Erfurt. Die Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsheime steigt fast täglich. Allein in der ersten Hälfte dieses Jahres gab es 51 Brandstiftungen.

Im ersten Halbjahr 2016 habe es bereits 563 Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte gegeben, sagte der Kriminaldirektor beim Bundeskriminalamt (BKA), Marc Schmitz, bei einer Tagung der ostdeutschen Verfassungsschützer in Erfurt. Die Behörden hätten 97 Gewaltdelikte gegen Asylunterkünfte registriert. Sie zählten 51 Brandstiftungen. „Dass es noch keine Toten gab, ist reines Glück“, sagte der BKA-Mann.

Ungefähr zwei Drittel der festgestellten Straftäter mit rechter Motivation seien bisher bei Verfassungsschutz und Staatsschutz nicht aktenkundig gewesen, erklärte Thüringens Verfassungsschutzchef Stephan Kramer. Es sprach von einer „sehr hohen Zahl“. Seit diesem Jahr listet das Bundeskriminalamt gesondert Delikte gegen Flüchtlinge außerhalb ihrer Unterkünfte auf. Demnach seien sie bislang 824 Straftaten ausgesetzt gewesen – zum Beispiel auf öffentlichen Plätzen oder an Bushaltestellen.

Auch Politiker wurden angegriffen

In 202 Fällen habe es Angriffe gegen „Amts- und Mandatsträger“ gegeben, erklärte der BKA-Beamte. Darunter fallen etwa Politiker, die sich mit der Flüchtlingsproblematik beschäftigen, Polizisten und Sozialarbeiter.

Einer Umfrage zufolge ist schon fast jeder zweite Bürgermeister wegen seiner Flüchtlingspolitik beschimpft oder persönlich beleidigt worden. Das Spektrum reicht von Verunglimpfungen und beleidigenden Mails über Schmierereien an Hauswänden bis hin zu toten Ratten vor der Haustür, wie eine Umfrage des Magazins „Kommunal“ unter 1000 Bürgermeistern ergab. 6 Prozent der Befragten gaben an, körperlich angegriffen worden zu sein, davon die Hälfte im Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik.

Bei den Attacken auf Asylbewerberheime stammten laut einer BKA-Analyse fast 78 Prozent der Täter aus dem gleichen Ort. Jeder zweite handelte demnach allein. (dpa)