London. Großbritanniens größtes Boulevardblatt „The Sun“ trommelt für den Brexit – sonst hätten bald die Deutschen das Sagen auf der Insel.

Die britische Zeitung „The Sun“ plädiert für einen Austritt Großbritanniens aus der EU. „Dies ist unsere letzte Chance, uns von der undemokratischen Brüsseler Maschine zu befreien. Es ist Zeit, die Gelegenheit zu nutzen“, schreibt das Massenblatt in der Dienstagausgabe auf der Titelseite. The Sun ist die auflagenstärkste Zeitung in Großbritannien. Sie gehört zum Imperium des in Australien geborenen, US-amerikanischen Medienunternehmers Rupert Murdoch. Die Briten stimmen am 23. Juni in einem Referendum ab, ob ihr Land in der EU bleiben soll, oder nicht.

Die Titelseite von „The Sun“ am Montag.
Die Titelseite von „The Sun“ am Montag. © BM | BM

„In den 43 Jahren unserer Mitgliedschaft ist die Europäische Union zunehmend gierig, verschwenderisch, einschüchternd und in Krisensituationen atemberaubend inkompetent aufgetreten“, heißt es in dem Artikel. „Wenn wir bleiben, wird Großbritannien in wenigen Jahren verschlungen von diesem rücksichtslos expandierenden, deutsch dominierten Föderalstaat.“ In der Union zu bleiben, werde die Einwanderung verstärken und sei schlecht für den Arbeitsmarkt, die Löhne und die britische Lebensart.

In Großbritannien haben die Brexit-Befürworter jüngsten Umfragen zufolge ihren Vorsprung vor den Anhängern eines Verbleibs des Landes in der EU etwas ausgeweitet. Laut zwei am Montag veröffentlichten ICM-Umfragen für die Zeitung „Guardian“ stimmen 53 Prozent der Befragten für einen EU-Austritt, den sogenannten Brexit. 47 Prozent votierten für einen Verbleib in der Europäischen Union. Vor zwei Wochen waren laut ICM-Erhebung noch 52 Prozent für einen Brexit und 48 Prozent dagegen.

Britische Anleihen auf Tiefstand

Derweil sind wenige Tage vor dem Referendum über einen Austritt Großbritanniens aus der EU die Renditen britischer Anleihen auf ein Rekordtief gefallen. Der Zins für das zehnjährige Papier fiel am Dienstagmorgen auf 1,183 Prozent und für den 30-jährigen Bond auf 2,010 Prozent. In Deutschland ist die Rendite der zehnjährigen deutschen Staatsanleihen unterdessen unter null Prozent gefallen. Damit müssen Anleger noch Geld mitbringen, wenn sie dem Bund Geld leihen wollen. (küp/rtr)