Hameln. Hier wollten Polizisten nicht bleiben: Drei NRW-Hundertschaften, die beim Obama-Besuch helfen sollen, haben ihr Quartier verweigert.

Riesenwirbel vor dem Besuch von US-Präsident Barack Obama am Sonntag in Hannover: Die für die Sicherung des Großereignisses abkommandierten drei Einsatzhundertschaften der Polizei aus Nordrhein-Westfalen drohen nach Informationen der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ mit offiziellem Protest gegen die Einsatzplaner. Grund ist ein offenbar völlig verdrecktes Quartier, in dem Beamten in Hameln schlafen sollen.

Nachts Quartier gewechselt – Dienstbeginn 5.30 Uhr

Die ehemalige britische Kaserne soll nach Urin und Erbrochenem stinken. Die Bettdecken seien mit Blutflecken verdreckt, die Böden unzumutbar schmutzig. Die erste NRW-Hundertschaft, die bereits am Freitagabend zum Unterstützungseinsatz angereist war, weigerte sich, das zugewiesene Quartier zu beziehen. Das gab es noch nie in der jüngeren Polizei-Geschichte. Nach Verhandlungen mit den Einsatzplanern wurden die Polizisten noch in der Nacht in eine andere Unterkunft nach Hannover gebracht. Am Samstagmorgen um 5.30 Uhr mussten die NRW-Polizisten wieder zum 16-Stunden-Einsatz parat stehen.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) ist nach Informationen der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ auf Betreiben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) bereits eingeschaltet worden. Die drei NRW-Hundertschaften, insgesamt mehr als 360 Polizisten, drohen damit, gegen die Unterbringung offiziell Widerspruch einzulegen (Remonstration), sollte das Quartier nicht bis zum Samstagabend komplett gereinigt worden sein.

NRW-Hundertschaften besonders oft im „Hilfs-Einsatz“

Der Eklat um den Obama-Einsatz gilt als Indiz, dass sich die Hundertschaftbeamten aus NRW nicht mehr alles gefallen lassen wollen. In der Vergangenheit waren sie überproportional häufig in anderen Bundesländern im Einsatz, mussten nebenbei immer häufiger vor Fußball-Stadien, bei Demonstrationen und bis 2015 sogar beim umstrittenen „Blitzermarathon“ Dienst schieben.

Riesenärger hatte es bereits im Nachgang zum G7-Gipfel 2014 im bayerischen Elmau gegeben. Erst nach langem Ringen wurde den 2000 NRW-Polizisten der volle 13-tägige Alpen-Einsatz als Dienstzeit bezahlt. Ursprünglich wollte das NRW-Innenministerium Zeiten in der Unterkunft als Freizeit werten, was in der Polizei für helle Empörung gesorgt hatte.

Dieser Artikel ist zuerst auf derwesten.de erschienen.