Bagdad/Damaskus. Die irakische Armee hat Falludscha eingenommen, nun bleibt dem „Islamischen Staat“ nur Mossul. Frieden ist dennoch nicht in Sicht.

Fünf Wochen nach dem Beginn einer Offensive auf die IS-Hochburg Falludscha hat die irakische Armee die Stadt nach eigenen Angaben vollständig eingenommen. Anti-Terror-Kräfte hätten die Extremisten aus dem letzten Viertel Falludschas vertrieben, sagte ein hoher Armeekommandeur am Sonntag.

Der Islamische Staat (IS) verliert damit eine seiner zwei wichtigsten Hochburgen im Irak. Auch im Nachbarland Syrien steht das von der Terrormiliz ausgerufene Kalifat unter Druck. Bei einem Luftangriff auf eine vom IS gehaltene Stadt im Osten Syriens starben 82 Menschen.

Im Irak bleibt dem IS jetzt nur noch Mossul

Irakische Regierungskräfte waren vor zehn Tagen in das Zentrum Falludschas eingedrungen. Kurz danach erklärte Ministerpräsident Haidar al-Abadi die westirakische Stadt für befreit, obwohl der IS noch nicht vollständig vertrieben war. Falludscha war seit Januar 2014 unter Kontrolle der sunnitischen Extremisten. Als letzter Stadtteil sei das Viertel Al-Dschulan im Nordwesten der Stadt erobert worden, sagte der Armeekommandeur.

Falludscha liegt rund 70 Kilometer westlich von Bagdad an einer wichtigen Versorgungsroute unter anderem nach Syrien. Als einzige Hochburg im Irak bleibt dem IS jetzt die nordirakische Millionenstadt Mossul, auf die die Armee als nächstes vorrücken will.

Einwohner flüchten vor schiitischen Milizen

Die Offensive auf Falludscha hat jedoch die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten verschärft. An den Kämpfen im sunnitischen Kernland des Iraks sind auch mehrere berüchtigte schiitische Milizen beteiligt. Sunnitische Politiker und Menschenrechtler werfen ihnen Vergeltungsakte gegen Sunniten im Umland von Falludscha vor. Viele Sunniten im Irak sehen sich von der schiitischen Mehrheit diskriminiert, was als wichtige Ursache für die Stärke des IS gilt.

Die Offensive hat nach UN-Angaben mehr als 85.000 Menschen aus Falludscha und dem Umland in die Flucht getrieben. Helfer haben massive Probleme, die große Zahl erschöpfter Flüchtlinge bei hohen Temperaturen in der Wüste zu versorgen. Den Hilfsorganisationen fehlen nach eigenen Angaben Geld, Wasser, Zelte und Medikamente. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat bisher erst rund 20 Prozent des Geldes bekommen, das es für die Versorgung von Flüchtlingen im Irak braucht.

Auch in Syrien verliert der IS an Boden

Unter den 82 Opfern eines Luftangriffs auf den ostsyrischen Ort Kuria am Samstag sind nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrecht mindestens 58 Zivilisten. Aktivisten machten für die Bombardierung syrische und russische Flugzeuge verantwortlich. Syriens Militär hatte in der Vergangenheit immer wieder Ziele in der Gegend attackiert, weil der IS dort ein Ausbildungslager hat. Kuria liegt in der Provinz Dair as-Saur, die zum IS-Kerngebiet gehört.

Auch in anderen Teilen Syriens sieht sich der IS derzeit schweren Angriffen ausgesetzt. Im Norden des Landes rückten kurdische Truppen mit Hilfe von Luftangriffen der US-geführten internationalen Koalition tiefer in die Stadt Manbidsch vor, wie das Militärbündnis mitteilte. Die Stadt nahe der türkischen Grenze wird seit 2014 von den Dschihadisten beherrscht und liegt an einer wichtigen Versorgungsroute des IS aus dem Nachbarland. (dpa)