Caracas. Die Not in Venezuela verschärft sich. Am Wochenende gingen fast 100.000 Menschen nach Kolumbien, um sich dort Lebensmittel zu besorgen.

Zehntausende Venezolaner haben am Wochenende die Grenzöffnung zum Nachbarland Kolumbien genutzt, um Lebensmittel, Hygieneartikel und Medikamente einzukaufen. Aus verschiedenen Landesteilen und der Hauptstadt Caracas reisten sie teilweise Hunderte Kilometer bis in den westlichen Bundesstaat Tachira, wie die Zeitung „El Universal“ in ihrer Online-Ausgabe berichtete. Das kolumbianische Außenministerium sprach am Sonntag von knapp 100.000 Grenzgängern. Bereits eine Woche zuvor war es bei einer ersten Grenzöffnung zu einem Massenansturm auf Geschäfte in der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta gekommen.

Die wachsende Not der Venezolaner

Allein am Sonntag sollen 35.000 Venezolaner über die Simon-Bolivar-Brücke ins benachbarte Kolumbien gekommen sein, um sich mit Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln einzudecken.
Allein am Sonntag sollen 35.000 Venezolaner über die Simon-Bolivar-Brücke ins benachbarte Kolumbien gekommen sein, um sich mit Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln einzudecken. © dpa | Gabriel Barrero
Eine Frau in der wartenden Menge hält eine venezolanische Flagge hoch.
Eine Frau in der wartenden Menge hält eine venezolanische Flagge hoch. © REUTERS | CARLOS EDUARDO RAMIREZ
Bis zu 100.000 Venezolaner sind nach Angaben des kolumbianischen Außenministeriums allein am Wochenende über die Grenze gekommen.
Bis zu 100.000 Venezolaner sind nach Angaben des kolumbianischen Außenministeriums allein am Wochenende über die Grenze gekommen. © dpa | Gabriel Barrero
Die Grenze zwischen dem kolumbianischen Cúcuta und dem venezolanischen San Antonio de Tachira ist nur zeitweilig geöffnet.
Die Grenze zwischen dem kolumbianischen Cúcuta und dem venezolanischen San Antonio de Tachira ist nur zeitweilig geöffnet. © dpa | Gabriel Barrero
Venezuela hatte die gemeinsamen Grenzen im August 2015 geschlossen, um Schmuggel zu verhindern.
Venezuela hatte die gemeinsamen Grenzen im August 2015 geschlossen, um Schmuggel zu verhindern. © REUTERS | CARLOS EDUARDO RAMIREZ
Nun decken sich die Venezolaner mit Hamsterkäufen ein und tragen ihre Sachen Säckeweise über die Grenze.
Nun decken sich die Venezolaner mit Hamsterkäufen ein und tragen ihre Sachen Säckeweise über die Grenze. © REUTERS | CARLOS EDUARDO RAMIREZ
In Venezuela fehlt es derzeit an allem, nicht nur an Lebensmitteln und Medikamenten.
In Venezuela fehlt es derzeit an allem, nicht nur an Lebensmitteln und Medikamenten. © REUTERS | © Carlos Garcia Rawlins / Reute
Das ölreiche Venezuela leidet unter anderem wegen des Ölpreisverfalls unter einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise.
Das ölreiche Venezuela leidet unter anderem wegen des Ölpreisverfalls unter einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise. © REUTERS | CARLOS EDUARDO RAMIREZ
Die Wirtschaft ist 2015 um sieben Prozent geschrumpft, die Inflation liegt im dreistelligen Bereich.
Die Wirtschaft ist 2015 um sieben Prozent geschrumpft, die Inflation liegt im dreistelligen Bereich. © REUTERS | CARLOS EDUARDO RAMIREZ
Angesichts der angespannten Versorgungslage müssen alle mit anpacken.
Angesichts der angespannten Versorgungslage müssen alle mit anpacken. © REUTERS | CARLOS EDUARDO RAMIREZ
Vor allem die arme Bevölkerung leidet unter den Versorgungsengpässen.
Vor allem die arme Bevölkerung leidet unter den Versorgungsengpässen. © REUTERS | CARLOS EDUARDO RAMIREZ
Eine Familie zeigt die Grundnahrungsmittel, die sie im Zuge eines neuen Versorgungsprogramms der sozialistischen Regierung ergattern konnte.
Eine Familie zeigt die Grundnahrungsmittel, die sie im Zuge eines neuen Versorgungsprogramms der sozialistischen Regierung ergattern konnte. © REUTERS | CARLOS JASSO
Vor den Geschäften in Venezuela selbst bilden sich inzwischen lange Schlangen, die von Soldaten kontrolliert werden.
Vor den Geschäften in Venezuela selbst bilden sich inzwischen lange Schlangen, die von Soldaten kontrolliert werden. © REUTERS | CARLOS GARCIA RAWLINS
Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs sind schon seit mehr als zwei Jahren rationiert.
Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs sind schon seit mehr als zwei Jahren rationiert. © REUTERS | CARLOS GARCIA RAWLINS
Die Wut auf die Regierung von Präsident Nicolás Maduro wächst.
Die Wut auf die Regierung von Präsident Nicolás Maduro wächst. © REUTERS | CARLOS GARCIA RAWLINS
Venezuelas sozialistischer Präsident Nicolás Maduro (r.) im Gespräch mit seinem Verteidigungsminister Vladimir Padrino Lopez. Maduro steht wegen der Nahrungsmittelkrise stark unter Druck. Die Opposition will ihn per Referendum absetzen.
Venezuelas sozialistischer Präsident Nicolás Maduro (r.) im Gespräch mit seinem Verteidigungsminister Vladimir Padrino Lopez. Maduro steht wegen der Nahrungsmittelkrise stark unter Druck. Die Opposition will ihn per Referendum absetzen. © REUTERS | CARLOS GARCIA RAWLINS
Ein Mosaik zeigt den früheren venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez. Der Vorgänger von Nicolás Maduro regierte das Land von 1999 bis zu seinem Tod 2013.
Ein Mosaik zeigt den früheren venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez. Der Vorgänger von Nicolás Maduro regierte das Land von 1999 bis zu seinem Tod 2013. © REUTERS | ENRIQUE DE LA OSA
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Trotz Dauerregens trugen die Venezolaner zu Fuß schwere Koffer und Tragetaschen teilweise mehrere Kilometer weit über die Grenze in ihr Heimatland. Aufgrund einer akuten Versorgungskrise sind viele Grundnahrungsmittel, Arzneimittel und Hygieneartikel wie Windeln und Toilettenpapier in Venezuela äußerst knapp oder nur zu sehr hohen Preisen zu erstehen.

Venezuelas Regierung hatte Grenzen geschlossen

Venezuela hatte die gemeinsamen Grenzen im August vergangenen Jahres geschlossen. Caracas will mit diesem Schritt den Schmuggel subventionierter Waren nach Kolumbien unterbinden. Zudem argumentiert die sozialistische Regierung, dass die Schließung der Grenzen das Einsickern von kolumbianischen Paramilitärs verhindere.

Aufgrund der schwierigen Versorgungslage steigt der Druck auf die sozialistische Regierung Venezuelas. Die konservative Opposition, die mittlerweile die Mehrheit im Parlament stellt, macht Misswirtschaft für die Engpässe bei der Lebensmittelversorgung verantwortlich. Das ölreiche südamerikanische Land leidet unter anderem wegen des Ölpreisverfalls unter einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise. Es wird ein Staatsbankrott befürchtet. Die Wirtschaft ist 2015 um sieben Prozent geschrumpft, die Inflation liegt im dreistelligen Bereich. (epd)