Berlin. Die Kritik an AfD-Vize Gauland ebbt nicht ab. Nicht nur in Deutschland wird ausführlich berichtet. Die Kommentatoren sind sich einig.

Seine beleidigende Äußerung über den Fußball-Nationalspieler Jerome Boateng hat AfD-Vize Alexander Gauland viel Kritik eingebracht – und ein großes Medienecho. Auch im Ausland findet Gaulands Aussage große Beachtung. Der arabische Nachrichtensender „Al Jazeera“ berichtet ebenso wie der britische „Guardian“.

„Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben“, hatte Gauland der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zufolge gesagt. In Deutschland sind sich die Kommentatoren einig: Diese Provokation ist Teil der AfD-Strategie – und zutiefst rassistisch. Eine Presseschau:

Für „Spiegel Online“ kommentiert Sebastian Fischer: „Gaulands Kommunikationsstrategie ist alte Populisten-Schule: Man stellt etwas in den Raum, auf das man im Zweifel nicht festgelegt werden kann; die Anhänger aber verstehen die Botschaft ganz ohne Zweifel. Zugleich kann sich der Rechtspopulist als Opfer angeblicher medialer Kampagnen inszenieren. Jörg Haider war ein Meister dieses Faches.“

„Boateng ist ein Leuchtturm deutscher Vielfalt“

Richard Wagner von der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ glaubt, dass eine demokratische Auseinandersetzung mit der AfD ein frommer Wunsch bleibe. „Spätestens nach der wütenden Charakterisierung Deutschlands durch Parteichef Meuthen als „linksrotgrün verseucht und versifft“, nun nach der Entgleisung Gaulands und der immer größeren Nähe der AfD zu der von einem Kleinkriminellen geführten Pegida stellt sich die Frage, über was mit der AfD zu reden wäre und mit welchem Ziel. Gutnachbarschaftlich kann man sich das nicht mehr vorstellen.“

Gaulands Aussagen zeigten, wie verlogen die AfD agiere, schreibt auch Sven Flohr von der „Welt“-Gruppe : „Boateng ist ein Leuchtturm deutscher Vielfalt und müsste als solcher auch der AfD dienen, die so gern darauf verweist, dass es in ihrer Migrantenkritik ja nicht um jene ginge, die sich hiesigen Sitten und Gebräuchen anzupassen vermögen. Was immer das heißen mag. Aber nein: Der Schwarze darf gern mitkicken, vor dem Bier danach möge er aber bitte nach Hause fahren.“

„Unverblümter kann man rassistisches Denken kaum äußern“

In der „Süddeutschen Zeitung“ bewertet Heribert Prantl die Äußerungen als saudumm und gefährlich: „Das Mildeste, was dazu zu sagen ist, ist ein variierter Satz aus der Arzneimittelwerbung: Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie die Kriminalstatistik. Saudummes Gerede ist nicht einfach nur saudumm; es ist gefährlich; es kann die Volksverhetzung-Schwelle überschreiten. Es kann neue Hetze und neue Gewalt provozieren. Die NPD macht das ungeniert. Die AfD macht das geschickter und subtiler.“

Der Berliner „Tagesspiegel“ kommentiert: „Eindeutig muss in Gaulands Menschenbild ein Deutscher hellhäutig sein, nur der stünde für das, was man „von den Väter ererbt“ habe. Keinerlei Integration bewahrt somit jeden, der sich von diesem ethnischen Stereotyp unterscheidet, davor, ausgegrenzt, von Gauland und Gesinnungsgenossen als „nicht deutsch“ eingestuft zu werden. Unverblümter kann man rassistisches Denken kaum äußern.“

Der Nachrichtensender „Al Jazeera“ berichtet nachrichtlich über die Cause Gauland/Boateng. Der „Guardian“ aus England sieht den Kommentar von Alexander Gauland in einer Reihe mit den beleidigenden Kommentaren von rechtsextremden Anhängern der Pegida-Bewegung. Diese hatten auf Facebook gegen die Marke Kinderschokolade und einige Nationalspieler gehetzt, weil der Hersteller Ferrero Kinderbilder von Ilkay Gündogan sowie auch Jerome Boateng auf seine Packungen gedruckt hatte. (bnb)