Köln. Die Bevölkerung in Deutschland wächst einer Studie zufolge schneller als gedacht. Grund ist jedoch nicht nur der Flüchtlingszustrom.

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) rechnet in Deutschland entgegen bisherigen Annahmen mit einem Bevölkerungsanstieg. Die Zahl der Einwohner von derzeit 81,9 Millionen werde bis 2021 auf 83,9 Millionen steigen, teilte das Institut am Montag mit. Das IW widersprach damit der Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2015. Die offizielle Bevölkerungsvorausberechnung berücksichtige die Rekordzuwanderung und die gestiegenen Flüchtlingszahlen nicht, erläuterten die IW-Forscher.

Hauptursache für den Bevölkerungsanstieg sei die hohe Nettomigration – von den zwei Millionen Einwanderern 2015 seien jedoch nur gut die Hälfte Flüchtlinge gewesen. „Deutschland wird auch wegen seiner niedrigen Arbeitslosigkeit als Einwanderungsland immer attraktiver“, sagte IW-Geschäftsführer Hans-Peter Klös. Unterm Strich kamen 1,1 Millionen Ausländer mehr in die Bundesrepublik als fortzogen, und damit so viele wie nie zuvor.

Deutschland altert trotz Zuwanderung

Ab 2028 werde die Einwohnerzahl wieder leicht sinken. Trotzdem sind es im Jahr 2035 laut IW-Prognose 83,1 Millionen – etwa drei Millionen mehr, als das Statistische Bundesamt in seiner Bevölkerungsvorausberechnung annimmt. „Diese gravierende Abweichung müssen Politiker und Entscheider berücksichtigen, wenn sie zum Beispiel Infrastrukturen planen oder über den Wohnungsbau und die Arbeitsmarktpolitik nachdenken“, empfahl Klös.

Die Zuwanderung ändert allerdings nichts daran, dass Deutschland altert. 2035 werden laut IW fast 26 Prozent der Bevölkerung älter als 67 sein, heute sind es knapp 19 Prozent. (dpa/rtr)