London. Keine Gespräche vor dem formellen Austrittsgesuch, sagt EU-Kommissionschef Juncker. Der britische Außenminister versucht es trotzdem.

Informelle Brexit-Gespräche mit der EU könnten nach den Worten des britischen Außenministers Philip Hammond bereits nächste Woche beginnen. Dabei solle es um die späteren Beziehungen zwischen London und Brüssel gehen. Zugleich rief Hammond die Gemeinschaft auf, ihre Forderung zu revidieren, wonach es keine Gespräche vor einem formellen britischen Austrittsgesuch nach Artikel 50 des Lissabon-Vertrages geben könne.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat seiner Behörde nach eigenen Angaben jegliche Vorverhandlungen mit der britischen Seite über einen EU-Austritt verboten. „Solange es keine Notifizierung gibt, gibt es auch keine Verhandlungen.“ Er kritisierte „klammheimliche“ Bestrebungen in London, die Verhandlungen mit den EU-Partnern noch vor der offiziellen Austrittserklärung „in abgedunkelten Räumen“ zu beginnen und sich so etwa den künftigen Zugang zum EU-Binnenmarkt zu sichern.

Austrittsprozess dürfte zwei Jahre dauern

Bereits jetzt mit Gesprächen zu starten, könne etwa die Unsicherheit über die Zukunft der EU-Bürger in Großbritannien beenden, meinte Hammond. Das britische Parlament ist in der Frage uneins, ob die etwa drei Millionen EU-Bürger bleiben dürfen, wenn das Land die EU verlässt.

London betont derzeit, formelle Verhandlungen mit der EU könne erst eine neue Regierung führen, die vermutlich erst im Spätsommer oder im Herbst im Amt sein dürfte. Dagegen drängt Brüssel auf schnellen Beginn und ist gegen jede Verzögerung. Der Austrittsprozess dürfte ohnehin etwa zwei Jahre dauern. Die Briten hatten in einem Referendum am 23. Juni mit einer Mehrheit von 52 Prozent entschieden, die EU zu verlassen. (dpa)