Damaskus. Die Waffenruhe in Syrien wird immer brüchiger, bei einem Angriff auf ein Krankenhaus starben am Donnerstag mindestens 20 Menschen.

Trotz Waffenruhe sind bei Luftangriffen auf ein Krankenhaus im nordsyrischen Aleppo offenbar mindestens 20 Menschen getötet worden. Unter ihnen seien drei Kinder sowie einer der letzten Kinderärzte in dem von Rebellen beherrschten Bezirk, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag mit. Die Berichte konnten zunächst nicht überprüft werden.

Das Bombardement traf einer Bürgerwehr zufolge auch umliegende Gebäude, in dem medizinisches Personal untergebracht war. Zunächst war unklar, wer für die Angriffe verantwortlich war.In den vergangenen Monaten wurden der syrischen Regierung sowie Russland wiederholt gezielte Angriffe auf Kliniken vorgeworfen.

USA und Russland zu mehr Engagement aufgefordert

Die Kämpfe in Aleppo sind eskaliert und gefährden massiv die im Februar verabredete Waffenruhe. Nach Erkenntnissen der Beobachtungsstelle wurden in den vergangenen sechs Tagen bei Luftangriffen der Regierungstruppen 84 Zivilisten getötet. Den Angriffen der Rebellen auf die von der Armee kontrollierten Stadtteile seien 49 Zivilisten zum Opfer gefallen. Im Gebiet von Aleppo kämpfen Extremisten der Al-Nusra-Front gegen die Armee von Präsident Baschar al-Assad.

Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura hat die USA und Russland zu einer neuen Friedensinitiative für Syrien aufgefordert. Die beiden Weltmächte müssten sich für eine Rettung der brüchigen Waffenruhe und eine Wiederbelebung der stockenden Verhandlungen für ein Ende des Bürgerkriegs einsetzen, sagte de Mistura am Donnerstag in Genf. Es sei eine dringliche Initiative auf höchster Ebene nötig, an der auch einflussreiche Länder der Region beteiligt werden müssten. Die anhaltende Gewalt erschwere die Gespräche zwischen Regierung und Opposition. In den vergangenen 48 Stunden sei in Syrien alle 25 Minuten ein Zivilist getötet worden.

Im Mai könnten die Friedensverhandlungen weitergehen

De Mistura sagte, er rechne mit der Fortsetzung der Friedensverhandlungen im Mai. Ein konkretes Datum nannte er nicht. Zwar lägen die Vorstellungen über die politischen Veränderungen in Syrien noch weit auseinander. Doch gebe es auch eine Annäherung in einigen Punkten, etwa dass einer Übergangsführung Mitglieder der alten Regierung, der Opposition und unabhängige Vertreter angehören könnten.

Die größte Oppositionsgruppe Hohes Verhandlungskomitee hatte sich vor einer Woche aus den Gesprächen zurückgezogen, weil es aus ihrer Sicht keine Fortschritte in dieser Frage gab und die Kämpfe wieder zunahmen. Die Opposition fordert, dass Präsident Baschar al-Assad von einer Übergangslösung für Syrien ausgeschlossen wird. Die Regierungen in Damaskus und Russland lehnen diese Vorbedingung ab. Ein weiterer Streitpunkt sind gegenseitige Vorwürfe, die Waffenruhe nicht einzuhalten. (dpa/rtr)