Genf. „Auf Anordnung des türkischen Ministerpräsidenten getötet“, steht auf einem Ausstellungsfoto in Genf. Die Türkei protestiert energisch.

Die Türkei hat von der Stadtverwaltung in Genf die Entfernung eines Ausstellungsfotos verlangt, auf dem Kritik an Präsident Recep Tayyip Erdogan geübt wird. Auf dem Bild des Genfer Fotografen Demir Sönmez aus dem Jahr 2014 ist ein Transparent zu sehen, auf dem Erdogan für den Tod eines Jugendlichen bei einer Protestaktion in Istanbul verantwortlich gemacht wird.

In französischer Sprache steht auf dem Transparent neben einem Porträtfoto: „Ich heiße Berkin Elvan, die Polizei hat mich auf Anordnung des türkischen Ministerpräsidenten getötet“. Die Genfer Stadtregierung will sich nach Angaben ihres Sprechers am Dienstag mit der vom türkischen Konsulat übermittelten Forderung befassen.

Ausstellung vor dem Genfer Sitz der UN

Das beanstandete Bild ist Teil einer Ausstellung mit 58 Fotografien auf dem Place des Nations vor dem Genfer Sitz der Vereinten Nationen. Sie soll planmäßig noch bis zum Sonntag laufen.

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Elvan war im Sommer 2013 am Rande der Gezi-Proteste im Istanbuler Viertel Okmeydani von einer Tränengaskartusche tödlich am Kopf verletzt worden. Nach Darstellung seiner Eltern war er unterwegs gewesen, um Brot zu kaufen, als er getroffen wurde. Am 11. März 2014 starb der Teenager im Alter von 15 Jahren nach monatelangem Koma.

Türkei mischt sich auch in EU-Förderung für Konzertprojekt ein

Die Türkei interveniert bereits zum wiederholten Mal bei einem Kulturprojekt. Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Ankara auf EU-Ebene gegen das Konzertprojekt „Aghet“ der Dresdner Sinfoniker zum Genozid an den Armeniern vor 101 Jahren interveniert hat. Der türkische EU-Botschafter verlange, dass die Europäische Union die finanzielle Förderung für die internationale Produktion einstellt, sagte Intendant Markus Rindt.

Rindt sprach von einem „Angriff auf die Meinungsfreiheit“. Das Projekt, das im November 2015 in Berlin Premiere hatte und auch in Istanbul gastieren soll, sieht er aber nicht in Gefahr. „Ich glaube nicht, dass unsere Agentur einknickt.“ (dpa)