Für Donald Trump läuft es im Wahlkampf nicht mehr rund
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Von Dirk Hautkapp
Washington. Trump will US-Präsident werden. Doch offizieller Kandidat der Republikaner ist er noch nicht – und der Weg ist auch noch nicht geebnet.
14 Millionen Stimmen aus den Vorwahlen. Seit Wochen umstrittene, aber unangefochtene Nummer eins bei den Republikanern. Normalerweise müsste Präsidentschaftskandidat Donald Trump vier Wochen vor dem Krönungs-Parteitag in Cleveland auf einer Welle des Erfolgs schwimmen. Stattdessen steckt der durch radikalen Populismus bekannt gewordene New Yorker Bauunternehmer bis zur Halskrause in Schwierigkeiten.
Dass ein 19-jähriger offenbar mental gestörter Brite nach Behördenangaben gerade versucht hat, bei einer Wahlveranstaltung in Las Vegas einem Polizisten die Waffe zu entwenden und Trump zu erschießen, ist dabei noch das geringste Problem. Es bestand laut Polizei zu keiner Zeit eine reale Gefahr. Politisch sieht es anders aus. Eine Übersicht über Trumps Großbaustellen:
• Schwächelnder Rückhalt:
Die nötigen 1237 Delegierten-Stimmen, die ihm in Cleveland die Nominierung bringen sollen, hat Trump auf dem Papier schon seit Mai sicher. Die Unzufriedenheit über seine jüngsten Auftritte, vor allem die rassistische Kritik an einem Richter mit mexikanischen Wurzeln, der gegen ihn ermittelt, und sein selbstverliebtes Gebaren nach dem Massaker in Orlando, haben jedoch eine innerparteiliche Revolte neu belebt.
Rund 1000 Aktivisten erörterten jüngst bei einer Telefonkonferenz Mittel und Wege, um die Delegierten in Cleveland von den Ergebnissen der Vorwahlen in den jeweiligen Bundesstaaten zu entbinden. Die Parteispitze der Republikaner tut die Aktion nervös als Medien-Erfindung ab. Zumal keine konsensfähige Alternative zu Trump in Sicht ist. Zuletzt stellte aber ausgerechnet der mächtige Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, seinen Parteifreunden einen Persilschein aus, in dem er die Abstimmung über Trump in Cleveland indirekt zur Gewissensentscheidung erhob.
Dazu passt, dass bekannte Republikaner – unter anderem der komplette Bush-Clan, Ohios Gouverneur John Kasich und Marylands Gouverneur Larry Hogan – öffentlich erklärt haben, Trump nicht zu unterstützen. Auch republikanische Senatoren, die im November um ihre Wiederwahl fürchten, halten sich von Trump fern. „Er ist zu toxisch“, sagen sie.
Donald Trump will ins Weiße Haus
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• Knappe Finanzen:
Trump ist klammer als angenommen. Nach offiziellen Zahlen der Wahlkampfbehörde hatte der Milliardär, der damit prahlt, den gesamten Wahlkampf locker aus der eigenen Tasche bezahlen zu können, Anfang Juni keine zwei Millionen Dollar für Wahlwerbung zur Verfügung. Seine Rivalin Hillary Clinton kann dagegen mit über 40 Millionen Dollar planen.
Um den Engpass zu überwinden, haben Trump-Vertraute via Massen-E-Mail um Überweisung von jeweils 100.000 Dollar gebeten. Während Clintons Organisation 700 Mitarbeiter ausweist, hat Trump kaum mehr als 70 Leute unter Vertrag – landesweit. Vor allem in den absehbar umkämpften Wechselwähler-Bundesstaaten wie Virginia, Florida, Colorado und Ohio wirkt sich die enge Personaldecke nachteilig aus. Die Ebbe in Trumps Kasse geht auf superreiche Spender zurück, die ihr Portemonnaie weiter geschlossen halten. Sie wollen nicht auf ein „totes Pferd“ setzen.
• Miese Umfragen:
Die Wahlumfragen sind schlecht für Trump. Er hat nahezu alle relevanten Zahlen gegen sich. Im landesweiten Schnitt rangiert Hillary Clinton mit über sechs Prozent Vorsprung vor ihm. Trumps persönliche Werte – Beliebtheit, Wählbarkeit – sind dramatisch schlechter als die seiner republikanischen Vorgänger George W. Bush (2004), John McCain (2008) und Mitt Romney (2012) zur gleichen Zeit.
70 Prozent der Amerikaner haben keine gute Meinung von Trump – ein Negativwert historischen Ausmaßes, bei Republikanern sind es 56 Prozent. Vor allem die gebildete weibliche Wählerschaft lehnt Trump ab. Weiße Männer mit schlechten Bildungsbiografien sind dagegen weiter seine größten Fans.
Trump hat die Gefahr erkannt. Der Rauswurf seines grobschlächtigen Wahlkampf-Managers Corey Lewandowski wird in der Partei als Signal für eine Kursänderung verstanden. Aber nicht als Zeichen der Mäßigung. „Trumps Wahlkampf die schrillen, unversöhnlichen Spitzen zu nehmen“, sagen Beobachter in US-Medien, „wird nicht gelingen“. Warum? „Trump bleibt Trump.“
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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