nur ein einziges Thema: Hillary Clinton verhindern. Koste es, was es wolle.