Mainz. „Fußballfans Fahnen runter“, forderten die grünen Jungpolitiker. Jetzt bekommen sie Morddrohungen – und sehen ihre Kritik bestätigt.

Nach einem Aufruf gegen „Party-Patriotismus“ zur Fußball-Europameisterschaft hat die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz nicht nur einen Proteststurm ausgelöst, sondern auch etliche Morddrohungen erhalten. Im Laufe des Tages werde die Partei-Jugendorganisation Strafanzeigen erstatten, sagte deren Sprecher Benjamin Buddendiek am Montag dem Evangelischen Pressedienst in Mainz. Unter dem umstrittenen Facebook-Appell vom vergangenen Freitag, während der Fußball-EM keine Deutschland-Flaggen in der Öffentlichkeit zu zeigen, befanden bis Montagmorgen schon mehr als 24.000 meist vernichtende Kommentare.

Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz hatte ihren Aufruf für einen Flaggen-Verzicht damit begründet, gegen nationalistisches Gedankengut vorgehen zu wollen. „Wer sich als patriotisch definiert, grenzt andere aus. Die Wirkung von Patriotismus hat immerzu Konsequenzen und wird besonders dort deutlich, wo er sich als aggressive Form darstellt und das Andere als Feind stigmatisiert“, hieß in dem Text, der mit den Worten endete: „Fußballfans Fahnen runter!“

Menschen nicht unter Generalverdacht stellen

Als die Kritik an dem Vorstoß immer weitere Kreise zog, veröffentlichte die Grüne Jugend am Wochenende bei Facebook einen zweiten, relativierenden Beitrag. „Es war nie unsere Absicht, Menschen unter Generalverdacht zu stellen“, hieß es dort. „Die vielen Hasskommentare, die sexistischen Äußerungen und die Nazi-Propaganda unter unserem Facebook-Post zeigen, dass dieser ,unverkrampfte’ Patriotismus doch nicht so harmlos daherkommt, wie es von manchen allzu oft behauptet wird.“ (epd)