Istanbul/Berlin. Präsident Erdogan gilt sonst als Gegner der sozialen Netzwerke. Doch während des Putschversuchs ist er von Twitter und Co. abhängig.

Was für eine Ironie: Twitter-Gegner Recep Tayyip Erdogan wendet sich in Zeiten der Aufruhr über den Kurznachrichtendienst an das türkische Volk. Während ein Putschversuch das Land erschüttert, soziale Netzwerke zeitweise lahmgelegt sind, ruft der türkische Staatspräsident über Online-Medien dazu auf, auf die Straße zu gehen und sich gegen die Putschisten zu stellen. Auch über Apples Videotelefonie-Dienst FaceTime, der nur zwischen Geräten des iPhone-Konzerns funktioniert, sendete Erdogan eine Ansprache.

Der Putschversuch in der Türkei 2016

Dieses Foto entstand kurz nach Beendigung des Putschversuches am 15. Juli 2016 in der Türkei. Präsident Erdogan (M.) zeigt sich in Istanbul seinen Unterstützern.
Dieses Foto entstand kurz nach Beendigung des Putschversuches am 15. Juli 2016 in der Türkei. Präsident Erdogan (M.) zeigt sich in Istanbul seinen Unterstützern. © REUTERS | HUSEYIN ALDEMIR
Die türkische Regierung hatte wieder die Kontrolle übernommen.
Die türkische Regierung hatte wieder die Kontrolle übernommen. © REUTERS | KENAN GURBUZ
In der Nacht waren in den Straßen von Ankara und der Metropole Istanbul Panzer aufgefahren. Schüsse wurden abgegeben.
In der Nacht waren in den Straßen von Ankara und der Metropole Istanbul Panzer aufgefahren. Schüsse wurden abgegeben. © REUTERS | TUMAY BERKIN
Menschen kletterten auf Panzer und schwenken Türkei-Flaggen.
Menschen kletterten auf Panzer und schwenken Türkei-Flaggen. © Getty Images | Gokhan Sahin
In Istanbul wurden an der Bosporus-Brücke Wasserwerfer eingesetzt, ...
In Istanbul wurden an der Bosporus-Brücke Wasserwerfer eingesetzt, ... © REUTERS | MURAD SEZER
... um gegen die Putschisten vorzugehen.
... um gegen die Putschisten vorzugehen. © Getty Images | Gokhan Tan
Später prügelten Menschen auf die Putschisten ein. Soldaten versuchen, sich vor dem Mob in einen Bus zu retten.
Später prügelten Menschen auf die Putschisten ein. Soldaten versuchen, sich vor dem Mob in einen Bus zu retten. © REUTERS | MURAD SEZER
Die Soldaten, die in den Putsch verwickelt waren und festgenommen wurden, mussten Klamotten und Waffen auf den Boden legen.
Die Soldaten, die in den Putsch verwickelt waren und festgenommen wurden, mussten Klamotten und Waffen auf den Boden legen. © Getty Images | Gokhan Tan
In Istanbul trauten sich die Menschen wieder auf die Straße.
In Istanbul trauten sich die Menschen wieder auf die Straße. © dpa | Tolga Bozoglu
Auf der Bosporus-Brücke in Istanbul versammelten sich unzählige Menschen.
Auf der Bosporus-Brücke in Istanbul versammelten sich unzählige Menschen. © Getty Images | Burak Kara
Einige machten vor den Panzern Selfies.
Einige machten vor den Panzern Selfies. © REUTERS | MURAD SEZER
Andere kletterten auf die zurückgelassenen Militärfahrzeuge.
Andere kletterten auf die zurückgelassenen Militärfahrzeuge. © Getty Images | Gokhan Tan
Das Parlamentsgebäude in Ankara wurde bei den Ausschreitungen teilweise zerstört.
Das Parlamentsgebäude in Ankara wurde bei den Ausschreitungen teilweise zerstört. © dpa | Str
Fotos zeigen Trümmer, zerborstene Scheiben und Schäden am Mauerwerk.
Fotos zeigen Trümmer, zerborstene Scheiben und Schäden am Mauerwerk. © REUTERS | STRINGER
Die Putschisten hatten eine Bombe im türkischen Parlament gezündet.
Die Putschisten hatten eine Bombe im türkischen Parlament gezündet. © imago/Depo Photos | imago stock&people
Nicht nur Anhänger Erdogans, sondern auch breite Teile der Bevölkerung stellten sich in der Nacht gegen die Putschisten.
Nicht nur Anhänger Erdogans, sondern auch breite Teile der Bevölkerung stellten sich in der Nacht gegen die Putschisten. © REUTERS | STRINGER
Die Panzer schmückten sie mit Bildern von Erdogan.
