Berlin. Das harte Vorgehen von Präsident Erdogan macht sich auch in der deutschen Bildungsarbeit bemerkbar. Das Goethe-Institut sagt Kurse ab.

Durch die Restriktionen für Akademiker nach dem Putschversuch in der Türkei sind zahlreiche Bildungsangebote des deutschen Goethe-Instituts gefährdet. Als erste Konsequenz hat die Einrichtung alle Jugendkurse, bei denen es vor allem um Spracherwerb geht, in der Türkei abgesagt, wie der Regionalleiter Südosteuropa, Matthias Makowski, sagte. „Wir halten es im Moment einfach für nicht berechenbar.“ Die Angebote waren für 150 Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren geplant gewesen.

Makowski zufolge sind auch weitere Angebote betroffen. Für Jugendkurse in Deutschland wurde zwar den meisten jugendlichen Stipendiaten die Ausreise genehmigt. Es seien aber auch bereits drei Fälle bekannt, in denen die Reise nach Deutschland verboten wurde. Die Gründe dafür seien nicht bekannt.

Auch ein Residenzprogramm für Fotografen in Deutschland musste abgebrochen werden, weil die Stipendiaten mit akademischer Ausbildung aus Bremen zurückbeordert wurden. Ob der zweite Teil des Programms starten kann, bei dem deutsche Fotografen in Izmir kreative Impulse mitnehmen sollen, ist Makowski zufolge noch offen.

Auch Flüchtlingsarbeit von NGOs in Gefahr

Der Regionalleiter befürchtet zudem massive Auswirkungen auf das Fortbildungsprogramm für türkische Deutschlehrer, in dem in diesem Sommer bis zu 3000 Teilnehmer erwartet wurden. „Wir wissen, dass viele nicht anreisen werden. Einige wurden bereits zurückbeordert“, sagte Makowski.

Wie sich die Restriktionen auf die Kulturakademie Tarabya in Istanbul auswirken, wisse man noch nicht. Denkbar sei, dass Stipendiaten wegen der Situation nicht in die Türkei reisen wollen. Die Villa Tarabya ist wie die Villa Massimo in Rom eine von wenigen deutschen Kulturakademien im Ausland, die direkt vom Auswärtigen Amt gefördert werden.

Sorgen bereiten Makowski zufolge auch Projekte des Instituts in der Flüchtlingshilfe. Die Nichtregierungsorganisationen, mit denen das Institut dabei eng zusammenarbeite, setze man derzeit unkalkulierbaren Risiken aus, wenn man die Kontakte intensiviere, sagte Makowski. Bei ihnen handele es sich um eigene Projekte des Instituts, die zwar öffentliche Unterstützung, aber kein Geld aus dem EU-Türkei-Flüchtlingsabkommen erhalten. (epd/aba)