Berlin. Von Tausenden toten Flüchtlingen war am Donnerstag die Rede. Später korrigierte Sea-Watch die Zahlen. Ein Sprecher entschuldigt sich.

Die private Initiative zur Rettung von Flüchtlingen in Seenot, Sea-Watch, räumt Fehler in der Kommunikation ein. Am Donnerstag hatte Sea-Watch von möglicherweise Tausenden Toten im Mittelmeer berichtet. Die Rede war von der womöglich schlimmsten Tragödie im Mittelmeer seit Beginn der Flüchtlingskrise. Später mussten die Helfer die Zahlen deutlich nach unten korrigieren. Der Pressesprecher spricht nun von einer „falschen Einschätzung“ der Lage. „Für uns ist das unglücklich gelaufen, weil es natürlich an unserer Glaubwürdigkeit kratzt“, sagte Ruben Neugebauer „Spiegel Online“.

Am Donnerstag waren die Helfer mit dem Seenotrettungsschiff Sea-Watch II mehrfach vor der Küste Libyens im Einsatz. Auf der Facebook-Seite der Organisation hatte es geheißen: „Am heutigen Tage findet womöglich die schlimmste Tragödie im Mittelmeer statt, die je erlebt wurde.“

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Neugebauer sagte, das Social-Media-Team habe beim Hochrechnen der Zahlen Informationen durcheinander gebracht. „Das war ein Fehler, für den wir uns nur entschuldigen können.“ Bei Sea-Watch arbeiteten ehrenamtliche Mitarbeiter, die oft keine Profis seien.

„Die Situation vor Ort ist sehr unübersichtlich“

„Wenn ein Notruf abgesetzt wird, ist nicht jedes Mal das Boot auch gekentert“, erklärte er den Fehler. Am Donnerstag habe es drei bestätigte Fälle von großen Holzbooten gegeben, die tatsächlich untergegangen seien. „In der Vergangenheit war es so, dass auf diesen Booten etwa 400 bis 700 Leute an Bord waren und mehrere hundert ums Leben kamen. Dazu gab es noch Dutzende weitere Rettungseinsätze.“ So seien die falschen Schätzung zustande gekommen.

Neugebauer beschreibt eines der Probleme der Helfer bei ihrer Arbeit. „Bei den Holzbooten hat man das Problem, dass ein Teil der Menschen an Deck ist, und ein anderer Teil unter Deck“, sagte er „Spiegel Online“. Die Menschen hätten bei einer Havarie oft keine Chance, das Boot noch zu verlassen. „Die Opferzahl, die unmittelbar gezählt werden kann, ist die der Menschen an Deck.“ Zudem sei die Situation vor Ort sehr unübersichtlich.

„Wir gehen immer noch davon aus, dass gestern möglicherweise Hunderte Flüchtende vor der libyschen Küste ertrunken sind“, sagte Neugebauer. Es sei in jedem Fall eine der größten Rettungsaktionen gewesen. Fatal würde es sein, wenn durch den Fehler vom Donnerstag „der Eindruck entsteht, dass alles nicht so schlimm ist, was da passiert.“ (sdo)