Berlin. Ihre erste Auslandsreise als neue britische Premier führt Theresa May nach Deutschland. Wichtigstes Thema wird das Brexit-Votum sein.

Eine Woche nach ihrer Ernennung zur Premierministerin Großbritanniens kommt Theresa May an diesem Mittwochabend zu einem Antrittsbesuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Berlin. Nach Angaben der britischen Regierung vom Dienstag ist es ihre erste Auslandsreise. In Berlin wird dies als besondere Wertschätzung für Deutschland und den Willen gewertet, die engen Beziehungen zu Merkel trotz der Pläne zum Austritt aus der Europäischen Union zu pflegen.

Wichtigstes Thema beim Antrittsbesuch bei der Kanzlerin: Wie und wann verlässt Großbritannien die EU und was bedeutet das für die Beziehungen zwischen London und Berlin? Merkel wird May um 17.30 Uhr mit militärischen Ehren empfangen. In dem anschließenden ersten gemeinsamen intensiven Gespräch soll es um die politische Entwicklung in der Türkei, die Flüchtlingsfrage sowie Fragen nach der Umsetzung des Brexit-Votums der Briten gehen.

Merkel sieht die Briten am Zug

Aus Berliner Sicht ist es an London, sich klar zu werden, wie es die Beziehungen zur EU künftig gestalten will. Mays wichtigste Aufgabe wird es sein, nach dem Votum der Bürger Großbritannien aus dem Bündnis zu führen und negative wirtschaftliche Folgen zu mildern.

Merkel hatte nach einem ersten Telefonat mit May in der vorigen Woche gesagt: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Theresa May.“ Die Ernennung von Boris Johnson zum britischen Außenminister wollte die Kanzlerin da noch nicht kommentieren. Johnson ist einer der wichtigsten Befürworter des EU-Austritts Großbritanniens.

Steinmeier appelliert an Briten, Entscheidung nicht herauszuzögern

„Ich glaube, unsere Aufgabe ist es, mit Regierungen befreundeter Länder sehr eng zusammenzuarbeiten“, hatte Merkel gesagt. „Die Welt hat genügend Probleme, um auch die außenpolitische Zusammenarbeit gut voranzubringen, so wie wir das in der Zusammenarbeit mit Großbritannien immer gemacht haben.“

Die Ernennung Johnsons wird als klares Signal gedeutet, dass May das Ergebnis des Referendums ernst nimmt und den Brexit umsetzen will. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat May aufgefordert, sich mit dem Austrittsantrag an die EU nicht mehr lange Zeit zu lassen.

May ist die erste Frau an der britischen Regierungsspitze seit dem Rücktritt von Margaret Thatcher 1990. Ihr Vorgänger David Cameron, der für den Verbleib in der EU kämpfte, gab sein Amt wegen der schweren Niederlage beim Brexit-Referendum vom 23. Juni auf. (dpa)