Die Panzer schmückten sie mit Bildern von Erdogan. © REUTERS | TUMAY BERKIN
Am Taksim-Platz in Istanbul wurde eine große Türkei-Flagge ausgebreitet.
Am Taksim-Platz in Istanbul wurde eine große Türkei-Flagge ausgebreitet. © dpa | Uygar Onder Simsek
Zuvor war der Platz noch bewacht worden.
Zuvor war der Platz noch bewacht worden. © REUTERS | MURAD SEZER
Am Abend des 15. Juli hatten Teile des türkischen Militärs einen Putschversuch unternommen.
Am Abend des 15. Juli hatten Teile des türkischen Militärs einen Putschversuch unternommen. © REUTERS | MURAD SEZER
Ministerpräsident Binali Yildirim sagte dem Sender NTV am gleichen Abend, die Sicherheitskräfte täten alles Notwendige, um die Situation zu entschärfen.
Ministerpräsident Binali Yildirim sagte dem Sender NTV am gleichen Abend, die Sicherheitskräfte täten alles Notwendige, um die Situation zu entschärfen. © REUTERS | UMIT BEKTAS
Soldaten hatten beide Bosporus-Brücken in Istanbul abgesperrt.
Soldaten hatten beide Bosporus-Brücken in Istanbul abgesperrt. © Getty Images | Gokhan Tan
Die Brücken verbinden die asiatische mit der europäischen Seite der Türkei.
Die Brücken verbinden die asiatische mit der europäischen Seite der Türkei. © Getty Images | Gokhan Tan
Der türkische Präsident Erdogan rief über FaceTime am Abenddas Volk dazu auf „sich auf den Plätzen und am Flughafen zu versammeln“.
Der türkische Präsident Erdogan rief über FaceTime am Abenddas Volk dazu auf „sich auf den Plätzen und am Flughafen zu versammeln“. © Getty Images | Burak Kara
Der Putschversuch in der Türkei ging nach Darstellung von Präsident Recep Tayyip Erdogan von einer Minderheit in der Armee aus.
Der Putschversuch in der Türkei ging nach Darstellung von Präsident Recep Tayyip Erdogan von einer Minderheit in der Armee aus. © REUTERS | MURAD SEZER
Die Putschisten hatten eine Ausgangssperre im ganzen Land verhängt.
Die Putschisten hatten eine Ausgangssperre im ganzen Land verhängt. © REUTERS | STRINGER
Auf den Straßen in Istanbul waren Panzer zu sehen.
Auf den Straßen in Istanbul waren Panzer zu sehen. © REUTERS | STRINGER
Protestanten erklommen die Panzer.
Protestanten erklommen die Panzer. © REUTERS | STRINGER
Auch in Ankara waren Panzer unterwegs.
Auch in Ankara waren Panzer unterwegs. © Getty Images | Gokhan Sahin
Ein Mann versuchte mit allen Mitteln, einen Panzer am Atatürk-Flughafen zu stoppen.
Ein Mann versuchte mit allen Mitteln, einen Panzer am Atatürk-Flughafen zu stoppen. © REUTERS | STRINGER
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Dabei gilt Präsident Erdogan als Gegner der sozialen Netzwerke. Erst 2013, als sich Demonstranten in Istanbul versammelt hatten, hatte Erdogan Twitter eine „Bedrohung für die Gesellschaft“ genannt. 2014 hatte Erdogan Twitter blockieren lassen, weil seine Gegner dort Korruptionsvorwürfe gegen ihn verbreiteten. Jetzt könnten Technologie und soziale Medien eine entscheidende Rolle dafür gespielt haben, dass Erdogan an der Macht bleibt.

Doch während des Putschversuchs bleiben Erdogan nur die Online-Medien. Im Fernsehsender CNN Türk war zu sehen, wie eine Moderatorin ein Smartphone in die Kamera hält. Darauf zu erkennen: Erdogan – kampfbereit, der über Facetime dazu aufruft, öffentliche Plätze zu besetzen. Die Aufnahmen wurden wiederum in den sozialen Netzwerken geteilt.

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Präsident meldet sich auch auf Twitter zu Wort

Auch über Twitter kommunierte der Präsident mit seinen Landsleuten. Dort forderte er dazu auf, auf öffentliche Plätze zu gehen und den Atatürk Flughafen zu unterstützen.

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Auf Twitter wurde die Ironie, dass Erdogan, der bekanntlich kein Fan des Dienstes ist, aber nun selbst darauf zurückgreift, ausführlich diskutiert.

(mit dpa)