Berlin. Helmut Kohl mahnt: Die Lösung der Flüchtlingskrise liege nicht in Europa, sondern in den Krisenregionen. Er sorgt sich um die EU.

Altkanzler Helmut Kohl hat kurz vor seinem Treffen mit dem umstrittenen ungarischen Regierungschef Viktor Orban die Aufnahme Hunderttausender Flüchtlinge in Europa kritisiert. „Die Lösung liegt in den betroffenen Regionen. Sie liegt nicht in Europa. Europa kann nicht zur neuen Heimat für Millionen Menschen weltweit in Not werden“, schreibt Kohl im Vorwort zur ungarischen Ausgabe seines Buchs „Aus Sorge um Europa“. Ein Auszug daraus wurde vom „Tagesspiegel“ veröffentlicht.

Der CDU-Politiker sieht die Europäische Union demnach in einer Zerreißprobe, denn durch den „Rückfall in altes, nationalstaatliches Denken“ würden „unser Frieden und unsere Freiheit existenziell gefährdet“. Den Regierungen der EU-Staaten empfiehlt der 86-Jährige „mehr Miteinander statt Gegeneinander, mehr Vertrauen als Misstrauen, mehr Verlässlichkeit und Berechenbarkeit im Umgang miteinander“.

„Kulturelle Interessen berücksichtigen“

Kohl mahnt zudem, neben humanitären Aspekten müsse Europa auch „wohlbegründete kulturelle und sicherheitspolitische Interessen berücksichtigen“. So kämen viele Flüchtlinge „aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Sie folgen zu einem wesentlichen Teil auch einem anderen als dem jüdisch-christlichen Glauben, der zu den Grundlagen unserer Werte- und Gesellschaftsordnung gehört“.

Der Altkanzler (1982-1998) empfängt den rechtskonservativen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban am Montag zuhause bei sich in Ludwigshafen. Orban gilt in Sachen Flüchtlingspolitik als schärfster Kritiker von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). (dpa)