Washington. Er schickte die US-Armee nach Irak, erfand den Begriff „Achse des Bösen“ und galt von jeher als Hardliner. Nun wird George W. Bush 70.
„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Du weißt nie, was Du kriegst.“ George W. Bush hat es in gewisser Weise einfacher als der liebenswürdig linkische Forrest Gump im Kino. Zum 70. Geburtstag erwartet den 43. Präsidenten der Vereinigten Staaten am Mittwoch jedenfalls keine überraschende nationale Gefühlsaufwallung der Sympathie.
Auch wenn seine Werte in Beliebtheits-Umfragen ganz passabel sind und sein selbst-ironischer Humor zuweilen vermisst wird. Zu desaströs, da sind sich nahezu alle Historiker einig, ist das Vermächtnis, das der Texaner hinterlassen hat.
Das ist Ex-Präsident George W. Bush
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Die „katastrophalste außenpolitische Entscheidung“
Gerade erst hat der Biograph Jean Edward Smith auf 808 Seiten in „Bush“ ein absolut vernichtendes Urteil gefällt. Selten sei dem Land „so schlecht gedient“ gewesen wie mit dem Sohn des 41. Präsidenten George H.W. Bush. Dass Bush II nach den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 unter Zuhilfenahme der von den Geheimdiensten konstruierten Lüge von der Existenz von Massenvernichtungswaffen in den Irak einmarschierte und Saddam Hussein stürzte, sei die „katastrophalste außenpolitische Entscheidung“ gewesen, die jemals ein amerikanischer Präsident getroffen habe.
Smith, und viele vor ihm, erklären Bush mit einer explosiven Mischung aus vielen Charaktereigenschaften: Texanische Wildwestmentalität habe sich danach zu einem historisch denkbar schlechten Zeitpunkt mit dem missionarischen Geist eines „neugeborenen“ evangelischen Christen vermengt. Nur so sei die beinahe religiös überhöhte Rhetorik der „Achse des Böse“ zu erklären, die Bush einst mit dem Lineal über den Welt-Atlas zog. Und der feste Wille, im Sinne der Neo-Konservativen die Welt neu zu ordnen.
Auch zu Hause fiel seine Bilanz mickrig aus
Ein Unterfangen, an dem sich der am 6. Juli 1946 in New Haven im Bundesstaat Connecticut in eine lange Familientradition von Wohlstand und öffentlichen Ämtern hineingeborene „Dabbelju“ kolossal verhob. Dass Bush sein hehres Versprechen brechen würde, die konservative Revolution Ronald Reagans mit „Leidenschaft“ zu vollenden und den Republikanern auf Jahre die Macht in Washington zu sichern, war nicht nur auf dem globalen Parkett zu beobachten. Dort, wo Bush weder gegen das erratische Nordkorea noch gegen die zündelnden Mullahs in Teheran ein Mittel fand. Von seiner Abwesenheit im israelisch-palästinensischen Konflikt ganz zu schweigen.
Daheim fiel die Bilanz nicht weniger mickrig aus. Seine Reform der Rentenversicherung – jämmerlich gescheitert. Die Bewältigung von Hurrikan Katrina in New Orleans – ein Desaster des Kleinmuts und der Arroganz. Sein Rezept gegen die sich 2007 abzeichnende Finanzkrise – Hilflosigkeit.
Er wird sich noch oft zu Wort melden
Umso erstaunlicher, dass Bush, der erst im reifen Alter von 40 dem Alkohol abschwörte, heiratete und die Religion für sich entdeckte, im Jahr 2016 die Sehnsüchte des republikanischen Establishments nach Berechenbarkeit und Augenmaß bedient. Bush wie auch der Rest des über das frühe Aus von Bruder-Kandidat Jeb Bush konsternierten Familienclans straft den Parvenü Donald Trump konsequent mit Missachtung und sorgt sich öffentlich um den Fortbestand der „Grand Old Party“, falls die Präsidentschaftskandidatur des New Yorker Bau-Milliardärs im November tatsächlich Früchte tragen sollte.
Bis dahin wird sich Bush noch mehrfach zu Wort melden, um konservativen Kongressmitgliedern vor der Wahl den Rücken zu stärken. Dafür braucht es Ausdauer. An seinem Ehrentag geht George W. Bush gemeinsam mit eingeladenen Kriegsveteranen in Texas auf Mountainbike-Tour. Das Rad der Geschichte zurückdrehen kann er nicht.
Das waren die US-Präsidenten seit 1945
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Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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