Washington. Das US-Militär muss mit Uralt-Technik auskommen. Kaum zu glauben: Die Nuklearwaffen werden mit Rechnern aus den Siebzigern koordiniert.

Das Papier liest sich wie eine nüchterne Bestandsaufnahme – doch die Sprengkraft des Berichts, den der amerikanische Rechnungshof GAO zusammengestellt hat, ist enorm: Das US-Verteidigungsministerium arbeitet zum Teil mit völlig veralteter Computertechnik. Die US-Army, immerhin größte Streitmacht der Welt, benutzt vielfach noch Rechner aus den 70er-Jahren. Und das in Zeiten, da sich die Militärs immer stärker auf einen High-Tech-Cyberkrieg einstellen müssen.

Laut den Experten des GAO erfuhren sie aus dem Pentagon, dass in einigen Abteilungen Computer-Komponenten im Einsatz sind, die mindestens 50 Jahre alt sind. So benutze das Verteidigungsministerium 8 Zoll Floppy Disks in einem System, das die operativen Funktionen der nationalen Atomwaffen koordiniert. Auf den Disketten, die längst kein privater PC-Besitzer mehr in Benutzung hat, finden gerade einmal wenige Kilobyte Daten Platz. Moderne Datenträger wie etwa ein Flash-Drive bieten heute das Millionenfache.

„Wie ein Atari-Spiel in einer Xbox-Welt“

In anderen Ministerien sieht es zum Teil nicht besser aus: So benutzt das Finanzministerium laut GAO eine Software, die aus den 50er-Jahren stammt und eng mit der damaligen Hardware verknüpft ist. Das für die Versorgung von Kriegsveteranen zuständige Ministerium muss sich demnach mit einer Software abmühen, die auf COBOL basiere – eine Programmiersprache, die in den 50er- und 60er-Jahren entwickelt wurde und auf IBM-Großrechnern läuft. Das Pentagon kündigte nun an, zumindest die Floppy Disks im nächsten Jahr austauschen zu wollen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die veraltete Technik in der US-Administration zum Thema wird. Erst vor wenigen Monaten kritisierte das „Wall Street Journal“, die Regierungs-IT mache in der modernen Computerwelt den Eindruck „wie ein Atari-Spiel in einer Xbox-Welt“. Schon damals wurde bemängelt, dass die US-Sozialversicherungsbehörde Systeme und Codes aus den 60er-Jahren nutzen müssten.

Schon mehrfach Hacker-Angriffe auf Regierungsrechner

Auch deshalb hatte US-Präsident Barack Obama im Februar angekündigt, ab 2017 insgesamt 19 Milliarden Dollar bereitzustellen, um Cyberangriffe auf die Regierungscomputer abzuwehren. Das wären fünf Milliarden Dollar mehr als im Vorjahr. Denn schon mehrfach waren die anfälligen Systeme Ziel von Hackern. So berichtete die US-Bundespersonalbehörde OPM im September letzten Jahres, Cyber-Angreifer hätten neben anderen persönlichen Daten von 22 Millionen Bediensteten auch die Fingerabdrücke von 5,6 Millionen Personen abgezapft. Der Verdacht fiel auf chinesische Hacker.

Und Anfang 2016 stellten Unbekannte, die sich in das Regierungsnetzwerk eingeklinkt hatten, die Daten von rund 22.000 Mitarbeitern des amerikanischen Heimatschutzministeriums ins Internet, zudem persönliche Informationen zu 9000 Mitarbeitern des FBI – darunter Namen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen.