Berlin. Wie viel haben AfD und der rechtsextreme Front National gemein? Marine Le Pen und Co. jedenfalls sind an einer Annäherung interessiert.

Wie groß ist die Schnittmenge zwischen der Alternative für Deutschland und Frankreichs rechtsextremem Front National (FN)? Aus Sicht der Franzosen offenbar ist sie groß genug, um eine engere Zusammenarbeit beider Parteien zu forcieren.

Wie der „Spiegel“ berichtet, hat der FN Frauke Petry nun auch schon offiziell zu Gesprächen eingeladen, auch solle die AfD-Chefin einen Parteitag der Rechtsextremen besuchen. Die beiden Parteien hätten gemeinsame Interessen, sagte Edouard Ferrand dem Nachrichtenmagazin. Eine Annäherung, die nicht nur außerhalb der AfD kritisch gesehen wird.

Der stellvertretende AfD-Vorsitzende Alexander Gauland ist gegen eine enge Zusammenarbeit seiner Partei mit der französischen Rechtsaußen-Partei. „Ich würde es nicht für sinnvoll halten, jetzt ein symbolträchtiges Treffen zwischen (den Parteichefinnen) Marine Le Pen und Frauke Petry zu organisieren“, sagte Gauland der Deutschen Presse-Agentur.

FN bemüht um bürgerliches Image

Der Front National bemüht sich um ein bürgerliches Image, hat seine Positionen im Vergleich zur Zeit des Parteigründers Jean-Marie Le Pen aber kaum verändert. Der Vater der Parteichefin wurde mehrfach wegen Anstiftung zum Rassenhass und Leugnung von Nazi-Verbrechen verurteilt; er wurde später von seiner Tochter Marine aus dem FN gedrängt. Sie hat gute Chancen, bei der Präsidentenwahl 2017 in die Stichwahl zu kommen. Nach eigenen Angaben hat die Partei rund 83.000 „Mitglieder und Unterstützer“. Selbst sieht sich der FN als Bewegung, nicht als Partei.

Chefin des Front National: Marine Le Pen.
Chefin des Front National: Marine Le Pen. © REUTERS | CHARLES PLATIAU

Der bayerische AfD-Landeschef Petr Bystron forderte seine Partei auf, enger mit der FN zusammenzuarbeiten. Er sagte dem „Spiegel“: „Selbstverständlich sollten AfD-Vertreter wie Frauke Petry den Front National treffen und gemeinsame Schnittmengen erkunden.“

Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Parteien sieht auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Joachim Poß. „Beide Parteien wüten und hetzen, ohne den Menschen in Europa realitätstüchtige und demokratische Lösungen für die anstehenden Probleme zu bieten“, sagte er dem „Handelsblatt“.

Gauland sieht andere Ansätze bei Innenpolitik

Gauland sieht das anders. Er sagte, eine Zusammenarbeit mit Le Pen im Europäischen Parlament sei für die AfD kein Problem, weil beide Parteien für ein „Europa der souveränen Vaterländer“ einträten. Das „innenpolitische Gesicht“ der französischen Partei sehe jedoch ganz anders aus als das der AfD. „Bis vor kurzem war der Front National auch antisemitisch“, fügte er hinzu.

Der EU-Abgeordnete Marcus Pretzell hatte sich nach seinem Ausschluss aus der konservativen EKR-Fraktion Anfang Mai der rechten EFN-Fraktion im Europäischen Parlament angeschlossen. Dieser Fraktion gehören neben der österreichischen FPÖ auch die italienische Lega Nord, der Front National und die niederländische PVV von Geert Wilders an. Die zweite AfD-Abgeordnete im Europäischen Parlament, Beatrix von Storch, wurde Mitglied der EFDD-Fraktion des britischen Rechtspopulisten Nigel Farage (Ukip). (ba/dpa)