Berlin. Nach der Boateng-Äußerung von AfD-Vize Alexander Gauland findet dessen Vorgänger Hans-Olaf Henkel klare Worte. Wahnwitz sei Strategie.

Hans-Olaf Henkel, ehemals stellvertretender AfD-Vorsitzender und heute EU-Abgeordneter der „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ (Alfa), hat die Aussagen des AfD-Vizechefs Alexander Gauland scharf kritisiert. „Die wahnwitzigen und rassistischen Äußerungen von Alexander Gauland sind Teil einer Strategie der AfD“, sagte Henkel unserer Redaktion.

Die Eskalation bringe der Partei in den Medien kostenlose Aufmerksamkeit. „Das sind Methoden, wie sie auch Donald Trump oder die FPÖ in Österreich nutzen“, sagte Henkel. Gauland sende damit ein Signal in den extrem rechten Teil in der AfD. Die Parteichefs Frauke Petry und Jörg Meuthen wiederum würden sich gemäßigt äußern und den bürgerlichen Teil der AfD ansprechen. „Dabei spielen sie das Spiel genauso mit, drehen sich nach dem politischen Wind. Das ist heuchlerisch und opportunistisch“, sagte Henkel.

„Unterwanderung zu spät bemerkt“

Der EU-Abgeordnete sagte, er selbst, der Parteichef der „Alfa“, Bernd Lucke, und 6000 andere ausgetretene ehemalige AfD-Mitglieder hätten „zu spät gemerkt, dass die Partei von rechts außen unterwandert wird“. Die Alfa-Partei sei ein Versuch, ein Programm für eine bessere Merkel-Politik zum Beispiel in der Flüchtlings- und der Euro-Politik anzubieten – „aber vernünftig und tolerant“.

Gaulands Äußerung hat zwischenzeitlich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) scharf verurteilt. „Der Satz, der da gefallen ist, ist ein niederträchtiger und ein trauriger Satz“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin auf die Frage eines Journalisten, wie Merkel den Bericht bewerte. Das Zitat von Gauland lautet: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“

Seibert sagte: „Jérôme Boateng hat es selbst auf den Punkt gebracht, als er gesagt hat: Traurig, dass so etwas heute noch vorkommt.“ Die Fußballnationalmannschaft habe „wunderbar“ reagiert mit einem Video unter dem Titel „Wir sind Vielfalt.“

Gauland hatte nach der Veröffentlichung bestritten, den Satz über Boateng gesagt zu haben. Die „FAS“-Journalisten bleiben aber bei ihrer Darstellung. (FMG)