Hiroshima. Mit Barack Obama besucht erstmals ein US-Präsident die japanische Stadt Hiroshima, wo 1945 eine amerikanische Atombombe detonierte.

US-Präsident Barack Obama hat bei einem historischen Besuch in Hiroshima für eine Welt ohne Atomwaffen geworben. „Wir müssen Lehren aus Hiroshima ziehen“, sagte Obama in der japanischen Stadt, die vor 71 Jahren von einer amerikanischen Atombombe zerstört wurde. Es war der erste Besuch eines US-Präsidenten am Mahnmal in Hiroshima. Wie zuvor angekündigt entschuldigte sich Obama nicht für die verheerende Zerstörung im August 1945.

An der Gedenkstätte im Friedenspark in der japanischen Großstadt legte Obama einen Kranz mit weißen Blumen nieder. Er schloss kurz die Augen. An seiner Seite stand Japans Regierungschef Shinzo Abe, der ebenfalls einen Kranz niederlegte und sich zu Ehren der Opfer verbeugte. Beide schüttelten als Zeichen der Freundschaft die Hände.

US-Präsident Obama besucht Hiroshima

Historische Visite am 27. Mai 2016: Der amerikanische US-Präsident Barack Obama bei der Kranzniederlegung am Friedensdenkmal in Hiroshima.
Historische Visite am 27. Mai 2016: Der amerikanische US-Präsident Barack Obama bei der Kranzniederlegung am Friedensdenkmal in Hiroshima. © REUTERS | TORU HANAI
Stilles Gedenken an die Opfer des Atombombenabwurfs.
Stilles Gedenken an die Opfer des Atombombenabwurfs. © Getty Images | Atsushi Tomura
Auch der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat einen Kranz niedergelegt und ...
Auch der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat einen Kranz niedergelegt und ... © REUTERS | CARLOS BARRIA
... den Besuch von  Obama in Hiroshima als historisch gewürdigt.
... den Besuch von Obama in Hiroshima als historisch gewürdigt. © REUTERS | TORU HANAI
Obama ist der erste US-Präsident, der die japanische Stadt Hiroshima besucht.
Obama ist der erste US-Präsident, der die japanische Stadt Hiroshima besucht. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Obama habe mit seinem Besuch „eine schwierige, aber wundervolle Entscheidung“ getroffen.
Obama habe mit seinem Besuch „eine schwierige, aber wundervolle Entscheidung“ getroffen. © Getty Images | Atsushi Tomura
Shigeaki Mori hat den Angriff überlebt und wird von Obama umarmt.
Shigeaki Mori hat den Angriff überlebt und wird von Obama umarmt. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Obama war am Nachmittag (Ortszeit) in der japanischen Millionenstadt eingetroffen.
Obama war am Nachmittag (Ortszeit) in der japanischen Millionenstadt eingetroffen. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Im August 1945 war Hiroshima von einer amerikanischen Atombombe zerstört worden.
Im August 1945 war Hiroshima von einer amerikanischen Atombombe zerstört worden. © REUTERS | CARLOS BARRIA
US-Präsident Barack Obama bei der Landung in der Nähe des Friedensparks und -museums von Hiroshima (Japan).
US-Präsident Barack Obama bei der Landung in der Nähe des Friedensparks und -museums von Hiroshima (Japan). © REUTERS | CARLOS BARRIA
Ein Hubschrauber brachte US-Präsident Barack Obama sicher nach Hiroshima. Obama und der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe reisten am Nachmittag (Ortszeit) vom G7-Gipfel in Ise-Shima ins etwa 400 Kilometer entfernte Hiroshima.
Ein Hubschrauber brachte US-Präsident Barack Obama sicher nach Hiroshima. Obama und der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe reisten am Nachmittag (Ortszeit) vom G7-Gipfel in Ise-Shima ins etwa 400 Kilometer entfernte Hiroshima. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Die Polizeipräsenz vor und während der Ankunft Obamas in Hiroshima war extrem groß.
Die Polizeipräsenz vor und während der Ankunft Obamas in Hiroshima war extrem groß. © REUTERS | TORU HANAI
Vor seinem Besuch in Hiroshima hielt Obama eine Rede auf dem Militärstützpunkt in Iwakuni im Westen Japans.
Vor seinem Besuch in Hiroshima hielt Obama eine Rede auf dem Militärstützpunkt in Iwakuni im Westen Japans. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Der amerikanische Präsident bei der Landung in Iwakuni.
Der amerikanische Präsident bei der Landung in Iwakuni. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Obama sprach über seinen Besuch als „Möglichkeit der Aussöhnung“.
Obama sprach über seinen Besuch als „Möglichkeit der Aussöhnung“. © Getty Images | Jean Chung
Die Atombombe hatte 92.000 Menschen sofort getötet, bis Jahresende 1945 starben 130.000 Menschen an den Nachwirkungen.
Die Atombombe hatte 92.000 Menschen sofort getötet, bis Jahresende 1945 starben 130.000 Menschen an den Nachwirkungen. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Die USA haben rund 47.000 Soldaten in Japan stationiert.
Die USA haben rund 47.000 Soldaten in Japan stationiert. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Händeschütteln und Erinnerungsfotos müssen sein.
Händeschütteln und Erinnerungsfotos müssen sein. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Auch die ganz Kleinen sind zur Visite Obamas gekommen.
Auch die ganz Kleinen sind zur Visite Obamas gekommen. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Doch Begeisterung ...
Doch Begeisterung ... © REUTERS | CARLOS BARRIA
... sieht anders aus.
... sieht anders aus. © REUTERS | CARLOS BARRIA
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„Wir gedenken aller Unschuldigen, die während dieses Krieges ums Leben gekommen sind“, sagte Obama in seiner fast 20-minütigen Rede. Die USA und Japan hätten aus der Geschichte gelernt und Freundschaft geschlossen. Die Welt trage Verantwortung, dass sich solches Leid nicht wiederhole. „Wir haben die gemeinsame Verantwortung, der Geschichte ins Auge zu blicken.“ Schon zu Beginn seiner Amtszeit hatte Obama 2009 in einer wegweisenden Rede in Prag eine atomwaffenfreie Welt gefordert. „Wir müssen unsere Denkweise über den Krieg selbst ändern, um Krieg durch Diplomatie zu verhindern.“

