Berlin. Das Bundesverteidigungsministerium hat das Sturmgewehr G36 erneut auf seine Treffsicherheit prüfen lassen. Das Ergebnis ist eindeutig.

Im Streit über die Treffsicherheit des Bundeswehr-Sturmgewehrs G36 bescheinigt auch ein abschließender Bericht im Auftrag des Bundesverteidigungsministeriums der Waffe schwere Mängel. „In fordernden Gefechtssituationen ist das gezielte, präzise Bekämpfen eines Gegners nicht zuverlässig möglich“, heißt es in dem vertraulichen Bericht, der Reuters am Dienstag vorlag. Für die Probleme sei wesentlich der Einsatz von Kunststoffteilen beim Bau des G36 verantwortlich.

„Bei schussinduzierter Erwärmung sorgt dieses Konstruktionsprinzip dafür, dass die Waffe spätestens nach Abgabe von 60 Schuss in schneller Folge heiß geschossen ist.“ Die Abweichungen in der Treffgenauigkeit ließen sich durch die Auswahl bestimmter Munitionsarten zwar verringern, jedoch nicht befriedigend abstellen. Auch ein Ersatz der Kunststoff- durch Metallteile biete kurzfristig keine Lösung, da dies einer Neukonstruktion gleichkäme.

Der Hersteller wehrt sich vor Gericht

Das Verteidigungsministerium will im Sommer darüber entscheiden, welches marktverfügbare Sturmgewehr das G36 ab 2019 bei der Bundeswehr ablösen soll. Die Bundeswehr nutzt das Gewehr des Hersteller Heckler & Koch seit 1996 und hat insgesamt 180.000 Exemplare davon beschafft. Bei Gefechten im Afghanistan-Einsatz hatten Soldaten keine Mängel an der Waffe festgestellt, wie eine Untersuchung Ende 2015 ergab.

Heckler & Koch wehrt sich unterdessen vor Gericht gegen Schadenersatzansprüche des Beschaffungsamtes der Bundeswehr. In einer mündlichen Verhandlung ließ der zuständige Richter beim Landgericht Koblenz am Freitag Medienberichten zufolge erkennen, dass er zur Auffassung des Unternehmens tendiert. Das Urteil wird am 2. September erwartet. (rtr)