Berlin. Salafisten, die Flüchtlingen Heilsversprechungen machen: Bisher dringen Islamisten damit kaum durch, heißt es vom Verfassungsschutz.

Den in Deutschland aktiven Salafisten-Gruppen ist es nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden bislang nicht gelungen, eine große Zahl muslimischer Flüchtlinge an sich zu binden. Der Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, sagte am Montag in Berlin, die Behörden hätten zwar bereits 300 ganz konkrete Anwerbeversuche von Flüchtlingen durch radikale Islamisten registriert. „Bisher scheint aber diese Rekrutierung nicht so zu verfangen“, sagte er bei einem Fachgespräch der Unionsfraktion im Bundestag zum Thema „Antisemitismus im fundamentalistischen Islam“. Sollten sich die Erwartungen der Flüchtlinge an ihr Leben in Deutschland langfristig nicht erfüllen, könnte dieses Risiko jedoch steigen.

Verfassungsschützer hatten im vergangenen Jahr vor der Gefahr gewarnt, dass Flüchtlinge angeworben werden könnten. „Extremistische Salafisten suchen sich junge Menschen, die kein soziales Umfeld haben, und bieten ihnen nicht nur Geschenke oder den Koran an“, hatte etwa Burkhard Freier gesagt, Chef des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen. Im Herbst war unter anderem ein Video bekannt geworden, das Mitglieder einer unter Beobachtung stehenden islamistischen Gruppe zeigte. Sie machten einen Ausflug mit Flüchtlingskindern aus Köln in ein Kinderspielland.

Forum für Demokratie fordert Beschäftigung

Offen aufgetreten waren Salafisten und als Gefährder eingestufte Islamisten vor dem Lageso in Berlin, als dort chaotische Zustände herrschten und Menschen tagelang vor dem Gebäude warteten. Helfer berichteten, dass radikale Islamisten regelmäßig gezielt Flüchtlinge ansprachen. Auch der salafistische Prediger Pierre Vogel, der sich inzwischen deutlich vom IS distanziert hat, warb unter seinen Anhängern mehrfach darum, Flüchtlinge für seine Auslegung des Islams zu gewinnen.

Die Offenheit unter Flüchtlingen für radikale Botschaften könnte aber noch steigen. Die Mitbegründerin des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus, Lala Süsskind, forderte, Asylbewerber dürften nicht gezwungen werden, über längere Zeit in Massenunterkünften zu leben. Die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt müsse forciert werden. „Ansonsten haben wir nur noch Extremisten hier“, fügte sie hinzu. (law/dpa)