Mehrheit der Amerikaner hält Angriff für berechtigt

Vor der symbolischen Visite in Hiroshima hatte Obama klar gemacht, dass er sich nicht entschuldigen würde, was Japans Regierung auch nicht von ihm erwartet hatte. Die Mehrheit der Amerikaner hält den Atomschlag bis heute für berechtigt, weil ihrer Ansicht nach damit der Zweite Weltkrieg beendet wurde.

Ministerpräsident Abe würdigte den Besuch als historisch. „Wir schlagen eine neue Seite in unseren Geschichtsbüchern auf.“ Obama habe „eine schwierige, aber wundervolle Entscheidung“ getroffen. Auch Abe rief zur Abrüstung auf: „Das ist unsere Verantwortung: Eine Welt ohne Atomwaffen zu schaffen.“

„In dem Bild der aufsteigenden Pilzwolke, die über dieser Stadt aufstieg, werden wir stark an die Widersprüche der Menschheit erinnert“, sagte Obama. Wissenschaftliche Entdeckungen und Innovation brächten nicht nur Fortschritt, sondern schüfen auch „immer wirksamere Tötungsmaschinen“. Die USA hielten große Arsenale von Atomwaffen. „Aber wir müssen der Logik der Angst entkommen.“

Obama gedachte auch Toten von Nagasaki

Er zeigte sich aber skeptisch, wann eine atomwaffenfreie Welt erreicht werden könne. „Wir mögen dieses Ziel in meiner Lebenszeit nicht erreichen. Aber mit dauerhaften Anstrengungen können wir die Möglichkeit einer Katastrophe verhindern“, sagte Obama. Die Arsenale könnten verringert und die Weiterverbreitung verhindert werden.

Zu Beginn seines Besuches in dem Friedenspark hatte Obama das Museum besucht, das die verheerenden Auswirkungen des Atomwaffeneinsatzes dokumentiert. Der Blitz der Atombombe hatte Hiroshima in ein Inferno verwandelt. Von den 350.000 Bewohnern starben auf einen Schlag schätzungsweise mehr als 70.000 Menschen; Ende Dezember 1945 lag die Zahl schon bei 140.000. Drei Tage nach dem ersten Abwurf zündeten die Amerikaner über Nagasaki eine zweite Atombombe. Bis Dezember 1945 starben dort etwa 70.000 Menschen. Die genaue Opferzahl der beiden Atombombenabwürfe wird sich nie ermitteln lassen, weil viele erst an den Spätfolgen der radioaktiven Strahlung starben.

In seiner Rede gedachte Obama auch der Toten von Nagasaki. „Der Zweite Weltkrieg fand sein brutales Ende in Hiroshima und Nagasaki“, sagte der US-Präsident. „Wir kommen hierher, um an die Opfer zu erinnern“, sagte Obama. „Ihre Seelen sprechen zu uns. (dpa)