München. Der frühere SPD-Politiker stellt sich den Fragen eines Reporters. Er ist mit einem Hotelmanager verlobt und will heiraten.

Zwei Jahre ist es her, dass Sebastian Edathys Karriere zu Ende ging. Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete stürzte über eine Kinderpornografie-Affäre, verließ erst die Politik und dann einige Zeit später auch das Land. Inzwischen lebt er im Exil in Nordafrika, wo genau, das weiß kaum einer.

Ein Journalist des „SZ Magazins“ hat ihn dort nun besucht, in einem Haus am Rande einer arabischen Stadt, das Edathy für 400 Euro im Monat mietet. In dem Bericht spricht Edathy über die Vorwürfe gegen ihn, aber auch über die soziale Isolation und seinen gesundheitlichen Zustand.

„Eindeutig nicht pädophil“

Edathy, ehemals Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestags und auch Chef des NSU-Untersuchungsausschusses, war im Februar 2014 von seinen Ämtern zurückgetreten. Damals war bekannt geworden, dass der SPD-Politiker Nacktbilder von Kindern über einen Versand in Kanada bezogen hatte. Im Zuge der Ermittlungen gegen den Versand waren die Beamten auch auf Edathy aufmerksam geworden. Ein Verfahren wegen des Verdachts des Besitzes von Kinderpornografie wurde später gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt.

Heute sagt Edathy, der Erwerb der Filme sei „unnötig und falsch“ gewesen. Außerdem weiß er, dass er sich zu spät zu seiner moralischen Schuld bekannt hat. Den Vorwurf, er sei pädophil, weist er deutlich zurück. Er habe kein sexuelles Interesse an Minderjährigen, er sei eindeutig nicht pädophil – und erklärt sein Fehlverhalten psychisch: Womöglich sei er „strukturell generell ein Borderliner.“

Edathy ist verlobt

Edathy hatte nach Bekanntwerden der Affäre zahlreiche Morddrohungen bekommen. Deshalb hat er Deutschland verlassen. Nun lebt er also in Nordafrika, laut des Berichts recht bescheiden und auch ohne Einkommen. Psychisch ist er weiterhin angeschlagen, er versucht seinem Leben durch einen geregelten Tagesablauf Struktur zu geben. Zudem sitzt er an einem Buch – es soll laut des Berichts eine „Realfiktion“ über sein eigenes Schicksal werden. Er erzählt angesichts der Perspektivlosigkeit seines Lebens von Selbstmordgedanken.

Privat scheint er glücklich zu sein. Edathy ist laut SZ verlobt und will sich im Dezember in Deutschland offiziell verpartnern. Sein Partner sei Hotelmanager in dem arabischen Land, in dem er jetzt wohne, heißt es in dem Bericht. (dpa/sdo)