Cleveland. Zum Auftakt des Parteitags der Republikaner in Cleveland brüllen sich Gegner und die Befürworter von Donald Trump gegenseitig nieder.
Mit der ersehnten Geschlossenheit beim Krönungsparteitag für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump in Cleveland war es am ersten Tag schon nach wenigen Stunden vorbei. Statt Einheit gab es Zank.
Hunderte Gegner des in den eigenen Reihen hoch umstrittenen Rechtspopulisten, der am Dienstagabend offiziell zum Bewerber um die Nachfolge von Barack Obama ernannt werden soll, versuchten am Montag die Abstimmungsregeln in letzter Minute durch einen Zählappell zu ändern.
Ihr Ziel war es, die Delegierten von dem durch die Ergebnisse bei den Vorwahlen entstandenen Zwang zu befreien, Trump einfach durchzuwinken. „Es sollte eine offene Abstimmung erreicht werden, die ein ehrlicheres Ergebnis zutage gefördert hätte“, sagte später der Delegierte Ken Cuccinelli aus Virginia. Rund 400 der knapp 2500 Delegierten galten vor Beginn des Parteitags als klare Trump-Gegner. Eine Freigabe der Abstimmung, so ihre Hoffnung, hätte andere womöglich zum Nachahmen animiert.
Wütende, minutenlange Protestrufe und Sprechchöre
Als die Parteiführung das Potenzial für einen peinlichen Schienbeintritt gegen Trump erkannte, ließ man per Zuruf ein Meinungsbild erstellen. Und entschied aus dem Ärmel heraus anhand der Lautstärke der „Ja“-Rufe, dass die „Aufständischen“ in der Minderheit waren. Obwohl die „No“-Rufe nicht zu überhören waren.
In diesem Moment brachen die Trump-Kritiker in wütende, minutenlange Protestrufe und Sprechchöre aus. „Schande, Schande“ hallte es durch die Quicken Loans Arena, in der die „Grand Old Party“ noch bis Donnerstag tagt.
Mehrere Delegationen, von Colorado bis Iowa, verließen den Saal. Andere Delegierte verlangten weiter eine namentliche Abstimmung über die Regularien. Es kam zu chaotischen Szenen, wie man sie von ganz frühen Grünen-Parteitagen in Erinnerung hat, als sich Fundis und Realos bis aufs Messer bekämpften.
„Das war heute eine schreckliche Premiere“, sagte der aus Utah stammende Senator Mike Lee, „so etwas Surreales hat es noch nie bei den Republikanern gegeben.“ Kendal Unruh, eine der Initiatorinnen des Mini-Putschversuchs, erklärte, das „tyrannische Manöver“ der Trump treu ergebenen Parteispitze werde sich rächen. Dem Vernehmen nach hatte Trumps Sohn, Donald Trump Jr., die Anführer der als Revolte aufgefassten Aktion via Twitter offen bedroht: „Eure Karrieren sind beendet.“
Kritik an „faschistischen Methoden“
Gordon Humphrey, Ex-Senator aus New Hampshire und ein scharfer Gegner Trumps, warf dem Lager des Immobilien-Milliardärs und dessen Anhängern „faschistische Methoden“ vor. „Sie haben uns niedergeschrien, sie haben keine Debatte zugelassen“. Das „unzivilisierte Spektakel“ auf dem Parteitag sei ein Vorgeschmack auf den Stil der Präsidentschaft, falls Trump am 8. November gewinnen sollte.
Weil die Trump-Fans ihren Sieg mit höhnischem Gespött und „USA! USA!“-Rufen feierten, gehen Beobachter davon aus, dass die innerparteilichen Gräben in den verbleibenden vier Monaten bis zur Präsidentschaftswahl noch tiefer werden. „Es gibt definitiv nicht mehr eine republikanische Partei“, sagten Kommentatoren des Senders MSNBC, „der Lagerkampf ist heute offen ausgebrochen.“ Trump könnte der fehlende Rückhalt des Parteivolks spätestens bei der ersten TV-Debatte mit Clinton Ende September schwer schaden. „Vor den Augen des ganzen Landes hat ein beträchtlicher Teil der Republikaner heute gezeigt, was er von Trump hält“, sagte eine Delegierte aus Colorado, „nämlich nichts.“