Berlin. Keine Perspektive, Sprachbarrieren, Sehnsucht nach der Heimat: Immer mehr Iraker zieht es zurück in ihr Land. Das belegen neue Zahlen.

Eine steigende Zahl von Flüchtlingen kehrt der Bundesrepublik den Rücken: Immer mehr Iraker verlassen Deutschland, um ihr Leben wieder in der Heimat zu verbringen. Die Zahl der Menschen, die das bundesweite Rückkehrer-Programm genutzt haben, stieg im Monat Februar sprunghaft an. Fast drei Mal so viele Iraker kehrten im Februar in ihr Land zurück wie noch im Monat zuvor, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte. Insgesamt 580 Menschen nutzten das sogenannte Rückkehrer-Programm, im Januar waren es noch 175.

Die Zahl dürfte tatsächlich allerdings noch weit höher liegen. Denn das Rückkehrer-Projekt der Internationalen Organisation für Migration (IOM) unterstützt lediglich Menschen, die sich eine Rückreise ins Heimatland nicht leisten können. Das Projekt übernimmt für die Rückkehrer den Flug und schießt ihnen noch eine sogenannte Starthilfe von 750 Euro pro Erwachsenen zu (375 Euro pro Kind). Diese Kosten tragen Bund und Länder. „Eine Co-Finanzierung erfolgt derzeit durch einen EU-Fonds“, so eine Sprecherin des BAMF.

Familie meist treibende Kraft

Der Trend lässt sich auch anhand der von der irakischen Botschaft ausgestellten Reisedokumente nachzeichnen. Bereits im Herbst vergangenen Jahres verzeichneten die irakischen Vertretungen in Deutschland einen Anstieg der sogenannten Behelfsreisepässe: Hatten sie von Januar bis Oktober des Vorjahres insgesamt nur rund 150 solcher Dokumente ausgehändigt, waren es allein im letzten Quartal 1250. Das Auswärtige Amt bestätigte entsprechende Medienberichte.

„Freiwillige Ausreisen in Krisenländer sind keine Einzelfälle“, sagt Johann Ehrnsperger vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg. Auch nach Afghanistan und Pakistan gingen Menschen zurück. „Meistens ist die Familie die treibende Kraft.“ Außerdem kämen viele mit überhöhten Erwartungen an das Leben in Deutschland.

Veränderte Sicherheitslage im Nordirak

Im vergangenen Jahr nutzten nach Angaben des Bundesamtes mehr als 37.220 Menschen das Rückkehr-Förderprogramm; die meisten stammten aus den Balkanstaaten. Syrer können sich derzeit nicht bei der Rückkehr in ihr Heimatland unterstützen lassen – die Sicherheitslage lässt das nicht zu.

Die hohe Zahl der freiwilligen Rückreisen in den Irak führen die Behörden auch auf die verbesserte Sicherheitslage im Norden des Landes zurück. Seit der letzten Offensive der irakischen Armee sei die Terrormiliz IS dort nicht mehr so stark vertreten. Auch die USA haben weitere militärische Hilfe versprochen. Zur Unterstützung der irakischen Regierung im Kampf gegen die Terrormiliz wollen die USA weitere 217 Soldaten in das Land schicken, kündigte das Pentagon am Montag an. (mit dpa)