Düsseldorf. Immer mehr Menschen können es sich nicht leisten, ihre Versicherung zu bezahlen. Die Krankenkassen sehen die Politik in der Pflicht.

Versicherte schulden den gesetzlichen Krankenkassen immer mehr Geld: Die Beitragsschulden insbesondere von freiwillig Versicherten summierten sich zuletzt auf 4,48 Milliarden Euro – das sind gut 1,2 Milliarden Euro mehr als noch Anfang 2015. Das geht aus einer Übersicht des Spitzenverbands der Krankenkassen hervor, über die die „Rheinische Post“ zuerst berichtet hatte. 2011 hatten die Schulden insgesamt noch gut eine Milliarde Euro betragen.

Die Ursachen für die Beitragsrückstände sind nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes vielfältig: Verbraucherinsolvenzen, finanzielle Instabilität bei freiwillig versicherten Selbstständigen oder Zahlungsunfähigkeit bei weitgehend fehlendem Einkommen.

Und die Chancen für die Kassen, das Geld zu bekommen, sind oftmals gering: „Bei Mitgliedern, die nicht in der Lage sind, den notwendigen Lebensunterhalt einschließlich der Aufwendungen für die Krankenversicherung aus eigenen Kräften und Mitteln zu bestreiten, sind die Instrumente zur Durchsetzung des Beitragsanspruchs weitgehend wirkungslos“, heißt es in dem entsprechenden GKV-Papier.

Politik soll mit Steuergeldern helfen

Deshalb fordert der Spitzenverband, der Staat müsse jenen, die die Beiträge nicht bezahlen können, mit Steuergeld helfen. „Wenn es eine staatliche Versicherungspflicht gibt, bräuchte es auch eine staatliche Finanzierung der Beitragsausfälle bei den Kassen“, sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, Florian Lanz. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte der „Rheinischen Post“, man beobachte die Entwicklung der Rückstände „aufmerksam“.

Per Gesetz war im Jahr 2007 eine Versicherungspflicht eingeführt worden. Seitdem sind Krankenkassen dazu verpflichtet, auch säumige Patienten in der Versicherung zu halten. (bk/dpa/rtr)