Washington. Taliban-Anführer Mullah Achtar Mansur ist bei einem Luftangriff getötet worden. Das bekräftigt nun auch US-Präsident Barack Obama.

US-Präsident Barack Obama hat den Tod des Taliban-Anführers Mullah Achtar Mansur bestätigt, der bei einem US-Drohnenangriff in der pakistanischen Provinz Baluchistan getötet wurde. Obama sprach in einer am Montag vom Weißen Haus herausgegebenen Erklärung von einem „wichtigen Meilenstein in unseren Anstrengungen, Frieden und Wohlstand nach Afghanistan zu bringen.“

Obama rief die radikalislamischen Taliban zu Verhandlungen mit der afghanischen Regierung auf. Die USA stünden weiter an der Seite der Einheitsregierung von Präsident Aschraf Ghani. Washington werde weitere Schritte gegen extremistische Netzwerke unternehmen, die die USA bedrohten.

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Mansur kam bei einem US-Drohnenangriff in der pakistanischen Provinz Baluchistan ums Leben. Die US-Verteidigungsminister gab den Angriff bereits am Samstag bekannt, hielt sich aber mit einer Einschätzung zurück. Der afghanische Geheimdienst NDS, Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah und der afghanische Botschafter in Pakistan bestätigten den Tod von Mansur am Sonntagnachmittag per Kurznachrichtendienst Twitter.

Mullah Muhammad Akhtar Mansoor auf einem unscharfen Foto. Der Talibanchef ist getötet worden.
Mullah Muhammad Akhtar Mansoor auf einem unscharfen Foto. Der Talibanchef ist getötet worden. © dpa | Afghan Taliban Militants / Hando

Laut US-Verteidigungsministerium hatten mehrere Drohnen das Auto des Talibanchefs am Samstagnachmittag in einem entlegenen Gebiet nahe der Stadt Nushki südwestlich von Quetta mit Raketen beschossen. Mansur hatte Mitte 2015 offiziell die Führung der Taliban übernommen. Danach begannen interne Machtkämpfe. Wer nun Mansurs Führungsposition übernehmen wird, ist nicht klar.

Ablehnung von Friedensgesprächen

Der afghanische Geheimdienst NDS, Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah und der afghanische Botschafter in Pakistan hatten seinen Tod am Sonntagnachmittag bestätigt. Auch ein Sprecher des Präsidentenpalastes sagte, Mansur sei tot. Lediglich die Taliban selbst wiesen die Nachricht am Sonntag in einer Botschaft zurück, die sie per Telefon-Nachrichtendienst übermittelten.

Mansur hatte Ende Juli 2015 offiziell die Führung der Taliban übernommen, danach tobten blutige interne Machtkämpfe unter den Taliban. Im Geheimen hatte er die Islamisten aber schon länger geführt: Sein Vorgänger Mullah Omar, so stellte sich damals heraus, war schon zwei Jahre lang tot, bevor sein Ableben verkündet wurde. Mansur und andere aus dem Führungsgremium hatten den Tod aus Angst vor Machtkämpfen verschwiegen.

Mansur war ein ehemaliger Minister

Mansur, der auf Mitte 40 geschätzt wird, war schon einflussreich, als die radikalislamischen Taliban zwischen 1996 und 2001 in Afghanistan herrschten. Er wurde zuerst Flughafenchef der großen südafghanischen Stadt Kandahar, später Minister für den Flugverkehr. Er war somit nicht nur für die staatliche Fluglinie Ariana zuständig, sondern auch für die Luftwaffe des Landes, die allerdings damals nur aus ein paar alten Flugzeugen und Hubschraubern bestand.

Das Pentagon macht Mansur für den Tod Tausender afghanischer Zivilisten und Sicherheitskräfte verantwortlich gemacht. Er sei aktiv an der Planung von Angriffen gegen Einrichtungen in Kabul und anderen Teilen Afghanistans beteiligt gewesen. Er habe auch eine Bedrohung für US-Personal und Verbündete im Land dargestellt.

Schlagkraft der Taliban ist ungebrochen

Die Schlagkraft der Islamisten am Hindukusch war zuletzt ungebrochen: Laut Experten sind mehr als 100 der rund 400 Bezirke des Landes entweder in der Hand der Taliban oder dauerhaft umkämpft. Die Zahl der zivilen Opfer war 2015 mit mehr als 11.000 Toten und Verletzten auf den höchsten Stand seit Beginn der internationalen Intervention gestiegen. Für 62 Prozent der Opfer seien die Aufständischen verantwortlich, berichteten die UN.

Am Freitag hatte die Nato beschlossen, dass der aktuelle Einsatz in Afghanistan auch im kommenden Jahr fortgesetzt wird. Im vergangenen Mai hatte die westliche Allianz noch erwogen, den aktuellen Militäreinsatz 2017 in eine zivile Mission umzuwandeln. (dpa)