Berlin. Böse Überraschung für 160.000 Rentner: Mit der Rentenerhöhung zum 1. Juli will der Staat bei ihnen erstmals Einkommensteuer kassieren.

Eigentlich ist der 1.Juli 2016 für die Rentner in Deutschland ein schöner Tag: Dann steigen die gesetzlichen Altersbezüge im Westen um 4,25 Prozent, in Ostdeutschland sogar um 5,95 Prozent. Doch die stärkste Rentensteigerung seit Jahren hat für viele Ruheständler einen bitteren Beigeschmack: Sie müssen künftig Einkommensteuer bezahlen, weil ihre Einkünfte über dem steuerlichen Freibetrag liegen.

Mit der kräftigen Rentenerhöhung würden 160.000 Rentner erstmals steuerpflichtig, heißt es in einem Schreiben des Bundesfinanzministeriums an den Bundestag, das unserer Redaktion vorliegt. Der Fiskus freut sich schon: Die Steuer-Mehreinnahmen aus der aktuellen Rentensteigerung sollen 2017 bei 720 Millionen Euro liegen, erläutert der Parlamentarische Staatssekretär Michael Meister (CDU).

Mehr als jeder fünfte Rentner ist steuerpflichtig – und es werden mehr

Nach dieser Rentenanhebung werden laut Finanzministerium insgesamt etwa 4,4 Millionen Ruheständler im Jahr 2017 zur Einkommensteuer herangezogen. Damit ist bereits mehr als jeder fünfte der rund 20 Millionen Rentner steuerpflichtig. Und es werden künftig noch mehr. Die Rentensteuer trifft seit 2005 eine zunächst kleine, aber jährlich wachsende Gruppe Ruheständler. Wer 2005 in Rente ging, dessen Rente wird nur zur Hälfte in die Besteuerung einbezogen, für den aktuellen Neurentner-Jahrgang 2016 sind es schon 72 Prozent.

Doch wird von diesem Anteil ein Grundfreibetrag von 8652 Euro abgezogen, der steuerfrei bleibt – bei Ehepaaren sind es 17.304 Euro. Wer darüber liegt, muss eine Steuererklärung abgeben, kann aber Ausgaben etwa für Vorsorge oder Krankheitskosten absetzen. Im Gegenzug zur Steuerbelastung werden die Rentenbeiträge von Arbeitnehmern immer mehr von der Einkommensteuer freigestellt.