London. Lässt die EU britische Nationalisten blöd aussehen beim Verbrennen von EU-Flaggen? Teile der Antwort werden viele Briten verunsichern.

In Großbritannien wird es langsam ernst, an diesem Dienstag endet die Frist zur Registrierung für die kommende Abstimmung über den EU-Verbleib, und es gibt keine klare Mehrheit. Da nutzen Brexit- und Bremain-Befürworter jede Möglichkeit zur Mobilisierung – und ein Mann beim Verbrennen einer EU-Flagge und eine EU-Verordnung zur Entflammbarkeit von Flaggen rücken in den Brennpunkt. Doch mit dieser Verordnung gibt es ein Problem: Nicht die EU ist schuld, wenn das Feuer der EU-Hasser erlöscht.

Es lässt sich darüber streiten, wie intelligent es ist, eine eigens gekaufte Flagge zu verbrennen. Doof aus sieht es spätestens dann aus, wenn das dann nicht mal richtig klappt. Als die Journalistin Felicity Morse ein GIF des kläglichen Versuchs eines maskierten Nationalisten verbreitete, war immerhin die Begeisterung ansteckend.

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Und da spielte es für die meisten Nutzer auch keine Rolle, dass die Szene eigentlich schon über ein Jahr alt ist. Zu schön scheint die Erklärung: Die verhasste EU lässt mit einer Verordnung EU-Hasser blöd dastehen. Unter den Nationalisten gab es aber empörte Stimmen, die in der schweren Entflammbarkeit der Flagge einen Eingriff von Brüsseler Meinungsdiktatoren in britisches Recht auf freie Meinungsäußerung sahen.

Briten legen mehr Wert auf Brandschutz

Doch eine Recherche bringt eine für Nationalisten vielleicht noch grausamere Wahrheit ans Licht: Es sind allenfalls die Briten selbst, die das Abfackeln der Flaggen sabotieren. Eine EU-weit harmonisierte Gesetzgebung zur Entflammbarkeit von Flaggen gibt es nicht, heißt es auf Nachfrage von der EU-Kommission. Die Mitgliedsstaaten stellten eigene Anforderungen zur Entflammbarkeit auf. In Großbritannien und Irland seien diese Anforderungen strenger als in den meisten anderen Mitgliedsstaaten. Dabei gehe es um eine Abwägung zwischen Risiken – Feuergefahr einerseits, Gesundheits- und Umweltrisiken durch die Produkte andererseits.

Generell stelle Großbritannien höhere Anforderungen an den Brandschutz bei Textilien, erklärt Hartmut Spiesecke, Sprecher des deutschen Gesamtverbands textil+mode. Das habe vermutlich historische Gründe. Gesetzliche Regelungen zur Entflammbarkeit gebe es nicht, „jeder kann produzieren, was er will.“ Genehmigungen nehmen auf Bezug auf Anforderungen, die in Industrienormen festgelegt sind, das britische Gegenstück zu DIN ist BSI. Heißt: Jeder kann einen Theatervorhang produzieren und verkaufen, wer aber ein Theater eröffnen will, muss einen Vorhang verwenden, der entsprechende Normen zum Brandschutz erfüllt. Heißt: Produziert und verkauft werden dürfen auch wachsgetränkte Flaggen. Die Nachfrage danach dürfte aber selbst bei den Briten nicht sonderlich hoch sein.

Verbrennungsvideo dauert gut sechs Minuten

Der ganze Jammer beim Anzünden der Flagge lässt sich auf Facebook in einem Video von mehr als sechs Minuten Länge verfolgen. Hochgeladen zum Spott auf einer Seite, die dem „Balaclava Flaggen-Trottel“ gewidmet ist.

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Auf Facebook hatte das Video auch seinen Ursprung genommen, hochgeladen einst von den „Bolton North West Infidels“, der „Stimme der weißen Nationalisten im Nordwesten“. Doch als es Spott hagelte, hatten die Ultrarechten es wieder gelöscht. Zu spät. Wie die NPD Trier ein amateurhaftes Video mit Fackelträgern nicht mehr einfangen konnte, hatten sich auch das Video der anonymen Flaggenleuchte längst andere Nutzer gesichert.

Da blieb den Nationalisten nur noch Schadensbegrenzung im Flaggenfeuerstreit: Sie luden ihrerseits das Video wieder in einer geschnittenen Version hoch, in dem das Feuer nicht erlischt. Die Klarstellung war ihnen offenbar ein großes Bedürfnis: „Wie man sieht, brennt die Flagge sehr wohl!“

Noch mehr Feueraktionen, die nicht zünden

Andere Videos zeigen aber, dass es nicht zum ersten Mal Probleme gibt:

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In Polen hatten EU-Gegner auch ihre Schwierigkeiten.

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Erfahrene Flaggenverbrenner meiden den Ruch von Peinlichkeit, in dem sie dem Feuer mit leicht brennbarem Deospray Futter geben.

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