Karlsruhe/Berlin. Der Generalbundesanwalt hat den Fall des Axt-Attentäters von Würzburg an sich gezogen. Immer mehr deutet auf eine IS-Verbindung hin.

Nach dem Axt-Angriff eines 17-Jährigen in einem Regionalzug bei Würzburg hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Es bestehe der Verdacht, „dass der Attentäter die Tat als Mitglied des sogenannten Islamischen Staats zielgerichtet begangen hat“, teilte die Behörde am Mittwoch in Karlsruhe mit. Vor diesem Hintergrund sei zu klären, „ob weitere bislang unbekannte Tatbeteiligte oder Hintermänner in die Tat eingebunden waren“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Zuvor hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die Echtheit eines Videos des Attentäters von Würzburg bestätigt. „Das Video ist authentisch“, sagt der Minister am Mittwoch in Berlin. Es handle sich um „ein klassisches Abschiedsvideo eines Selbstmordattentäters“.

Der junge Mann, der ein Einzeltäter sei, habe sich offenbar von der Propaganda des sogenannten Islamischen Staats (IS) „angestachelt gefühlt“, so de Maizière weiter. Aus dem Video sei aber nicht zu entnehmen, ob der 17-Jährige auf „Anordnung“ des IS gehandelt habe. Ebenso wenig sei klar, wann das Video, das am Dienstag im Internet aufgetaucht war, entstand – insbesondere sei unklar, ob es vor oder nach dem Anschlag von Nizza aufgenommen wurde. In dem Video bezeichnete sich der Täter als „Soldat des Kalifats“.

„Brutaler Akt wahlloser Gewalt“

De Maizière nannte den Anschlag von Würzburg, bei dem mehrere Menschen durch einen Angriff mit einer Axt zum Teil lebensgefährlich verletzt worden waren, einen „brutalen Akt wahlloser Gewalt“. Der 17-Jährige sei am 30. Juni 2015 in Passau als Flüchtling aus Afghanistan eingereist. Es gebe aber auch Hinweise, dass es sich bei dem jungen Mann um einen Pakistani gehandelt habe.

Aus Ermittlerkreisen war die Herkunft unter anderem wegen seines paschtunischen Dialekts angezweifelt worden. De Maizière sagte, Paschtunen lebten sowohl in Afghanistan wie auch in Pakistan. Gegen die neue Vermutung, es könne sich doch eher um einen Pakistaner handeln, spreche zudem, dass der Täter wenige Tage vor der Tat am Telefon vom Tod eines Bekannten aus Afghanistan erfahren habe. Seinen Erkenntnissen zufolge liege zudem ein Antrag für eine Familienzusammenführung vor, der sich ebenfalls auf Afghanistan beziehe. Dazu liefen aber noch die Ermittlungen. Die letzten beiden Wochen vor der Tat habe er bei einer Pflegefamilie gelebt. Der Angreifer selbst wurde nach seinem Attentat von der Polizei erschossen.

17-Jähriger verübt Axt-Attacke im Zug

Ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan hat in einem Regionalzug Fahrgäste mit Axt und Messer attackiert. Der Zug hatte das Ziel Würzburg fast erreicht, als der Täter losschlug.
Ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan hat in einem Regionalzug Fahrgäste mit Axt und Messer attackiert. Der Zug hatte das Ziel Würzburg fast erreicht, als der Täter losschlug. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Vier Menschen wurden schwer verletzt, ein weiterer leicht. Außerdem erlitten 14 Reisende einen Schock.
Vier Menschen wurden schwer verletzt, ein weiterer leicht. Außerdem erlitten 14 Reisende einen Schock. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Als der Zug per Notbremse stoppte, sprang der Täter aus dem Zug und flüchtete. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei, das zufällig in der Nähe war, nahm die Verfolgung auf.
Als der Zug per Notbremse stoppte, sprang der Täter aus dem Zug und flüchtete. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei, das zufällig in der Nähe war, nahm die Verfolgung auf. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Als der Jugendliche auch auf die Einsatzkräfte losgegangen sei, erschossen die Beamten den jungen Mann.
Als der Jugendliche auch auf die Einsatzkräfte losgegangen sei, erschossen die Beamten den jungen Mann. © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Wegen des Einsatzes wurde die Bahnstrecke zwischen Ochsenfurt und Würzburg zeitweise gesperrt. Der 17-jährige Täter kam ohne seine Eltern nach Deutschland. Zunächst hat er in einer Einrichtung in Ochsenfurt gelebt, danach bei einer Pflegefamilie.
Wegen des Einsatzes wurde die Bahnstrecke zwischen Ochsenfurt und Würzburg zeitweise gesperrt. Der 17-jährige Täter kam ohne seine Eltern nach Deutschland. Zunächst hat er in einer Einrichtung in Ochsenfurt gelebt, danach bei einer Pflegefamilie. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Nach einer Aussage soll der Täter einen islamischen Ausruf gemacht haben, kurz bevor er von der Polizei erschossen wurde. In einem Internetvideo bekannte sich der Täter zur Terrormiliz Islamischer Staat.
Nach einer Aussage soll der Täter einen islamischen Ausruf gemacht haben, kurz bevor er von der Polizei erschossen wurde. In einem Internetvideo bekannte sich der Täter zur Terrormiliz Islamischer Staat. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
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Der Minister forderte als Konsequenz aus dem Anschlag mehr Video-Überwachung an öffentlichen Stellen, mehr Polizei sowie einen besseren Schutz für Polizeibeamte. Der Einsatz sogenannter Bodycams an Polizeiuniformen sei dafür „ein wichtiges Zeichen“. (W.B.)